Zwischenstand

Ich war ja neulich wieder mal in München und da ist mir Folgendes aufgefallen:

Wenn man in München ausgeht, tut man das im Gegensatz zu Berlin immer eher mit einer positiven Grundeinstellung. Man geht also davon aus, dass man heute Abend noch Spaß haben wird. In Berlin geht man einfach nur aus. So wie man Lebensmittel einkaufen geht. Muss halt sein.
Die Münchner geben sich auch mehr Mühe mit ihren Kneipen und Clubs. Da gibt es Mottos und Dekos und die verrücktesten Cocktails, während in Berlin im Prinzip eine Theke und ein paar Becks ausreichen.
Die Münchner scheinen mir auch flirtwilliger, die Leute in Berlin flirten nicht, die ficken halt gern. Am besten ohne vorher nett sein zu müssen.
Die Münchner wissen zudem immer ganz genau, was in ihrer Stadt so alles los ist und können auch sehr genau benennen, warum sie ihre Stadt so lieb haben. Die Berliner kaufen sich bestenfalls die Zitty, wissen aber sonst nie wann grade was ist und oft ist es ihnen auch egal, weil sie einfach in die Bar gehen, die am nächsten an ihrer Wohnung liegt. Die Berliner sagen auch nicht, warum sie Berlin so schön finden, denn so viele Gründe würden ihnen ja auf Anhieb gar nicht einfallen.
Die Münchner erzählen gerne, wenn irgendwo in der Zeitung stand oder im Fernsehen kam, dass München zur Zeit die aufregendste Stadt Deutschlands ist, während die Leute in Berlin in ihrem partiellen Irrglauben, das wäre Berlin, nichts erschüttern kann.
Münchner machen einen andauernd auf das gute Wetter und die tolle Sicht auf die Alpen aufmerksam, während Berliner nur über den Winter und die Kälte schimpfen.

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  1. Die Attitüde gegenüber München hört sich an wie Small Talk, eine verzweifelte Flucht darin, einen Grund zu suchen, während Berlin viel mehr was von Akzeptanz und „das-beste-draus-machen“ hat.

    In meinem Kopf macht das, was ich sage, auch Sinn.

  2. Und Köln findet eh wieder jeder Scheiße.

    BTW: meiner sehr beschränkten persönlichen Erfahrung nach fährt man doch in München aus, oder ist das nur bei uns Schwuchteln so?

  3. Ich war ja neulich auch wieder mal in München. Allerdings war ich da ein ganzes Wochenende lang einfach nur so besoffen, dass mir überhaupt nix mehr aufgefallen ist. Obwohl, so ganz stimmt das dann auch wieder nicht. Die ham uns da am zweiten Abend in so ein Häusl kutschiert, wo echt ein Traum von einer Frau die Getränke aufn Tisch gestellt hat. Mit der hab ich dann, als ich noch halbnüchtern war, versucht zu flirten. Ist aber nix dabei rauskommen. Jetzt kanns natürlich sein, dass ihr einfach mein Bauch zu dick war. Vielleicht war sie aber auch eine Zugereiste aus Berlin und ich wär bedeutend besser beraten gewesen, wenn ich sie nach dem Ficken gefragt hätt. Andererseits – wie hätt ich das wissen sollen?

    Will sagen: Deine Geschichte kommt für München, das Maderl mit den Getränken und mich eindeutig zu spät. Aber immerhin rechtzeitig für Berlin. Naja, und eigentlich will ich ja eh nur ficken.

  4. Da lob ich mir doch Salzburg. Da kannst fortgehen, mit oder ohne Spaß, da kannst flirten UND ficken, da brauchst dich nicht entscheiden, ob das Wetter jetzt schön oder schiach ist. Kommt nur immer drauf an, in welcher Bar du dich grad aufhältst. Und so richtig geil ist Salzburg beim Fortgehen sowieso nicht. Das einzige, auf das die Leut‘ hier wirklich abzufahren scheinen, sind die Ü30 Feten – da ists immer gerammelt voll. (Was jetzt nicht so unbedingt ganz meins ist.)

  5. Ich erinnere mich an postscholares Fluchtsyndrom vieler Mitschüler und später Studenten, man müsse hier raus und am besten nach Berlin. Die Verheißungen der Großstadt, DER Großstadt, überstrahlten hell die eigene provinzielle Herkunft, versprach der Glanz würde auf einen übergehen, sobald man sich hinbegäbe, und was war? Letztlich gehts doch nur darum ob man ordentlich gerumpelt hat. Wenn das nicht stimmt ist jede Stadt scheiße.

