4:0 / vier gute Ideen

Heynckes zu kränken war die beste Idee, die Bayern je hatte. Und schwer war das nicht, denn Heynckes ist dieser Tage von allem und seiner Großmutter gekränkt. Von Pep Guardiola, von Uli Hoeneß („Dreck gespielt“), vom Götze-Transfer, von Jürgen Klopp, von Watzke, von der Presse. Wirklich, ich habe ihn noch nie so unentspannt gesehen wie in dieser Rückrunde. Aber das macht genau den Unterschied, denn jetzt ist aus dem angeblich im Alter so tranquilen Heynckes eine rastlose Trainerbestie geworden, die es 24/7 jedem nochmals so richtig zeigen will. Zeigen, dass ein Pep Guardiola überflüssig ist. Zeigen, dass die Welt einem Irrtum aufgesessen ist, als sie ihn als Übergangstrainer bezeichnet hat. Vielleicht wird er noch schnell Bundestrainer und Weltmeister, wenn er weiter so beleidigt ist. Der alte Mann und das Mehr.

Die zweitbeste Idee war, sich in den letzten beiden Saisonen von Dortmund so richtig den Marsch blasen zu lassen. Ohne Klopp, seine Spielkunst, seine Besessenheit und seine hintersinnige Rethorik hätte der BVB die Bayern nicht so düpieren können. Schon wieder war es eine Kränkung, die den FCB zu Höchstleistungen angestachelt hat. Ohne Klopp hätte Bayern ab Juli keinen Götze und keinen Pep Guardiola. Wenn man hier mitliest, weiß man, dass ich alles andere als ein Fan bin, aber der Beitrag den er zum deutschen Fußball leistet, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Danke dafür Jürgen Klopp, ernsthaft jetzt.

Die drittbeste Idee war, Sammer zu holen. Jemand, der sowohl die Abteilung Attacke, die Abteilung Demut und vielleicht sogar die wichtigste, die Abteilung Maul-halten, kompetent leiten kann. Ich bin mir sicher, dass Sammer jetzt schon und demnächst noch viel mehr zum Mastermind, zum Herzstück wird. Er ist der einzige im Verein, der eine moderne Rhetorik beherrscht, der Watze/Klopp auch in der Korrespondenz die Stirn bieten kann. So gerne ich Uli Hoeneß mag, so unangenehm war (aha, Vergangenheitsform!) es mir doch stets, wenn mal wieder so ungehalten die Großmannssucht aus ihm herausgeplatzt ist. Man verstehe mich nicht falsch, ich schätze Rumpler, aber noch mehr schätze ich eigentlich Demut, selbst wenn sie nur ein Stilmittel der Höflichkeit ist. Ja, ich bin Deutscher, ich mag Demut, ich hab’s gesagt, so ist es, und ich steh dazu.

Die viertbeste Idee war, dieses Spiel 4:0 zu gewinnen. „Actions speak louder than words“ hat mir ein guter Freund nach dem Spiel gesmst. Und Gary Lineker hat getwittert: „Only one of these sides needs Guardiola and it’s not Bayern Munich.“ Für diesen gestrigen Tag, der in die Vereinsgeschichte als der ereignisreichste eingehen dürfte gab es nur eine einzige unwahrscheinliche Möglichkeit für einen versöhnlichen Abschluss, der sogar dem ein oder anderen Bayernhasser den Saft abdreht: Ein Kantersieg über Barca, und wer hätte das – verdammt noch mal – gedacht?

