Kurzkritik zu Skyfall

Skyfall fängt berauschend an und serviert gleichzeitig mit Pokerface und angenehmer Ironiefreiheit seine zu erwartenden Stunts. Und noch übersieht man die ein oder andere flapsige Bond-Konvention, weil man sie Sam Mendes zunächst nicht zutraut. Aber der Hälfte, genauer gesagt ab Javier Bardem (alias Cesar Romero’s Joker, siehe Bild), driftet der Film aber dermaßen ins irrelevant Herkömmliche ab, dass man denkt, man sei in Cloud Atlas und grade habe wieder der Regisseur gewechselt.

Es wird so schnell so meta-albern, kalauernd und klischeetreibend, das hätte man sich mit keinem noch so hochmodernen Sony-Produkt der Welt ausrechnen können. Bis man sich dann von Plotloch zu Plotloch quälend langsam bis zum melodramatischen Ende durchgepattet hat, ist längst die Lust auf einen neuen Bond vergangen. Mag schon sein, dass Mendes uns lediglich den Dualismus zwischen der guten alten Zeit (dem Agentenfilm alter Schule) und der Allmachtsphantasie einer total kontrollierten Gegenwart (siehe Bourne & Co) einbläuen wollte, aber er hätte ja nicht gleich den ganzen zweiten Teil des Films dafür opfern müssen. Am Ende ist man – und man verzeihe wenigstens mir das altmodische und flapsige Wortspiel – eher erschüttert als gerührt von dem Nonsens.

Und vielleicht gehört auch das zu Sam Mendes‘ Retrospirenzien, aber das Frauenbild hat er bestenfalls einem Connery-Bond entnommen, siehe Frau fährt Außenspiegel ab, Frau muss man ins Lenkrad greifen, zu einer duschenden Frau steigt man ohne Ermunterung nackt in die Dusche, und Frau kann eh nicht schießen und gehört an den Sekretärinnen-Schreibtisch und nicht in den Außendienst.

7 comments / Add your comment below

  1. Phew, da bin ich ja froh, dass es mir nicht allein an Begeisterung mangelt. Hatte mich schon ein bisschen wie ein Geisterfahrer gefühlt. Ganz so vernichtend wie du würde ich aber nicht urteilen: Bis zur irritierend Half-Life-artigen Szene auf des Schurken Insel habe ich mich eigentlich ganz gut unterhalten – danach allerdings gepflegt gelangweilt und drauf gewartet, dass noch irgendein Turn kommt. Kam aber nicht. Die Szenen mit Q fand ich immerhin noch ganz nett. Retro-Frauenbild hin oder her (mag sein, dass ich da zu mild bin, aber das fand ich eher noch amüsant und dem Jubiläums-Bond-Image geschuldet), an einer speziellen Stelle muss ich Bond da in Schutz nehmen: Den dringenden Impuls, seiner Co-Agentin ins Lenkrad zu greifen, konnte ich auch im Kinosessel kaum unterdrücken – weil die Darstellerin nämlich ganz offensichtlich nicht Auto fahren kann. Sah ein bisschen so aus wie in diesen 60er-Jahre-Streifen, wo wild am Lenkrad gedreht wurde, während im Hintergrund der Film mit der Straße lief.

  2. Beste Magenta, das wollte ich auch damit sagen: bis zu Javier Bardem und Black Mesa war alles bestens.

    Dass man keine absurden Plotwendungen an den Haaren herbeizieht, fand ich sogar gut, dass aber auch innerhalb der stringenten Handlungsführung nix passiert außer einer tiefergelegten U-Bahn, nicht. Und wie amüsant, dass du mich in meinem Feminismus zügelst. Aber eins muss ich noch loswerden.

    *SPOILER KOMMT*

    Wie besoffen muss M damals gewesen sein, als sie den verrückten Spanier eingestellt hat?

  3. Ich fand ihn grandios – aber ich finde ja grundsätzlich Land Rover, Safaridoppelbüchsen, Barbourjacken und die Tube cool. Die Bilder waren graphisch fast schon wie in einem Comic (Macao, lonely knight arriving standing) und am allerbesten hat mir die lederbesetzte Tür zu M’s neuen, alten Büro gefallen – seitdem ich das erste Mal Bond gesehen habe will ich so eine Tür.

    Trennung – Amazon hat mir soeben mitgeteilt dass Dein Buch früher ausgeliefert wird – Freude herrscht!

  4. @Burnster Dachte ich zuerst auch. Aber damit würde man ja Mr. Craig unrecht tun, der, glaube ich, eine echte Blondine ist. Können wir uns auf hellhaarige Herren mit Hang zur Insubordination einigen?

    @Gailleton Barbour-Jacken von Tom Ford. Wie die komplette Bond’sche Garderobe. (Abspanngucker und Klugscheißer, sorry…)

  5. Magenta: Okay.

    Doc: Ich finde – genau wie du – die Zutaten zu dem Film allesamt ansprechend (von der Blondierungscreme Bardems mal abgesehen), aber statt dezent zur Stimmung beizutragen, verkommt ab Hälfte zwei alles nur noch zum Gimmick. Wenn man den Film als gut ausgestattete Actionklamotte betrachtet, übertrifft er freilich alle Erwartungen. Aber von Sam Mendes erwarte ich natürlich etwas mehr Ernsthaftigkeit. Außerdem hab ich mich ob der letzten beiden Filme dran gewöhnt, dass man bei Bond zum Lachen besser in den Keller geht und jetzt kalauern die los wie in einer Agentenparodie. Der Schulterschluss mit dem nostalgischen Bond ist einfach nur ein kindischer Scherz. Komisch, dass ich bei dem Thema so vollkommen humorlos zu Werke gehe, aber nachdem Nolan es geschafft hat, einen Superhelden (!) glaubhaft in eine reale Welt zu transportieren, kommt jetzt ausgerechnet Sam Mendes mit James Bond und macht einen Fantasy-Film.

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