  6. Ratzheimer: Du warst also in München: besoffen, fickgeil und fett. Dann hast du quasi eh die Essenz aller Stadtgeschichten begriffen, ohne meinen Kommentar dazu gelesen zu haben. Was ja nur beweist, dass du ihn eh nicht gebraucht hast.

  7. Liebe Fly, nicht, dass ich das im Grundsatz bezweifeln möchte, dass man in Salzburg auch ordentlich die Schaniere ölen kann, aber mein letzter Besuch sah einen Besuch in der Bar ganz oben im Hangar von eurem Oberbulli vor und die Stimmung war trotz der Höhenlage eher an einem tiefen Punkt.

  8. Mit München bin ich fertig. Immerhin habe ich dort von Dezember 1964 bis April 2008 gelebt. Es ist megateuer, heillos überfüllt, durchschnittlich aufregend und für mich persönlich ein prall gefüllter Sack privater Desaster Erinnerungen. Berlin ist seit 1981 meine heimliche Liebe und das wird auch so bleiben. Um das zu bewahren bin ich letztes Jahr auch nicht dorthin umgezogen sondern woanders. Quasi um den Abnutzungseffekt rauszuschieben oder ganz zu vermeiden ;-)

  9. „Berlin ist seit 1981 meine heimliche Liebe und das wird auch so bleiben. Um das zu bewahren bin ich letztes Jahr auch nicht dorthin umgezogen sondern woanders.“

    Herrlich, Michael. Natürlich würde mich deine Gegenwart hier alles andere als stören, aber ich wünschte ein paar Schwaben hätten ihre Liebe zu Berlin ähnlich konsequent ausgelebt;)

  10. Korrekt beobachtet, burnster, hangar 7 ist nicht grad der Stimmungsmacher. Schön zum Anschauen, aber fetzen tuts nicht. Fetzen tut in Salzburg nix, dazu sind die Salzburger viel zu elitär, das musst schon verstehen. Fetzen tun dann eben die Ü30 Partys (weiß der Teufel, warum), und im Fasching a paar Bälle. Das wärs gewesen.

  11. @michael
    sehr gut. Manche träume erfüllt man sich nicht. Die Enttäuschung könnte zu groß sein. Der Haken: man könnte echt was verpassen.

    Denn obacht: 90% im Leben sind verpasste Gelegenheiten. Und die restlichen 10% hätte man lieber anders gemacht.

  12. @st. b.
    rumpling… hihihi, sehr schön… mal meine englischen Nachbarn damit konfrontieren. Shocking, isn´t it.

  13. Von Berlin aus braucht man solange nach Italien. Und in München kann man sich beim sinnlosen Konsum wenigstens noch so barock dekadent vorkommen weil alles so formvollendet ist.

    Außerdem interessiere ich mich für Fußball, nicht Hertha.

  14. Bella: Italien ist ein Punkt ja. Aber da kann man ja auch hinfliegen, teils für weniger Geld. Ich war öfter in Italien seit ich in Berlin leb, ohne Schmäh. Die Dekadenz eures neobarocken Lebensstils hat was für sich, das erkenne ich natürlich an. Da akzeptiere ich auch eine gewisse Arroganz als schmückendes Beiwerk. Das mit dem Fußball ist natürlich ein heikles Thema für Herthaner wie Bayernfans gleichermaßen derzeit. Ich ignoriere ja, dass es hier auch eine Heimmannschaft gibt und konzentriere mich ausschließlich auf Fernsehfußball. Komisches Wort, „Heimmannschaft“.

    Norman: Das freut mich tatsächlich, dass man das so ambivalent lesen kann. Wirklich.

  15. hmmmm…merde. ich wollte doch noch einen smilie dahinter pappen, hab’s dann aber gelassen bevor ich mich dereinst irgendwann dafür würde schämen müssen und jetzt…
    wie kommen wir jetzt da bloß wieder raus?

    vorschlag zur güte: ich wünsche allen viel spaß in münchen und berlin und verspreche hoch und heilig, den dort auch haben zu wollen*, wann immer ich dort bin – und das ist gar nicht so selten.

    *(solange das nicht beim autofahren in münchen passieren muss.)

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