Brennerpass: Bundesliga 2011/2012 (17)

Spieltag 17: Jack Daniels

Bayern – Köln 3:0 (0:0)
Niemand weiß besser, dass die Weihnachtszeit eine Zeit des Gebens ist als Franck Ribery. Und das nicht weil ihm am Samstag im Spiel gegen einen unfassbar fußlahmen Effzeh mit System 9-0-0-1 ein Schiedsrichter eine vollkommen verdiente Rote gegeben hat, sondern weil er wegen diesem kurzzeitigen Hirnriss wahrscheinlich die komplette Weihnachtsfeier vom neuen Herbstmeister ausrichten hat müssen. Macht das Kraut aber auch nicht fett, schließlich schuldet er seinem ehemaligen Agenten per Gerichtsbeschluss jetzt über 2 Millionen Euro. Andererseits war der Fußball der Kölner auch Grund genug, aus der Haut zu fahren. Ach was red ich, das war kein Fußball, das war die reinste Occupy-Bewegung und okkupiert wurde der eigene Strafraum und die Nerven aller Zuschauer. Exemplarisch für die totale Kölner Selbstaufgabe ist Geromel zu nennen, den ich kurz mal für ein ins Spiel geschlichenes Einmarschkind gehalten habe. Podolski konnte seiner schneidigen Retourrhetorik gegen Klopp letzte Woche leider nur genau die Leistung folgen lassen, für die ihn Klopp verhöhnt hatte. Andererseits wie will man auch stürmen, wenn die Arbeitskollegen einen Ballbesitz vorweisen, der noch unter den Umfragewerten der FDP liegt. Zum Haare raufen, wird sich Solbakken gedacht haben, denn eine Mannschaft in Überzahl und Rückstand, die sich trotzdem hinten rein stellt, dürfte selbst er noch nicht gesehen haben. Der FC Bayern ist Herbstmeister und sofort heisst es mit breiter Brust, es gibt keine Transfers in der Winterpause. Sollte irgendein Idiot allerdings bereit sein, die von Bayern letzten Winter bezahlten 15 Mille für Luiz Gustavo, auf den Tisch zu legen, könnte man sich für das Geld schon jetzt den Reus leisten. Und auch wenn’s schon durch alle Medien ging: Ich weiß nicht, in welchem Zustand und mit welchen Begleitgetränken er sonst seine DVDs schaut, aber besser als mit Jack Daniels geht’s wirklich nicht, Uli Honeß, da wird die selbst die durchwachsenste Hinrunde zu einer (Herbst)Meisterleistung.

Schalke – Bremen 5:0 (2:0)
Wenn auch auf deutlich höherem Tabellenniveau als Köln, aber auch Bremen wundertütet derzeit wild vor sich hin. Man muss nun wirklich nicht gleich 5:0 verlieren, nur weil man mal wieder auswärts gegen Schalke spielt (letzte Saison 4:0). Und man muss auch nicht schon wieder Raul ein Päckchen Dreierwatschn aufreissen lassen. Bei Schalke und ihrem als Defensivist verkannten Trainer ist offensichtlich die Tortollwut ausgebrochen. Miteingeschleppt hat sie vermutlich der erst vor kurzem zur Stammkraft beförderte Wirbelwind Pukki. Der hat selbst den Schnarchzapfen Jurado mitgerissen, der ein wirklich gutes Spiel gemacht hat. Ich bin eigentlich kein Freund von exaltiertem Torjubel mit Gimmick, aber Papadopolous‘ Infight mit der Außenfahne hatte was. Übrigens: Herzlichen Glückwunsch zum 30. Geburtstag und zum 31. Gegentor, Tim Wiese.

Hamburg – Augsburg 1:1 (0:0)
24 Torschüsse für Hamburg und trotzdem ein sauspannendes Spiel, weil der HSV einfach nicht treffen wollte. Nachbesserung im Wintertransferwunderland ist angesagt, und zwar bei beiden Teams.

