Radio

Gestern beim Radio gewesen. Mit der Gebruder-Band. Und wie mich das immer noch fasziniert. Dass Leute Radio machen. Und wie sie es machen. So aus dem Ärmel und mit allen Möglichkeiten, die nicht viele sind, wenn man nur Stimmen und Geräusche hat. Ich hab viele Jahre bei einem Fernsehsender gearbeitet und Aufzeichnungen und Drehs verfolgt und selbst gedreht und aufgezeichnet, aber Radio ist für mich immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Ich hab mal ein Praktikum beim Funkhaus Regensburg durchlaufen, oder eben nicht. Drei Monate hätte es dauern sollen, nach einem Monat bin ich ausgestiegen, weil ich damals noch nicht (und heute nicht mehr) den Nerv hatte, mich den Eitelkeiten eines Medienbetriebs anzupassen mit meiner eigenen Eitelkeit. Und weil ich damals soviel Liebeskummer hatte, dass ich es nicht acht Stunden im selben Gebäude ausgehalten habe. Es ist Sommer geworden zu der Zeit und ich musste raus in die Cafés und an die Donau. Aber zurück zum Radio. Noch heute denke ich manchmal mit Ehrfurcht an diese Ungetüme von hintereinander geschalteten Kompressoren vor dem Studio und das mythenbehaftete rote Licht, das Normalsterblichen den Zugang verwehrte, ausser man brachte dem heiligen Moderator einen Kaffee hinein. Und ich denke an die Bandmaschinen, daran, wie ich noch per Hand Beiträge geschnitten habe. Das editoriale Fallbeil fällt und danach gibt es nur noch Tesa-Film um inhaltlich zu kitten, was meiner Meinung nach nicht zusammengehörte. Ein Flair, ein ganz besonderes umgibt für mich bis heute das Radio. Und als ich da gestern bei Fritz rumhing und mir den Betrieb angeschaut habe, da wäre ich gerne Radiomoderator gewesen, und dann wiederum nicht, weil derart viele Dinge gleichzeitig auf dem Schirm zu haben, kann nicht möglich sein kann.

9 comments / Add your comment below

  1. Immerhin als Sankt Burnster jetzt auf Augenhöhe mit dem
    Moderator. Und gerade zu zwopunktnull-Zeiten eben einfach
    spannend das es noch immer funktioniert, das gute Radio.

    schreibt der falsche Doktor und Uralt-fm4-fan

  2. stt: also zu meiner Zeit wars auf dem Haidplatz.

    drg: aber um Augenhöhe gings und gehts mir ja nicht – mir gehts einfach um dieses wunderbare Medium meiner Kindheit unter der Bettdecke. Pop nach Acht, Fritz & Hits und wie sie alle hießen. Dein FM4 war mein Ö3. Später, als ich unter der Bettdecke hervordurfte, war meine Lieblingssendung Radio Gaga auf Ö3, ein anarchistischer Bastard zwischen Comedy, Undergroundmusik und nihilistischer Zeittotschlagerei. Grissemann & Co waren öffentlich-rechtlich dagegen. Protagonisten damals übrigens: Der Captain Rock und der Nusser.

  3. Radioaktiv, nettes Wortspiel. Leider ist aus sicht Vieler die Aktivität des Radios nicht mehr so relevant für die Auswahl des Medienkonsums. Einige Sender spielen aber leider auch nur noch die Charts rauf und runter.

  4. Oh..jetzt hab ich erst das Wortspiel kapiert! Wie sagte mein alter Physiklehrer immer (meistens zu mir):
    „Ohne Hirn bist a Depp!“
    Wenn ich kann, dann gibt es bei mir Bayern 2 zu hören.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert