Brennerpass: Bundesliga 2011/2012 (6)

Spieltag 6: Eine Liga wählt rot

Passend zum Sieg des roten Wowi und dem überfälligen Dahinscheiden der FDP hat sich die Liga an diesem Wochenende auch ganz klar für die Farbe Rot entschieden. 5 Platzverweise an einem Spieltag im Gegensatz zu 8 Platzverweisen an den 5 restlichen Spieltagen sprechen eine deutliche Sprache. Die spricht auch das Torverhältnis des FC Bayern – es lautet 18:1.

Schalke 04 – FC Bayern 0:2 (0:1)
Endlich konnte man mal sehen, was der Ersatzbank-Gomez Nils Petersen wirklich taugt und fast hätte ich gesagt, der Gomez ist gegen den Ball ein bisschen besser, aber ehrlich gesagt weiß ich bis heute nicht so genau, was mit dieser Phrase gemeint ist. Ansonsten war es das neue Same Old bei den Bayern: hinten dicht, in der Mitte kontrolliert und ballansichreissend, vorne kreativ und ganz vorne Chancentod. Einen Torwart benötigt dieses System nicht mehr und angesichts der Gehässigkeiten der Schalker Fans hätte der Neuer auch lieber zuhause bleiben sollen, es hätte eh keinen Unterschied gemacht. Da vorne wirbeln Dribblery, Kroos und Müller soviel Staub auf, dass einem der Name Robben selbst im Zusammenhang mit einer Schambein-Entzündung (was immer das sein mag) derzeit leicht über die Lippen geht. Lahm hat Farfan super neutralisiert und ausser zwei Patzern von Scheröm Boateng verhielt sich die Innenverteidigung unnachgiebig wie ihr Ex-Trainer. Und das gibt mir zu denken, dass es so einfach hätte sein können mit der Defensive und dass es schon eine Leistung von Van Gaal war, die Mannschaft davon zu überzeugen, die Abwehrarbeit zugunsten eines selbstgefälligen Querpassspiels zu vernachlässigen.

FCK – Mainz 3:1 (1:1)
Den Mainzern fehlen diese Saison die Knipser und Flitzer a la Schürrle und Holtby. In punkto Nahkampf und Aufbäumen ist der Tuchelfußball eh zu ästhetisch angelegt, da waren die Lauterer stets eine gebrochene Nasenlänge voraus. Tuchel sagt, seine Defensive lässt im Grunde keine Großchancen zu, versteht also selbst nicht, wie man in den letzten drei Spielen 11 Gegentore kassieren konnte. Tiffert ist der Motor der Lauterer, der Abgang des letzte Saison etwas überbewerteten Ilicevic zum HSV könnte zu verkraften sein, wenn die Mannschaft jetzt schon den Abstiegskampf annimmt.

Leverkusen – Köln 1:4 (0:1)
Meine Meinung über Leverkusen hat sich bestätigt. Die Mannschaft hat eine Menge Potenzial, belegbar anhand des Spiels gegen Chelsea am Dienstag, aber es fehlt der letzte Schliff, die Automatismen, das Selbstbewusstsein. Und das liegt am Trainer, da leg ich mich fest. Dutt kann eine Überraschungsmannschaft wie Freiburg zusammenhalten und sogar weiterbilden, aber im Oberhaus geht er mit seiner Provinzmentalität unter. Davon abgesehen hat der 1. FC Kalauer die Vizekusener mit seinem Angriffsspiel eiskalt erwischt, allen voran Comeback-Kid Podolski. Seit Solbakken von seinem Systemfußball ein wenig abgerückt ist, klappt es wieder besser bei Köln. Seine Flexibilität danken ihm Podolski und Novakovic. Die Stimmen, die für Podolskis Foul am Nationalkonkurrenten Schürrle Rot gefordert haben, sollten ein paar Aspirin zur Beruhigung nehmen. Allerdings war die rote Karte für Schürrle am Ende des Spiel ein vollkommener Humbug, wenn man bedenkt, dass Podolski noch nicht einmal Gelb gesehen hat.

Hamburger SV – M’gladbach 0:1 (0:0)
Tja. Was soll man da noch sagen? Wenn man das Trauerklopsgesicht vom Oenning im Training gesehen hat, wusste man doch da schon, dass er das Karma einer brennenden Bohrinsel mit ins Spiel bringen wird. Und da half dann auch kein Anrennen gegen eine mittlerweile gewohnt gut organisierte Gladbacher Defensive, das Unglück war vorprogrammiert bei soviel Pech. Der falsche Twitter-Account von Oenning, den er übrigens rechtlich zur Raison zwingen will, legte ihm noch am Samstag nach dem Spiel in den Mund: „Kompliment an meine Jungs, trotz kräftezehrender DFB-Pokal Doppelbelastung heute beachtlich was für unser Torverhältnis getan.“ Im Sinne des Humors bin ich ja auch für eine Weiterbeschäftigung Oennings, aber ob es für den Verein das Beste ist, bezweifle ich seit seiner Beförderung zur Chefcouch. UPDATE: Ach ja, erst Treue schwören, dann doch raussemmeln. Mensch, HSV, lies mal Brennerpass, Digga, dann hättste den Oenning vielleicht gar nicht erst auf den Kutschbock gelassen. Immer vorausgesetzt, du traust mir mehr Fußballkompetenz als deinem Vorstand zu.

Freiburg – Stuttgart 1:2 (0:1)
Nach der 7:0-Niederlage gegen die Bayern neulich sieht’s bei Freiburg auch eher schlecht im Karma-Departement aus. Das machte sich bemerkbar, als die Stuttgarter trotz besserer Chancen der Freiburger die wichtigen Tore schossen. Aber Abgeklärtheit ist eben auch eine Tugend. Der Windel-Torjubel von Harnik ist es nicht.

Hertha BSC – Augsburg 2:2 (0:1)
Die Hertha spielt die ersten Hälften meistens so grausig unspektakulär, dass ich sie am liebsten aus der Konferenz ausklammern würde, aber das geht ja bei Sky nicht. Insofern war das erste Tor durch die Augsburger nur eine gerechte Strafe. Dass die Berliner dann doch noch aufdrehen und Augsburg fröhlich mitdreht, war ein Versöhnungsangebot an die bereits pfeifenden Leute im Stadion. Gäbe es wie früher nur zwei Punkte für Siege, stünde Augsburg mit seinen Dauerunentschieden gar nicht so schlecht da. Als Kind hatte ich mal die Theorie, dass wenn man ständig Unentschieden spielt, immer Tabellenzweiter wird. Die Theorie hat sich als falsch heraus gestellt.

Hoffenheim – Wolfsburg 3:1 (2:0)
Jede Magath-Niederlage ist ein Highlight des Fußball-Boulevards. Magaths Allwissens- und Allherrschaftsanspruch in Kombination mit seiner Transferwut erzeugen eine riesige Fallhöhe und dementsprechend amüsant ist es wenn’s dem wiefen Kontrolletti die Süffisanz verschlägt. Es wäre im Prinzip nur fair, würde sich Magath auch selbst Vertragsstrafen auferlegen, denn warum verändert er die tüchtige Elf des Siegs gegen Schalke gleich auf drei wichtigen Positionen und nimmt den archetypischen Kampffußballer Ochs aus der Mannschaft? Der letzte Woche noch so glänzend parierende Benaglio-Ersatz Hitz konnte lediglich in der Hitparade der Torwartfehler und Schiedsrichterbeleidigungen ganz oben landen. Das 2:0 durch den nachher im Ententanz samt Hühnerbrust wackelnden Firmino war eigentlich schon die Vorentscheidung, aber nach dem Platzverweis von Hitz war dann die Musik für die Wölfe endgültig zu Ende. Immerhin haben wir mal wieder mit Hasebe einen Feldspieler im Tor sehen dürfen. Immer die ärmste Sau.

Nürnberg – Bremen 1:1 (0:1)
Noahs Arche hätte am Samstag ohne Probleme in Nürnberg ablegen können. Platzregen reicht nicht als Ausdruck. Ansonsten sind die Nürnberger Spieler Deppen und müssen nicht vor den Fluten bewahrt werden. Denn selbst vor dem Platzverweis vom narrisch gewordenen Wiese (vielleicht wegen der narrischen Wiesn-Zeit, hohoho) hätten sie schon führen müssen und nachher in Überzahl sowieso, aber das war zuviel Gefuchtel in der Offensive. Ausgerechnet der Ex-Glubbara Ekici haut ihnen dann das 0:1 rein und das ganze Angerenne gegen die nicht für ihre Standfestigkeit bekannte Bremer Abwehr führte leider maximal zu einem salomonischen Unentschieden. Wie lang ist eigentlich der Peckhart noch gesperrt?