Leverkusen – Nürnberg 0:3 (0:2)
Das freut mich für den Club, weil sie sich ja trotz der miserablen Hinrunde wirklich alle Mühe geben, ruhig zu bleiben und auch keine Trainerdiskussion aufkommen zu lassen. Ist jemand mal aufgefallen, dass es ausser der Entlassung vom langen Elend Oenning und dem Burnout von Rangnick keinen einzigen Trainerwechsel in der Hinrunde mehr gegeben hat (Skibbe zählt schon zur Rückrunde). Noch nicht einmal eine In-Frage-Stellung, die jemand wie der Dutt mehr als verdient hätte. Aber Rudi Völlers hysterischem Interview nach dem Spiel zufolge dürfte das nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Freiburg – Dortmund 1:4 (1:2)
Zugegeben, die Schiedsrichter-Entscheidung, die Abseits-Entscheidung des Linienrichters aufzuheben, war vollkommen richtig, aber als verteidigende Mannschaft ist man halt darauf gepolt, jegliche Spielbemühung in der Sekunde einzustellen, in welcher der Linienoffizielle das Fähnchen hebt. Während der Stürmer sicherheitshalber mal weiter spielt für die 0,1% der Fälle, in denen der Linienrichter vom Schiedsrichter ignoriert wird. Verwirrt? Dann geht es euch wie den Freiburgern. Trotzdem ein verdienter Sieg für den BVB und erneut spielt Freiburg wie ein Tabellenmittenverein, bleibt aber im Treibsand des Tabellenkellers stecken. Auch in dem Spiel wurden eine Menge Weihnachtsgeschenke von den Stürmern unausgepackt wieder zurück gegeben und vielleicht liegt das an der Konstellation, man erinnere sich an das zweitdümmste Nichttor aller Zeiten von Kuba in der letzten Saison in Freiburg (ich bin heute zu faul, um’s zu verlinken). Unsympath des Spieltags ist für mich übrigens Aki „keine Chance“ Watzke, der langsam eine Marotte draus macht über angebliche Zehn-Millionen-Plus-Angebote seiner Spieler mit einer Großkotzigkeit hinwegzubügeln, als würde nie im Leben ein Spieler wie Götze oder Hummels für ein Jahresgehalt von ca. 6 Mio einen so solventen Arbeitgeber wie Dortmund verlassen. Frag mal Nuri Sahin. Obwohl, frag ihn zur Zeit lieber nicht.

Hoffenheim – Hertha 1:1 (1:0)
Markus Babbel hat wohl andere Pläne als die notorisch klammen Berliner und ihr Obermufti Preetz. Preetz, der bisher eher unangenehm als Hoeneß-Nachfolger aufgefallen ist, bekleckert sich mit seiner andauernden beleidigten-Leberwurst-Fresse nicht unbedingt mit Souveränität und jetzt sieht es so aus, als würde er Babbel einfach nur deshalb zur Winterpause rausschmeißen, weil der im Sommer nicht verlängern will, als wäre es eine besondere Ehre so einen ewigen Mittelmaßverein wie die Hertha zu trainieren. Ausgerechnet jetzt Skibbe zu holen, bedeutet ausserdem, die langweiligen Seiten des Hertha-Spiels zu konsolidieren und ausschließlich auf Klassenerhalt aus zu sein. Das Hertha-Spiel am Samstag litt in der ersten Halbzeit offensichtlichst unter der gegenwärtigen Depression, aber das und die wollte Babbel nicht auf seiner Mannschaft sitzen lassen, denn in den zweiten 45 Minuten zeigte sich Berlin von seiner besten Seite. Das 1:0 von Salihovic war ein echter Kirmestreffer, aber nicht weniger beeindruckend war seine Schauspielleistung als niedergeknüppelte alte Frau nach dem zugegebenermaßen völlig bescheuerten Faustschlag von Raffael. Extrakompliment geht an Kraft, der wie seine Bayernkumpel Lell und Ottl ab Januar wohl wieder Hochdeutsch mit ihrem Trainer reden muss. (Kraft ist eh kein Bayer, ich weiß)

