Die Stadt der Toten

Begrabt mich in Recoleta. Begrabt mich in Buenos Aires. Lasst meine Asche mit den hohen Winden um die Stadtpaläste wehen, aber baut mir bitteschön ein Mausoleum in Recoleta.

Nehmt einen Engel auf mein Dach, der hochnäsig und unberührbar Wache hält. Setzt einen schwarzen Hund vor die Tür zu meiner Krypta, der die Ungläubigen und die Spötter reisst, bis ihr Blut auf die Stufen zu meiner neuen Behausung tropft.

Zimmert mir einen Sarg aus glänzendem Holz, beschlagen mit Messing und Gold. Mein Name steht eingraviert auf dem schweren Deckel der nichts dort drinnen gefangen hält, weil man nichts gefangen halten kann, was nicht mehr da ist.

Haucht mir mit diesen Liedern Leben ein. Lasst meine Stimme am Abend auferstehen. In klammen Nächten vor Sonnentagen betrinkt ihr euch und denkt an mich, damit ich den beginnenden Tag nicht mehr erlebe und ihr aus dem nassen Grab der Erinnerung klettern könnt.

Begrabt mich in Recoleta. Begrabt mich in Buenos Aires. Lasst meine Asche mit den hohen Winde um die Stadtpaläste wehen, aber baut mir um Gottes Willen ein Mausoleum in Recoleta.

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  1. „Es sei denn, daß ich die Male der Nägel in seinen Händen sehe und meine Finger in die Male der Nägel und in seine Seite lege, so will ich es nicht glauben.“ Hierba mala nu muere, Burnster.

  2. Auf dem Friedhof Recoleta gibt es ein sehr beeindruckendes Mausoleum von Bartolomé Mitre. Das kannte ich vorher nicht.

  3. Na, Verehrtester, da wollen Sie aber hoch hinaus. Ob sich das einrichten lassen wird – ich weiß ja nicht. Aber wenn wir alle zusammenlegen, reicht es ja vielleicht für ein Berliner Mausoleum. Das bauen wir dann aus sehr vielen Ytong-Steinen auf den Falkplatz, geben irgendwelchen polnischen Anstreichern Geld, um das Ganze allerliebst zu colorieren, und einmal jährlich veranstalten wir Festspiele zu ihren Ehren mit rituellem Bratwurstgrillen, Abspielen Ihrer reizenden CD, und blonde Bacchantinnen tanzen eine Runde um Ihr Grabmal.

    Is doch auch was.

  4. Na gut. Mit der Faust in der Tasche lasse ich mich auch in Berlin beerdigen. Ich kenne da einen netten Friedhof an der Prenzlauer. Sie auch, Madame Modeste, nicht?

  5. Beeindruckend. Noch mehr beeindruckt war ich allerdings vom Ägyptischen Museum in Kairo. Alles voller ausgebuddelter Mumien. Ziemlich pietätlos in einem Nebenraum, der wie eine Abstellkammer wirkte lag einer in einer billigen Glasvitrine. Auf dem Schld stand sinngemäß: Ramses III, aus der Zeit von Moses. Oder so ähnlich.

    Was solls, vorbei ist vorbei.

  6. Schön finde ich diese Bilder. Ich mag Friedhöfe gerne. Sie sind so aussagebkräftig und trotz der Ruhe erlebt Frau lebendige Momente dort! Am Prenzlauer Berg war ich letztens essen. Allerdings nicht Leichenschmaus! ;-)

  7. In Bielefeld gibt’s den zweitgrößen Friedhof Europas – auch eine Alternative, oder? Und jetzt keinen Kommentar, dass Bielefeld ohnehin ein einziger Friedhof sei – hat ’nen Bart!

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