Schüler: Lehr mich den Weg der Befreiung.
Meister: Wer bindet dich?
Schüler: Niemand.
Meister: Warum dann Befreiung suchen?
(Buddhistische Weisheit)
Es gibt ein Leben da draußen. Manchmal nehme ich daran teil und manchmal nicht. Manchmal, wenn ich daran teilnehme, habe ich immer noch das Gefühl, dass ich kein Teil davon bin. Dann trinke ich, arbeite ich und ficke ich wie alle Anderen und habe immer noch das Gefühl, kein Teil der Menge zu sein. Wenn ich dann kein Teil der Menge bin und weder ficke, arbeite noch feiere, dann fühle ich mich wie ein Tourist in einem Land, dessen Gepflogenheiten ich kaum kenne und keineswegs beherrsche.
Es ist wie Urlaub in Lorette De Mar mit zwanzig. Man sagt mir, hier blüht der Exzess, hier kannst du Sex finden, hier regiert der Spaß. Und es ist wie verhext, aber ich kann nicht dabei sein. Es geht einfach nicht. Obwohl ich zuhause in Regensburg trinke wie ein Vieh und den Röcken erfolgreich hinterher jage, ich kann nicht einsteigen ins Lorette De Mar Gefühl. Ich stehe da und blicke aufs Meer und die Lautstärke der Anderen bedrängt mich nur.
Ich frage mich, ob ich jemals aufhören werde, mich fremd zu fühlen. Ob ich jemals Herr der Gesamtlage sein werde. Ob ich jemals nicht das Gefühl haben werde, dass etwas ganz Großes an mir vorbei zieht. Ob ich jemals sagen kann: Das bin ich und ihr seid kein Teil davon, ohne das geringste Verlangen, ein Teil von euch zu sein.
Es gibt ein Leben da draußen. Komm und hol es dir, sagt man mir. Sei ein Teil davon. Und während so viele denken, ich sei das Leben da draußen, so bleibe ich doch hier drinnen und denke, sie sind es und ich werde es nie sein. Nichts davon ist wahr, nichts davon ist falsch. Alles was passiert, passiert einfach und wir alle sind ein Teil davon.
ich fühle mich drinnen immer öfter wohl. ob das an der vertrauten umgebung liegt?
Das Gefühl kenne ich (jeder wahrscheinlich). Ich nenne das – äußerst liebevoll übrigens – meinen persönlichen Autismus. Mit zunehmendem Alter finde ich das Gefühl immer attraktiver …
man wird es nie sein. aber man gewöhnt sich dran.
Das suggerierte Lorette De Mar Gefühl war nie der Gipfel der Gefühle, Aussichten und Höhepunkte verlagern sich. Und wenn es draußen regnet, kann man herrlich drinnen spielen.
Lu: Als Liierter/Liierte tut man sich draussen wie drinnen meist ein wenig leichter, dünkt mir:)
Creezy: Das scheint mir die richtige Einstellung zu sein.
Liz: Bist du dir da so sicher?
Markus: Zugegeben, Lorette De Mar ist ein hanebüchenes Beispiel. Aber zu bierernst sollte mein kleiner buddhistischer Exkurs nun auch nicht werden.
das bild zum text versteh ich nicht. muss ich aber auch nicht.
Alter Hit von Lambchop:
I’m a stranger here
I’m a stranger everywhere
And when I get home tonight
I’m a stranger there
Sabbeljan: Da gibt’s schon Zusammenhänge. Aber das überlasse ich jedermanns Fantasie. Und auch wenn du das damit in Abrede stellst, glaube ich, du hast genug.
Simon: Kurt Wagner weiß sicher wovon er spricht.
