Hört, hört

Die Welt des Hörens und Sehens, die Welt des Atmen und Gehens, die kommt einem so selbstverständlich vor. Aber lassen Sie sich doch mal kurz das Trommelfell kaputt stechen und Sie werden schnell merken wie verteufelt wenig selbstverständlich so ein Gang zum Bäcker wird, wenn man weder seinem Gehör, noch seinem Gleichgewichtssinn vertrauen kann. Und der klägliche Rest ergibt sich auf vertrackte Weise dann selbst. Der Kreislauf meldet sich krank, die Haut rebelliert und die Sehstärke lässt nach. Halsweh kündigt sich an und ehe man sich versieht, sieht man sich ans Bett gefesselt und das alles wegen so einem bisschen durchbohrten Trommelfell.

Nun ist freilich guter Rat teuer, wenn man sich nicht den durch bloße Tollpatschigkeit entfesselten Widrigkeiten geschlagen geben will. Ibuprofen ist der Grundstein, die Supersoldier-Droge für den Kampf Mann gegen Jammerlappen. Ich würde gerne in die Regionalbahn steigen, auf dem Weg zum Lieblingsflughafen Schönefeld, wo gleich die Schöne vom Himmel fällt und ich sie aufsammeln könnte. Aber auch wenn man jetzt meinen könnte, mir wäre Hören und Sehen vergangen, so muss ich doch schon auf dem Weg zum Bäcker Konversationen mitanhören und mit dem unabwendbaren Grauen eines Gegenspurgaffers auch die zugehörigen Protagonisten mitansehen. Nicht auszumalen, wie eine Fahrt mit der Bahn oder der BVG sich anfühlen muss.

Ich besitze jetzt nach dem Unfall eine Art Supergehör, mit dem auch noch der letzte Schwachsinn der Leute an mein Ohr dringt. Dadurch ist es mir auch nicht mehr möglich, das Haus zu verlassen. Oh, hoffentlich wächst das Trommelfell bald wieder zu, denn sonst geht es mir wie Spiderman nach dem Biss der radioaktiven Spinne. Mit großer Macht, kommt dann nämlich große Verantwortung. Dabei will ich keineswegs die Verantwortung übernehmen, den ganzen Laberfatzkes hier aufs Maul zu hauen für den Schwachsinn, den sie den ganzen Tag von sich geben. Schnell wieder ins Bett und auf den Ton vom Fernseher konzentrieren.

17 comments / Add your comment below

  1. Ibuprofen, das Allheilmittel ;-)! Dein derzeitiges Leiden hört sich so an wie bei Leuten, die grad ein Hörgerät gekriegt haben, die hören auch soviele Rundumgeräusche, dass sie das Hörgerät lieber ausschalten… Leider kannst du nix ausschalten (naja, deine Umgebung ein bisserl ausknocken würd vielleicht noch gehen… aber mit welchen Konsequenzen…??)
    Gute Besserung!

  2. Die Frage ist: wächste es zu, oder muss man operieren?
    Wenn OP, dann mach Dich mal auf eine flashige Vollnarkose gefasst. So stell‘ ich mir den Himmel vor.

  3. von mir auch gute besserung. meine mutter sagte erst kürzlich in einem kleinen spaß “ du hörst ja die flöhe husten“
    das ist wirklich anstrengend. ich verstehe dich ;)

  4. Danke, Silka:) Die Flöhe höre ich allerdings noch nicht husten. Aber wenn es soweit kommt, werde ich mir einen 800Terrabyte iPod operativ in den Gehörgang setzen lassen.

  5. Und ich wollte dir gerade ein Mail schreiben zwecks Fête de la Musique …
    Na ja, dann wünsch ich mal besser Gesundheit!

  6. Wie bitte? Ich hab Dich grade akustisch nicht verstanden.

    (Wie der gute Forsberg letztens zu Recht hinwies, auch auch eine Unverschämtheit, weil ich dich ja damit inhaltlich eigentlich verstanden habe, aber lassen wir das.)

  7. du leidest.
    nun gut, dann wil ich den schmerz lindern.
    in meinem leben hatte ich bereits 2 hoerstuerze.
    den ersten vor einem angebotenen stipendium nach xxxxxxy.
    lehnte ab.
    den zweiten als mich meine russische freundin daraufhin aggressivst und ohne ruecksicht auf gesundheitliche verluste anschrie, ich solle gefaelligst dorthin und gefaelligst schnell reich werden.
    sie ging.und mit ihr mein gehoer.
    -bis diese verflucht huebsche polin kam.
    nath
    get well

  8. Jan, du Scherzkeks:)

    Nath, da mit soviel Drama kann ich natürlich nicht mithalten. Ich bin einfach nur in der Welt der halben Stille. Ohne Liebesleid.

  9. Hab mir Silvester 2001 mal mein rechtes Trommelfell in Fetzen gelegt (D-Böller, in der Hand explodiert), danach war auch alles unerträglich laut. Besonders schlimm: Dieselmotoren und Gacker-Kreisch-Weiber im Rudel. Nach drei Wochen ca. hat sich das aber so langsam wieder gelegt, und nach 6 Wochen konnte ich sogar mit Watte im Ohr wieder in den Übungsraum, um fetzende Funk-Lines mit dem Bass in die Luft zu schneiden (aus Platzgründen 30 cm Ohrenabstand vom Verstärkerturm entfernt). Ergo: Werd‘ scho‘ wieder.

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