Hannover – Dortmund 3:1 (0:1)
Hannover spielt das Spiel zuende, nur Dortmund hat schon in der 80. die geistigen Koffer gepackt. Insofern selber schuld. Die Rückkehr von Götze nächste Woche wird dem BVB gut tun. Natürlich konnte auch dieses Spiel nicht ohne rote Karte zuende gebracht werden. Sobiech hieß der letzte Delinquent des Wochenendes in einer Platzverweisparade die ihresgleichen sucht.

12 comments / Add your comment below

  1. Das mit der roten Karte für Wiese war auch sehr tragisch, weil endlich mal eine Kulisse da war, an der ich hätte erkennen können, wie ölig seine Haare sind. Aber noch bevor man sehen konnte, wie der Platzregen an seiner Frisur abperlt, fliegt er. Mann.

  2. Oenning könnte seinen Namen ja mit Umlaut schreiben, um die Punkte des HSV zu verdoppeln.

    Der FCB spielt derzeit derart auf, dass es selbst den Missgünstigsten die Sprache verschlägt. Dass Bremen auf Platz 2 steht, liegt wohl daran, dass die anderen Vereine mit der mannschaftlichen wie individuellen Unbeständigkeit in jeder Hinsicht nicht zurecht kommen. Wie soll man sich auf einen Gegner vorbereiten, der seine eigene Taktik nicht kennt. Gladbach und Hoffenheim spielen definitiv den solideren Fußball. Außerdem spielt es den Bremern natürlich in die Hände, dass man die Wettquoten derzeit auch auswürfeln könnte. Wenn’s so weiter geht, wird sowohl die Verteilung der internationalen Plätze als auch der Abstiegskampf spannend. Der HSV macht einfach in der Rückrunde einen auf Borussia.

    Bislang gefällt 2011/12. Dank zahlreicher Düsseldorf- und Frankfurt-Fans in meinem Bekanntenkreis und den überraschend starken Braunschweigern lässt sogar die zweite Liga Freude aufkommen.

    (Jetzt muss ich nur noch die neue FIFA-Demo meistern. Es kann nicht angehen, dass jeder Ligaverein derzeit schönere Tore erzielt und bessere Defensivarbeit leistet, als ich mit dem Gamepad.)

  3. Der Tante Käthe bekommt noch mal einen Herzkaschper aufm Fußballplatz, so cholerisch wie der drauf ist.
    Der Glubb ist besser als ich zu Saisongbeginn dachte; Dore schießen sollten sie halt nicht vergessen.

  4. Der Völler soll mal einen Intensivkurs beim Weißbier-Waldi machen. Bekanntermaßen kann das im Bier enthaltene Östrogen einen Völler’schen Paroxysmus nachhaltig neutralisieren. Sonst gibt es bald in Leverkusen Fangesänge in der Art „Es gab nur ein Rudi Völler, ein Rudi Vööööller , usw…“
    Und Burnster, bitte nicht schreiben eine Bundesligakolumne, sondern die Bundesligakolumne!

  5. Liebe kommentierenden Leser, ihr seid großartig. Schon allein wegen Euch rentiert sich die Mühe jedes Wochenende. Aber im Detail:

    Bisaz: Starker Haarhumor. Wünschte, der wäre mir eingefallen.

    Sven E: Dein Kommentar wäre ja schon eine eigene Kolumne wert. Ich zitiere die Highlights, falls es jemand eilig hat.
    „Oenning könnte seinen Namen ja mit Umlaut schreiben, um die Punkte des HSV zu verdoppeln.“
    „Wie soll man sich auf einen Gegner vorbereiten, der seine eigene Taktik nicht kennt.“
    Freu mich auch schon ziemlich auf das neue FIFA und hoffe inständig auf kürzere Ladezeiten und ein sinnigeres Transfersystem. Bei FIFA 11 konnte ich den Neuer nicht kaufen, weil er angeblich zu sehr an seinem alten Verein hängt. Hahaha!

    Fuxbeck: Ich hab eh nix gegan Glubb, solanga die Dore ins Häusl von unsere Geschna neimacht.

    Fuxbeck & stt: Der Mann wird mit jedem Lebensjahr hysterischer. Neulich erst wieder die Zen-Nummer von Waldi bei Völlers Ausbruch auf Youporn gesehen und muß sagen, souveräner in der deutschen Medienlandschaft war bisher nur der Kaiser als er gesagt hat, der liebe Gott freue sich über jedes Kind.

  6. Bei der Scheidung fragt der Richter das Kind, bei wem es leben möchte: Bei der Mama? „Nein, die schlägt mich immer“ beim Papa? „Nein, der schlägt mich auch“ ja wo möchtest du denn dann hin? „Zum HSV, der schlägt niemanden!“

    Muhahahaha…

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