Requiem: Die Radieschen von unten

Ich kann kaum glauben, dass heute ein neuer Tag anbrechen konnte, an dem die Sonne scheint und es Kaffee und Brötchen zum Frühstück gibt. Dass es überhaupt noch so etwas wie Alltag und Normalität geben kann nach der gestrigen Nacht. Was hat er gestern nur wieder angestellt, der Depp, fragt ihr euch vielleicht. Hat er endlich mit Heike Makatsch geknutscht? Hat er das Bode-Museum angezündet oder haben ihn Außerirdische entführt um herauszufinden, wie ein einziger Mensch nur soviel hochprozentigen Alkohol in sich speichern kann? Nein, nichts dergleichen. Also zumindest nichts, was euch was angeht.

Es war viel schrecklicher. Ich habe einen Teil meiner Famile verloren. Bevor ihr jetzt aber vor Schreck Blut hustet, kläre ich auf: Ich habe mir gestern die letzte Folge der fünften Staffel von Six Feet Under angesehen und damit auch die Familiensaga beendet. Dass die meschuggen Fishers jetzt nicht mehr Teil meines Alltags sind, ist ja schlimm genug. Wie dann aber der Zuseher in der extralangen Episode unter der Regie von SFU-Schöpfer Alan Ball dramaturgisch und dialogisch gequält wird, gleicht meiner Vorstellung eines emotionalen Guantanamo Bay. Jemand den Abschied einfach machen, geht ganz anders. Aber nach den verlust- und tränenreichen vorhergehenden 62 Episoden, in dem einem wirklich gar nichts an menschlichem Abgrund erspart geblieben ist, hatte ich eigentlich sowieso kein Kinder-Pingui-Ende erwartet. Keine Sorge, ich verrate nicht wie es ausgeht, falls es jemand noch nicht gesehen haben sollte. Nur soviel: Selbst hier am Nordstrand wurden ein paar Tränen vergossen.

Und jetzt sitze ich hier und kann es kaum fassen, dass das meine letzte Zusammenkunft mit den Fishers gewesen sein soll. Denn nochmal tue ich mir den ganzen Wahnsinn nicht an. Meine DVD-Boxen wandern direkt an einen guten Freund, der noch an die Strahlkraft des Lebens glaubt und den Tod tapfer verneint. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja einen Kinofilm. Bis dahin gilt „Everyone’s Waiting“ und Rest In Peace, my bittersweet Lindenstraße Of Death.

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  1. Eine ganz volle Kanne Mitleid – die größte, wo gibt!
    Was für dich der Abschied von ‚Sixt feet under‘ – war für die nicht nur weibliche Fangemeinde der von ‚SATC‘ vergangenes Jahr. Habe bis Ende des Selbigen nur Schwarz getragen. Selbstredend, dass frau zu dieser persönlichen prime time nicht ans Telefon ging, das hatte schnell die Runde gemacht. Leider bleibt das Telefon seitdem Dienstagsabends (immer noch) still .. ;-)

  2. Frollein: Bei aller Empathie für den Verlust einer geliebten Fernsehserie, aber das Dahinscheiden von SATC kümmerte mich weniger als der sprichwörtliche Reissack in China. Und anrufen tut mich sowieso nur meine Mama:)

    Isarblogger: I woas scho, dass de Sopranos supa san. Hobs aba net üwa zwoa Foing nausbrocht, wei i no so abglenkt von SFU war. Vielleicht pack ichs aba nomoi an. Etza muas i aber zscherst in d’Kremess.

  3. „Ich bin ein Eis-Eis-Pinguin“.

    Oh Gott. Wie schrecklich. Bevor ich mich mit vollster Kraft an die 5. Staffel wage, wird zuerst die Erste überwunden. Ich hab jetzt schon Angst. Was mach ich denn dann? Gibt es Selbsthilfegruppen dafür?