Das Gefühl
kennekannte ich auch. Irgendwann ist es einfach tierisch langweilig geworden mir darüber Gedanken zu machen. Seitdem lebe ich vielleicht ignoranter aber durchaus angenehmer.Lieber Michael. Nicht bös gemeint, aber das glaube ich niemanden so richtig mit der wohlfeilen Ignoranz.
nein burner, drinnen ist man immer allein.
und draussen kann man sich auch unter zehn leuten alleine fühlen, aber das muss ich wohl nicht laut sagen.
Ach Bernie, das mit der Ignoranz soll ja nicht heissen, dass mir alles wurscht ist. Es ist nur so viel schöner bei mir zu sein statt in den Köpfen der Anderen. Und wenn mir im Leben etwas fehlt, fang ich an in mir zu graben und nicht „da draussen“. Es hat lang gedauert bis ich soweit war. In Deinem Alter wär ich noch nicht mal auf den Gedanken gekommen über sowas nachzudenken. Im Ernst.
Aber ist das nicht gerade das Geile?
Die Fähigkeit, alles mit einem Abstand und sachlich betrachten zu können?
Das Fremdfühlen ist natürlich ein schaler Beigeschmack; wenn man sich seiner Weltcheffigkeit aber bewusst ist, verschwindet das sukzessive.
Und Du kannst Dir weißgott einer Weltcheffigkeit bewusst sein; auch ohne im Armdrückcontest mit dem Dalai Lama zu scoren, knowimsayn!? :)
Es ist zum kotzen, dass die Gesamtnaivität mit der Zeit flöten geht. Nützt aber nix.
des basst scho, burnster. und muss vielleicht auch so sein.
(c) Einstürzende Neubauten
…ich hatte grade eine gänsehaut…
danke, ich fühle mich seit langem das erste mal wieder verstanden!
Alle diese Typen verbringen ihre Zeit damit, sich zu erklären, voller Glück festzustellen, dass sie derselben Meinung sind. Wie wichtig sie es nehmen, mein Gott, dass alle zusammen dasselbe denken. Man braucht nur zu sehen, was für ein Gesicht sie machen, wenn in ihrer Mitte einer dieser Menschen mit Fischaugen auftaucht, die nach innen zu sehen scheinen und mit denen man sich ganz und gar nicht mehr einigen kann. (Jean-Paul Sartre, Der Ekel)
Ach, mein Zitate Champion Razzcal verteidigt wieder mal erfolgreich seinen Titel, trotz eines wehrhaften Versuchs vom guten alten Rossi.
@ Rationalstürmer: Sehr korrektes Zitat.
zum Text nur dito
Abschlussfahrt in der 13. ging nach Lorette. War wirklich exzessiv! Frage: Ist das auf dem Bild ein Gebäude von Siemens?
Keine Ahnung, Herr SirParker. Tut es was zur Sache?
Ein Lorret de Mar-Gefühl hatte ich nie. Aber den Text habe ich in mir drin auch schon einmal geschrieben. Zumindest einige Absätze. In johlenden Mengen überkräuselt mich zwischenzeitliches Befremden. Es ist oft eher das Dabei als Mittendrin. Mein Leben ist nicht das DSF. Aber wer wollte das auch schon?
Naja, Fußballstammtisch wär´aber schon nicht schlecht, Ole. Meinetwegen auch in Lloret.
Burns: Ich weiß ja auch net. Das musste halt her. Unbedingt. Die Fischaugen, weißt. Und bei allen Heiligen, jetzt poppt da grad die Metaebene auf.
Herr Kid: Danke.
@Burnster: Nein, eigentlich tut es nichts zur Sache!
ja.
Fußballstammtisch wär durchaus okay. Solange Udo Lattek nicht dauernd dabei ist und, wenn, die Rechnungen zahlt…
Manchmal hat man das Gefühl, das Leben geht an einigen Tagen an einem rechts und links vorbei.
Oder wie Dieter Hildebrandt bei „Kir Royal“ zu Franz Xaver Kroetz sagt: „Du, Baby, ich glaub, da läuft was ganz gewaltig an uns vorbei.“