Das Mysteriöse

Ich weiß, du magst das Mysteriöse mehr als das Ehrliche. Ich weiß, die Finsternis macht dich mehr an als das Licht. Ich weiß, du mutmaßt lieber als dass du vertraust. Ich weiß, du schläfst lieber statt wach zu bleiben. Ich weiß, du liebst die Stärke, weil du die Schwäche der Anderen schwach findest. Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Und wenn ich jetzt sage, dass du all die Dunkelheit in mir erstickt hast, dass du meine Hornhaut abgeschält und mich verwundbar wie ein kleines Kind gemacht hast, ich auf beiden Augen wieder volle Sehkraft besitze und manche Dinge in ihrer bedrückenden Schönheit ebenso wie in ihrer ewigen Grauslichkeit sehen muss, dann enttäuscht dich das sicher maßlos. Das ist nicht das, was du eingekauft hast. Das hast du nicht bestellt, nicht abgeholt und noch nicht einmal gewollt. Aber das ist es, da bin ich und jetzt, wo wir uns nackt begegnet sind – denn auch deine Tarnung fiel ab und das vor allen Leuten – könnten wir eigentlich wieder ganz von vorne anfangen. Und ich schwör dir, da ist noch mehr Finsternis abzutöten. Auch wenn es momentan nicht danach aussieht, ich werde dich vernichten eines Tages und erst dann wirst du dir wünschen, du hättest mich nicht für so ehrlich gehalten.

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15 comments / Add your comment below

  1. Machst Du da mal ’nen Song draus, Digger? Sonst mach ich’s. Denn treffender als René konnte man das hier nicht kommentieren…

  2. Hell! Bin sehr geschmeichelt, aber auch ein wenig verwirrt. Hab lange überlegt, ob ich diesen Beitrag überhaupt online stellen soll, eben weil er so „soulig“ ist. Dann hab ich ihn ein paar Wochen lang liegen lassen und schließlich das Bild gefunden, ebenfalls ein paar Wochen alt. Plötzlich hat es irgendwie gepasst. Schön, dass ihr das honoriert. So macht Bloggen Spaß.
    Vielen Dank!

  3. Wär ja jetzt eigentlich mein Text gewesen. Aber so gruslig hätt ich den sicher eh nicht hinbekommen. Sag ich halt einen Reschpekkt und eine Hochachtung, oida Seelenzuzler.

  4. Es wurde in den Kommentaren schon alles gesagt, trotzdem möchte ich meinen Respekt hier zollen, dieser Text geht verdammt tief – tiefer als ich es normalerweise erlauben würde, und auf einmal fange ich wieder an, etwas zu hinterfragen, was schon selbstverständlich war.

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