  4. Ich fand die zweite Staffel im Verhältnis zur ersten sehr schwach, bei der dritten bin ich dann ausgestiegen … oder soll ich Dich jetzt fragen, ob Du vor der Vergabe noch mal eine Runde DVDs brennen kannst? ;-) Für Winterabende mit ’nem Sixpack Roten.

    Allerdings habe ich morgen für Dich was ganz Tolles in meinem Blog! Versprochen!!! Und Makatsch ist schwanger von Dir.

  5. Schwanger?! Das habe ich nicht gewollt. Der Max mit der Axt wird schon auf der Suche nach mir sein. Au Backe. Darüber hinaus bin ich gespannt wie Leichenstarre, Creezy.

    Und was ist denn ein Sixpack Rotes?

  6. fein, da habe ich ja noch was vor mir, ich habe ja für die ersten beiden staffeln schlanke eineinhalb jahre gebraucht.
    ich lege dir im gegenzug „gernstl unterwegs“ ans herz (wie bereits schon einmal) und „ausgerechnet alaska“. mann, war diese serie unterbewertet. anfang neunziger, und ich lach mich heute noch scheckig.

  7. Ey Burnster, Du bist sowas von draußen. Jeder echte Blogger guckt Popstars, das it ein must have, habe ich von der Frau Evil the evilst Frau Morticia geerbt gelernt!!!

    Sixpack Roter = Tetrapack Rotwein für € ,–99 der Liter. Die sind so tragepraktisch, kann man sich so unter’n Arm klemen … ;-)

  8. Ey Creezy, ich hab auch gerne Popstars geguckt, als ich vor Kurzem noch einen Fernseher und Gesellschaft besaß.

    Und zu Tetrapackwein sag ich nur: Pfui Spinne!

  9. Ich mag keine Freund um mich beim DeeDee gucken, dann sabere ich immer so voll Leidenschaft, ist mir voll peinlich.

    Und was die Spinne angeht, komm Du mir mal in meine Unterschicht, dann fängst och an löslichen Kaffee zu trinken!

  10. Wir haben uns die Folgen von SFU versucht aufzusparen, um noch möglichst lang etwas von den Fishers zu haben, aber am Ende wurden wir gierig und zu schnell war alles vorbei.
    Den Abschied empfand ich auch als quälend lang und fast unnötig schmerzvoll, doch werde ich mich nicht von den DVDs trennen. Es wird sicher eine Zeit des Wiedersehens kommen. Der Winter kann so lang sein.

    SATC mit SFU vergleichen zu wollen, halte ich allerdings mindestens für unangemessen, sorry, Frollein. Da liegen qualitative Welten zwischen.

    „Die Sopranos“ sind jedoch ein erstklassiger Ersatz! Ich beneide Dich um Deine noch verhandene Unschuld – zumindest was „Die Sopranos“ angeht….:-)

  11. Also an einer (Sicherungs-)Kopie der DVD-Sammlung bin ich auch interessiert! Ich habe damals zu viele Folgen dieser ebenso lehrreichen wie lebensbejahenden Serie verpasst.

  12. Creezy: Du stehst nicht auf Dee, oder? Bitte sag „Nein“.

    Die Neue: Ich schenk sie ja nicht weg, ich lasse sie nur aufbewahren. Dort wo ich hingehe, kann ich keine DVD-Boxen brauchen.

    King Fisher: Mein bester King. Leider bleibt mir keine Zeit für aufwendigere Kopieraubzüge, da ich grade mit meinem Umzug beschäftigt bin. Sonst freilich gerne.

  13. „Da wo ich hingehe, brauche ich keine DVDs“.

    Brichst du zu einer Erkundungsreise auf den Mond auf, oder was?
    Son Käse. Six Feet Under braucht man immer. IMMER.

  14. Ich hab´s aus dem Kopf zitiert, Opi. Wenigstens kann ich fernsehen, telefonieren, essen, E-Mails schreiben und herzlichst lachen auf einmal.

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