Brenners Bundesliga 2010/2011 (6)

Spieltag 6: Obgwatscht is

Nachdem Schalke jetzt zumindest unentschieden spielt, sich jeder an den Karussellfußball von Bremen gewöhnt hat und eine verpatzte Stuttgarter Hinrunde ja nun wirklich nichts Neues ist, fällt den Medien langsam auf, dass da was nicht stimmen kann beim FC Bayern. Die Niederlage gegen die Bombenleget aus Mainz fand im grellen Bühnenlicht der ungeteilten Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit statt, keine andere Krise eines Topvereins konnte an diesem Samstag davon ablenken. Und was die Scheinwerfer enthüllten, war kein schöner Anblick, wenn gleich man schon seit Wochen Ähnliches beim FCB hätte bemerken müssen, hätte man sich nicht soviel mit Felix Magath beschäftigt.

Das System Van Gaal, das ohnehin schon jeder Bundesliga-Gegner im Schlaf auskontern kann, wurde derartig stur und lustlos beibehalten, das ich mich gefragt habe, ob die Bayern das nicht auch so spielen, weckte man sie um 3 Uhr früh und ließe sie im Halbschlaf antreten. Ein Negativ-Beispiel für „in Fleisch und Blut übergegangen“. Die Motoren des Bayernspiels, Schweinsteiger, Lahm und Van Bommel hatten mehr Sand denn je im Getriebe und langsam glaube ich, dass die vielbeschrieene WM-Müdigkeit erst jetzt langsam einsetzt. Die Fehlpassquote von Schweinsteiger nähert sich zudem langsam der meinigen an und das ist auch kein gutes Zeichen.

Die Offensive hat ihren Namen gar nicht mehr verdient und sollte in Schwofensive umbenannt werden. Bei dem Schmusekurs, mit dem zur Zeit die generische Abwehr umschmiegt wird, kommen Olic, Gomez und Klose demnächst sicher bei Panda, Gorilla und Co zum Einsatz, als sanfte Stürmer in freier Wildbahn. Bei Klose ist noch am meisten Pech mit dabei, Olic wirkt permanent wie letzte Saison ab der 70. Minute und Gomez hat seine Eier irgendwann letzten Winter bei Van Gaal im Safe eingeschlossen und der rückt die Kombination nicht heraus. Lediglich Thomas Müller ist der last man standing was kreative Angriffe betrifft, aber ohne ähnlich aufgeschlossene Fußballer ist das wirkungslos. Franck Ribery war tatsächlich auf einem sehr guten Weg, aber selbst er kann die Bräsigkeit seiner Vereinskollegen nicht aufbrechen.

Robben fehlt und er fehlt jeden Tag ein bisschen mehr und die Abhängigkeit, die man sich da geschaffen hat ist ein hausgemachtes Problem der letzten Saison, weil man dank dem Holländer einfach die wichtigen Spiele gewinnen konnte und ein falsches Bild von der Mannschaft enstanden ist. Ich habe letzte Saison bei jedem Spiel gezittert, ich hatte nie den Eindruck von Dominanz und selbst das Spiel gegen Mainz in der Rückrunde der letzten Saison – das man glücklicherweise 3:0 gewann – zeigte, wie anfällig der FC Bayern für Konter und wie schnell das System vom totalitären Ballbesitz zu überwinden war.

Keinen Spieler zu kaufen, bedeutete in der Folge eben auch, den Spielern zu attestieren, das sie absolut ihr Bestes gegeben hatten und das finde ich nicht. Dass jetzt viele weit unter ihrem Niveau spielen, kann man nicht zwangsweise dem Trainer anlasten, wenngleich eine gewisse Drohkulisse im Tausch gegen Erfolg auf dem Platz angebracht wäre. Aber wie willst du drohen, wenn der Kader keinen Ersatz für formschwache Spieler bereithält? Obwohl, wer weiß das schon so genau. Schließlich haben wir Tymoshchuk ja noch nie wirklich spielen sehen.

Kurios, dass ausgerechnet die Abwehr das stabilste Ressort bei den Bayern ist. Die war nämlich schon letztes Jahr ziemlich porös. Ausgenommen Butt, der seit zwei Jahren in WM-Form spielt. Ohne eine Spur von Müdigkeit.

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