Wolfsburg – Stuttgart 1:0 (0:0)
Hleb ist weg, Friedrich hat vor lauter Frust gekündigt, Lakic wird als angeblich größtes Talent nicht mehr aufgestellt und der ehemalige Nationalstürmer Helmes hat vermutlich sogar Stadionverbot. Niemand säbelt die Egos, aber auch das Selbstvertrauen seiner Spieler so reihenweise um wie Magaths Felix. Jede Woche eine neue Drohung zur Motivation der schwerfälligen Mixed-Pickles-Truppe. Von Sprechverbot und Geldstrafe bis gemeinsamer Bowlingabend und ausgefallene Weihnachtsferien war schon alles dabei. Vielleicht wirkt diese Gehirnwäsche auch erst nach einer Hinrunde, aber langsam müsste selbst Amnesty International schon aufgefallen sein, dass man zuletzt so trainiert hat, als im Kollosseum in Rom noch regelmäßig Veranstaltungen stattfanden. Wie gesagt, es hat scheinbar trotzdem geholfen und das ist eigentlich das Schlimmste.

Lautern – Hannover 1:1 (0:1)
Langsam bröckelt das ewige Slomka-Gegrinse und aus Lautern kommt ein Aufbäumspiel nach dem nächsten. Gefällt mir beides.

Gladbach – Mainz 1:0 (1:0)
Der Tuchel muss auf die Tribüne und ich glaube, das war nicht das letzte Mal. Die Schiris sind wohl grade erst auf den Geschmack gekommen, wo sie doch auch Huub Stevens wegen des Minderwertigkeitskomplexes eines 4. Offiziellen in die Ränge verbannt hatten. Aber zurück zum Tuchel: der ist mit seinen Mainzern wieder ganz ordentlich in der Saison, aber nicht so ordentlich wie Lucien Favre und seine Erfolgsroboter aus Gladbach.

BRENNERPASS-TIPPSPIEL:
Mäh, ich hab vergessen, das Bayernspiel zu tippen, sonst wär ich bis auf zwei Punkte an Anke Gröner herangerückt, die mein nächstes Minimalziel ist, nachdem ich Mequito so gnadenlos hinter mir gelassen habe. Halt, ich seh grade, Mek und ich sind ja wieder punktgleich, verdammt. Der Tagessieg geht mit einer grandiosen Tippleistung an Manitsch mit vier exakt getippten Spielen und 20 Punkten. Keinen einzigen richtigen Tipp (in Punkten: null) hat mein lieber Freund Juri hinbekommen, das ist für einen Fußballkenner wie ihn auch eine Leistung. Herbstmeister ist natürlich benchman, gefolgt von stt und sheepshaggers aber auch mein alter Weggefährte mq hält Kontakt zur Spitze. Dieses Mal haben eine Menge Leute ihre Tipps nicht abgegeben, was vielleicht auch daran lag, dass ich meine wöchentliche Initiativmail inkl. dämlichen Fußballerzitat nicht geschrieben habe. Sorry deswegen, ich hab’s einfach verpennt. An die unteren Ränge sei dieses Wort gerichtet: Nicht aufgeben, in 17 Spieltagen kann sich noch eine Menge ändern. Ich freu mich auf die Rückrunde mit euch!

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

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13 comments / Add your comment below

  1. Also, als Glubb-Torwart Schäfer würde ich jetzt die Fußballschuhe an den Nagel hängen – man soll schließlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Der Wahnsinnsreflex gegen Derdiyok und der anschließende Safe von Ballacks Kopfball – der Torwartmoment der Saison. Zudem würde er damit die vorletzte Problemposition beim Glubb (nach dem Argentinier links hinten) beseitigen.
    Nix für ungut, aber Schäfer ist kein Weidenfeller.

    Was ich nicht verstehe, ist, dass die Aggros an der Seitenlinie, wie Klopp, Tuchel, Stevens für ihre regelmäßigen Ausraster gegenüber den Schiedsrichtern in Schutz genommen werden. Kritik sollte natürlich erlaubt sein – aber nicht gleich mit gefletschten Zähnen, wie es mittlerweile üblich zu sein scheint.

  2. blogspargel: Ulreich, Schäfer, Leno, Unnerstall, Kraft, Zieler, Neuer, Wetklo, Starke, Wiese, Butt etc. etc. Wahnsinn, was wir für einen Überschuss haben, während man in England schon Nationaltorhüter wird, wenn man den linken Handschuh an die linke Hand stecken kann. Tuchel hab ich nicht in Schutz genommen, Klopp damals beim berüchtigten Kappenstoß schon gleich dreimal nicht, aber die Stevens-Sache war ein Witz. Der Mann hat sich gefreut und ist von dem wichtigtuerischen Vierten zu Räson gezogen worden.

