Cut & Go

Ich bin in einer anderen Stadt, in einem neuen Hotelzimmer. Ich bin entstellt und nicht abgeholt. Ich bin aufgeschnitten und verflixt, aber nicht zugenäht worden. Jemand hat mir die Heimat entwendet. Es war wohl nur ein Versehen, aber jetzt sitze ich fern von den Meinigen und starre auf diesen Bildschirm und sein blaues Licht entfacht sich in dem dunklen Hotelzimmer. Früher sah ich nur fern, jetzt bin ich es. Und ich muss ihr „Auf Wiedersehen“ sagen, weil man nirgendwo lange bleiben kann, wenn einem die Heimat entwendet wurde. Niemand kann sich auf ewig ein Hotelzimmer leisten. Sie kann mich vermutlich schon nicht mehr richtig sehen, ich verschwimme schon auf ihrem Gegenbildschirm. Sie dagegen ist noch dran, sie ist noch da und niemand kann mich davon überzeugen, dass ich alles richtig gemacht habe, als ich den Hörer auflege und den Kontakt unterbreche. Ich bin jetzt in einer schönen, scheuen Welt, die sich erst von mir überzeugen muss. Ich bin in einem anderen Leben, ich bin in einer neuen Verfassung. Ich bin zugeknöpft, geflickt und einsatzbereit.

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