Die Dämonen der Straßen

Der Bus gelangte auf eine holprige Landstraße und begann seine instabile Lage in unruhigen Aufundabstößen zu demonstrieren. Sie war müde und lehnte halbschlafend an seiner Schulter. Er war hellwach und wünschte sich weg von ihr. Zusammengekettet waren sie, durch ihre kriminelle Partnerschaft in einem fremden Land.

Als die Stöße heftiger wurden, legte sie ihren Arm um ihn, um durch ihn an ihrem Halbschlaf festzuhalten. Von den fetten, irischen Wiesen war nun nichts mehr zu erkennen. Dunkelheit hatte das Land ringsum aufgefressen. Selten hatte er eine solche Finsternis beobachtet. Weit und breit kein Licht. Kein Haus. Keine Straßenschilder. Die Schmerztabletten fingen an, ihre Wirkung zu verlieren und sein Mund begann erneut zu pochen. Er seufzte leise, aber sie schien ihn nicht zu hören.

Bald sah er durch die Windschutzscheibe des Busfahrers – ein Mann mit Mütze im künstlich purpurfarbenen Licht des Busses – die Scheinwerfer eines Autos auf sich zukommen. Die Straße war eng, jemand würde ausweichen müssen, der Bus wurde langsamer. Die Scheinwerfer kamen näher und das purpurne Licht im Bus verlosch, verglühte langsam, bis er vollkommen im Dunkeln saß. Er schien plötzlich allein in diesem Bus zu sein. Er konnte selbst sie weder sehen, noch riechen. Ihr sonst so lautes Parfüm war verstummt.

Die Scheinwerfer des Autos erfassten den Bus, dessen Inneres, erfassten ihn und mit einem Mal kam ihm der Gedanke, dass der Fahrer dieses anderen Wagens der Teufel war. Und obwohl er niemanden erkennen konnte, geschweige denn das Auto selbst sehen, glaubte er zu wissen, dass der Teufel ihn anlächelte. Und er ahnte, dass er nie jemand davon erzählen können würde aber er war sich sicher, dass der Teufel ihn gesehen hatte. Er wusste nun wer er war.

Nachdem die Scheinwerfer den ganzen Bus für den Bruchteil einer Sekunde vollständig erleuchtet hatten, war der Bus zum Stillstand gekommen. Dann war der fremde Wagen vorüber und der Bus fuhr wieder. Sie küsste ihn auf die Wange und das purpurne Licht war wieder da. Er vergrub eine Hand in ihrem Haar.

Später als sie den Küstenort Connemara erreicht hatten, lagen sie wach und regungslos in ihrem Pensionsbett. Niemand sprach. Von draußen hörten sie das kränkliche Jammern einer Möwe und das monotone Pfeifen einer Autoalarmanlage. Vierzig Minuten später waren beide eingeschlafen. Sie träumten vom Tod ihrer Angehörigen und vom Ausgestoßensein.