  3. Was hat eigentlich Brazzo dazu gesagt, dass ihn der Meisterpsychologe zur Halbzeit ein- und 20 Minuten später wieder ausgewechselt hat?

    Gegen den Siegtorschützen, immerhin. Wahrscheinlich machen das ab jetzt alle so.

  4. Wahnsinnsreflex gegen Derdiyok? War das die Szene, wo er den Ball, arrogant wie er ist, von der Linie geköpft hat, anstatt ihn zu halten ;)?
    Tuchel ist ne Memme. Der gehört zu irgendnem ähnlich unsympathischen Verein.

  5. hehe Burnster, ich denke mir mal du fluchst ja noch auf bairisch, oder? Den Fluch hätte ich jedenfalls gern gehört, als du gemerkt hast, dass du deinen Bayerntipp nicht abgegeben hast. Das Zahlenspiel mit Wiese war gut, zum Thema Trainerwechel hätte ich aber noch Luis van Gaal zu Ajax nachzutragen (unabhängig wann das sein wird).

  6. Rob: Ich hatte schon eine Gemeinheit wegen der Brazzo-Auswechslung auf den Lippen, aber da Polter dann getroffen hat und der Magath das im Abgang gar nicht so unplausibel erklärte, hab ich’s mir gespart. Hart war das trotzdem.

    Sebastian: Tuchel ist einfach nur wahnsinnig. Der braucht noch ein paar Jahre draussen auf der Weide, dann wird er cooler.

    stt: Ehrlich gesagt, über so eine Dummheit hab ich dann nicht mehr geflucht, sondern nur noch resigniert geseufzt. Immerhin ist des dem MQ genauso gegangen. Wir hätten sogar beide richtig getippt, aber das kann man ja im Nachhinein immer sagen. Aber Van Gaal ist doch kein Trainer und ausserdem was gehen mich die verrückten Holländer an?:)

  7. Also, Sebastian, Du hast natürlich recht, Schäfer und Reflex, das ist ein Paradoxon, der ist ja viel zu alt dafür …. ;-)

    Das mit den „gefletschten Zähnen“ aus meinem ersten Kommentar war im übrigen auf die Trainer bezogen und nicht auf den Beitrag hier, falls das falsch rübergekommen ist.
    Und endlich mal jemand, der den Klopp seinen Kappenstoß richtig einschätzt, ich hab’s leider nicht gelesen. Chapeau!

  8. blogspargel: Ich weiß auch gar nicht, ob ich damals darüber geschrieben habe. Noch derber fand ich Klopp letztes Jahr im Spiel gegen Mainz, als er einen Mainzer Betreuer aus dem Weg geschubst hat.

  9. Stand der van Gaal nicht noch als (Ex-)Trainer auf der Gehaltsliste bei den Bayern? Von daher fiele er formell doch unter die Rubrik Trainerwechsel.

  10. Es ist absolut in Ordnung, DVDs während eines von Jack Daniels gestalteten Rahmenprogramms anzuschielen. Auch gerne nach dem Stadionbesuch, aber auf dem Platz hat das Zeug nichts verloren.
    Mehr fällt mir nach zwei Tagen Ernüchterung zum letzten Spieltag in der Holzklasse nicht ein. Wie immer, aus der subjektiven Perspektive und Tortur eines SGE-Anhängers kommentiert. Ich freue mich auf den Brennerrückpass.

  11. Danke mq, ich vermute, du kaust trotz der Erfolgsbilanz im Tippspiel noch an dem Pauli-Spiel. Wären wir fast synchron Herbstmeister geworden. Okay, die Wunde ist noch nicht wieder zu, ich seh’s ja ein. Hab ein paar schöne Tage!

  12. Beim Pokal hat es ja fürn FCB grod so nu glangt.
    Feädt haut an Glubb naus, mia wennsd ned gehsd, horch.
    Das Pokalergebniss schlechthin, war der Rauswurf der Mainzer durch
    Kiel.

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