Autopilot

Eines ist mir auf der Lesung in Hamburg aufgefallen. Im Vergleich zu vielen meiner Mitblogger vermag ich nicht, den Alltag präzise zu beschreiben, ihn unbekümmert in Humoresken zu tunken und ihn dann zum Besten zu geben. Das gelingt mir weder inhaltlich noch stilistisch. Auf den Beschreibungen der Welt, in der ich und meine Charaktere sich bewegen, liegt ein Schleier, der den Blick für Details und gleichzeitig das Wesentliche trübt. Melodien, Lieder sind sie, mehr als Erzählungen. Und wenn ich mich auch noch so anstrenge, so liege ich doch stets ein wenig neben dem, was sich in einer guten Geschichte gehört.

In der Schule war ich nicht schlecht im Deutschunterricht und gerade in Aufsatzlehre wusste ich in frühem Alter zu glänzen. Doch je älter ich wurde desto öfter häuften sich Rotstiftanmerkungen wie „Ausdrucksweise“, „Stil“, „Kontext“, „merkwürdig“ oder einfach nur „unleserlich.“ Selbst bei meinen Essays in Englisch verstörte ich trotz profunder Wortschatz- und Grammatikkenntnisse so manche Lehrkraft mit Abschweifungen an irrelevanten Stellen und Sinnverkürzungen an gravierenden.

Was ist also mit mir los? Kann ich am Ende vielleicht gar nicht wirklich schreiben? Bin ich ein wirrer Komponist, der Wörter wie Noten zusammenstellt, die nur das Trommelfell schinden, wenn man sie spielt? Bin ich ein Hochstapler, der sich das über der Jahre selbst zugesprochene Talent eigentlich wieder absprechen sollte? Ich glaube nicht.

Vielmehr hat es etwas mit meinem Wahrnehmungsvermögen zu tun. Manierismen, Details und Gepflogenheiten missachte ich, weil ich ein fauler Schlamper bin, was sich immer gut als Unkonventionalität und Nonkonformismus tarnen lässt. Das ist aber nur der formale Aspekt. In Inhalt und in meiner Semantik bin ich verschroben, pathetisch, eigensinnig und ein wenig düster und was protzig klänge, stellte man es nur so zum Selbstzweck heraus, ist in Wirklichkeit nichts anderes als das Resultat dessen was ich sehe und tue, wenn ich nicht schreibe. In anderen Worten: What I See Is What You Get.

Und wenn mich diese Bloggerei eins gelehrt hat, dann ist es, zu erkennen, dass ich schreibe wie ich lebe und dass ich es auch gar nicht anders kann. Dann am Ende des Tages noch ein wenig damit zufrieden zu sein, gleicht dem Einsinken in die Ruhephase einer vormals stressigen Beziehung. Ich blogge gerne.