9 comments / Add your comment below

  1. Ich muss ja mal gestehen, dass ich seit Gründung der BL, also seit 63 Fan des FCB bin.
    Damals durften die Bayern, obwohl nach dem Schlüssel qualifiziert, nicht aufsteigen. Mit 15 und in einer Gegend in der man damals einfach Glubberer war, war ich, was das betrifft ein Aussenseiter.
    In den Neunzigern, als der Stoiber Ede und der Mensch mit dem großen Kopf von fucken, fucken, Focus in den Aufsichtsrat, Vorstand was weiß ich, auftauchten, da kühlte meine Begeisterung ab.
    Es ist ja auch nichts Besonderes mehr Bayernfan zu sein.
    Gestern war ich in der Vereinswirtschaft vom FCB-Fanclub.
    Ein tolles Spiel, ja wirklich! Zwischendrin, als ein allgemeines „Bayern, Bayern “ Geschrei losbrach, rutschte mir ein lautes Sächzig raus. War wohl etwas deplatziert.

  2. Angesichts der Farce, die sich da grade abspielt schon deplatziert. Sonst geht immer ein gepflegter Kulturschock unter Wohlstandsfans. Und nein, ich mag meine Mitfans meistens nicht besonders. Die Stoiberei war mir übrigens auch recht zwider damals. Aber ein echter Fan hält durch. Immer. I bin I.

  3. Grüß sie Gott Herr Burnster.

    Ich kann mit den oben gemachten Aussagen hervorragend leben. Fragt sich nur ob Herr Heynckes nach der Saison auch gehen will und nicht a la Berlusconi immer und immer wieder auftaucht. Oder ob er mit Sammler und dem Peperle die heilige Trinität bildet. Man das wird ne spannende nächste Saison, zumindest für uns Bayern Fans ;-)!

  4. Grüß Sie auch, Herr Anderl. Also mir ist es jetzt schon spannend genug, ich kann auch gerne auf Spannung verzichten und jedes Jahr im April schon Meister werden. Aber Spannung ist eh längst gar kein Ausdruck mehr, wenn ich an den BVB in Wembley denke. Kurz vorm Herzinfarkt trifft’s besser.

  5. Sag mal, schreibst du so was selber oder ist das die Schuld einer Textmaschine kicker.de in spe. Schlimmere Phrasen, so konzentriert und süß kenn ich eigentlich nur aus der Brigitte. Und sogar dort schreiben sie besser über so Fußballer und Frisuren (Ergebnisse)
    Nichts für ungut.
    Aber wenn einer was mal auffällt, darf sie es doch sagen, oder?

  6. Sehr geehrtes Hitbabe,

    ich habe jetzt gerade ernsthaft versucht, diese Kritik auf ihr Gehalt hin zu überprüfen, aber mir ist nichts anstoßerweckendes Phrasenhaftes aufgefallen. Vielleicht ist das ein oder andere Mal der Pathos mit mir durchgegangen, aber als Bayernfan kann man mir das nach so einem Spiel nachsehen, oder? Ansonsten ist der Brennerpass ein Organ kontra die üblichen Fußballweisheiten und muss dabei immer wieder feststellen, dass die üblichen Fußballweisheiten manchmal die unumgänglichsten sind.

    Und „wenn einer mal was auffällt“, darf sie es freilich sagen, aber – ganz ehrlich – scharf ist auf diese unaufgeforderte Meinungsabgabe jetzt auch keiner wirklich. Zumal ich mir auch grade Ihr Blog durchgelesen habe und Ihnen attestieren kann, dass Ihr großer Freund Gehard Polt an so einer intellektuell nicht haltbaren Großmannssucht wie der Ihrigen, oder nennen wir es einfach“Gscheithaferln“, sicher seine helle Freud‘ hätte.

    Nicht besonders hochachtungsvoll,

    B. Mayer

  7. Hehe, wie sagte der Polt: „Wenn so eine Sache genetisch versaut ist, dann helfen Schläge auch nicht mehr“.

    Gruß an den Godfather of Fußballkommentatoren

    p.s. nein ich werde hier nicht für positive Bewertungen in irgendeiner Art und Weise entlohnt

    und burnster:
    Meinungsfreiheit hat auch dunkle Schattierungen.

  8. stt: Danke, danke, ich überweis dann die übliche Summe. Ja, die dunkle Seite der Macht ist schon berauschend: Plötzlich hört einem beim Furzen jemand zu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert