This Land Is My Land

Ich weiß noch, wie ich losgelaufen bin als Kind. Über die große Wiese bis hinunter zum Fluß. Oder zur Reichermühle. Am liebsten war mir die Wiese nach dem Regen im Frühling. Der Heuschnupfen ließ noch auf sich warten, das Gras war gerade erst im Wiederaufbegehren gegen die fliehende Kälte, noch erschöpft von Schneedruck und Niederschlag. Ich war der Erste hier.

grafi1.jpg

Aus sicherer Entfernung war die Kirche für mich keine Bedrohung. Ich konnte zwar nie verstehen, wie man diese billig bemalten verkitschten Zwiebeltürme unserer Provinzen schön finden konnte, aber ich akzeptierte die zentrale Stellung des Gebäudes in unserer Dorfgesellschaft. Der Zwang, den sonntäglichen Gottesdienst nicht nur zu besuchen, sondern auch auszuüben war, was mich das Gotteshaus als so unangenehm empfinden ließ, dass ich ihm nicht freiwillig zu nahe kam.

grafi1.jpg

Ein Traum, den ich mir nie erfüllte, war, die Wiesen mit einem Rucksack und einem Zelt zu überqueren. Und mit genug Wurstsemmeln, um ein paar Wochen durchzuhalten. So ausgerüstet wollte ich die Wiesen durchschreiten, über Flüsse gelangen und Wälder durchkämmen, ohne in die Nähe von Dörfern oder Städten zu kommen. Der Blick der sich hinter dem Haus meiner Großeltern freigab, erinnert mich noch heute an den Wunsch, einfach nur loszuziehen und meine Umgebung kennenzulernen, fernab aller niederbayrischer Spießigkeit und herzlosem Siedlungsgehabe.

grafi1.jpg

Viele Jahre musste ich lernen zu vergessen, wie sehr uns unsere Heimat und der Begriff davon eingeschränkt und eingesperrt haben. Dann lernte ich zu akzeptieren, wo ich herkomme. Und jetzt begreife ich langsam, was es bedeutet, überhaupt woher zu kommen. Und gerade lerne ich, es zu mögen.

grafi1.jpg