Brennerpass Bundesliga 2013/2014 (3)

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Hin und wieder werde ich gefragt, wie viele Spiele ich eigentlich live sehe, und warum ich über alle Spiele schreibe, wenn ich sie doch gar nicht alle live gesehen habe. Nun, ich habe Sky und schaue mindestens das Bayern-Spiel zur Gänze. Darüber hinaus oft das Freitagsspiel und mindestens ein Sonntagsspiel, oft auch das Samstagabend-Spiel. Die restlichen sehe ich entweder in der Konferenz oder in einer Zusammenfassung der Sportschau, Sport1, Sky oder dem Aktuellen Sportstudio. Dazu lese ich Zusammenfassungen in Online-Medien, um mich zu vergewissern, dass mein Eindruck aus der Zusammenfassung nicht zu subjektiv ausfällt. Natürlich könnte ich auch nur über das Bayern-Spiel schreiben (und vielleicht mach ich das in Zukunft auch), aber in dieser Kolumne geht es ja nicht nur um Fußball. Es geht um Marotten, merkwürdige Rhetorik und die Menschlichkeit an sich. That being said, an diesem Wochenende habe ich wegen massivem Bandprobenaufkommen nur BVB-Bremen und Augsburg-Stuttgart live gesehen.

Bayern – Nürnberg 2:0 (0:0)
Ach ja, jetzt wird wieder mangelnder Glanz und Gloria beklagt, aber Sieg gegen den Glubb sind immer im Schweiße des Angesichts erwirtschaftet, und was ist verkehrt an einem Arbeitssieg? Götze hat nicht viel dazu beigetragen, aber ist auch nicht unangenehm aufgefallen, das reicht doch für den ersten Bundesliga-Auftritt in Mia-san-rot. Die riberöse Kopfballrakete mit anschließendem California-Dream-Boy-Rundlauf und das Tor, bei dem Robben drei verschiedene Spieler ausspielt (und in den Deleted Scenes wahrscheinlich noch drei mehr) entschädigen für Anrennfußball der einbahnstraßigen Art.

Dortmund – Bremen 1:0 (0:0)
Und wo wir grade von Anrennfußball sprechen: Ich kann jetzt endlich Dutts Handschrift erkennen, und jetzt kommt kein Witz: Bremen hat gelernt zu verteidigen, und wir Menschen fliegen bald zum Mars. Das Spiel hat mir besser gefallen, als die beiden vorausgehenden Siege der Bremer. Und bei Dortmund hat man gesehen, was man eh längst wusste: Klopp ist ein Höhlenmensch (siehe Urschreie von der Bank) und dieser Kader seine Keule.

Hoffenheim – Freiburg 3:3 (2:2)
Unglaubliche Schlacht. Ich habe ja leider auch nur die Highlights gesehen, aber das sah schwer nach dem bisherigen Spiel des Jahres aus. Die Ohrfeige von Salihovic für Schuster, ganz locker aus dem Jubelpulk heraus, ist die lässigste und wahrscheinlich harmloseste Tätlichkeit, die je gesehen habe. Dann der irre Lob von Volland und kurz danach ein hanebüchene Gelb-Rote gegen Coquelin (SCF) – da schon ein Spiel wie ein Aufschrei. Der Treffer von Freis steht dem Kunststoß von Volland nicht in viel nach, und dann kommt die dritte (!) rote Karte in dem Spiel für Superhirn Mehmedi, der die tolle Idee hatte, dem Schiedsrichter einen Vogel zu zeigen. Zudem teils gewaltige Leistungen von Casteels und Baumann in den jeweiligen Häusern.

Hertha – Hamburg 1:0 (0:0)
Ich seh bei Hamburg nicht die selbe Dringlichkeit für einen Paradigmenwechsel wie bei Schalke oder Stuttgart. Was ich aber sehe, sind jede Menge Klugscheisser und Katastrophentouristen, die den Niedergang herbeireden wollen. Etwa wenn Investor Kühne davon spricht, dass „alle weg müssen“ und Magath zurück kommen soll, oder die Chefredakteurin von InStyle (!!!!) bei Sky90 von einem katastrophalen Spiel spricht. Ich wünsche Fink und dem Kader, dass sie das durchstehen und empfehle dem Vorstand, nicht beim kleinsten Gegenwind alles in Frage zu stellen. Das war beileibe kein schlechtes Spiel, aber die Hertha ist momentan eben der geübtere Stecher. Sagen zumindest 16-jährige Teenagerinnen.

Augsburg – Stuttgart 2:1 (2:1)
Schwachsinniger Platzverweis für Traore. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, es handle sich bei den roten Karten um eine Art Charity-Veranstaltung. Pro rote Karte gehen 5000 Euro ans Rote Kreuz, oder so. Red Card Day statt Red Nose Day. Grotesk. Grotesk auch, wie wenig Stuttgart auf Augsburg in der ersten Hälfte vorbereitet war. Es war übrigens nicht nur der Tag der roten Karten (nominell acht!), sondern auch der Tag der unerklärlichen Fehlschüsse aufs leere Tor. Sascha Mölders reiht sich ein. Doch es kommt noch besser.
UPDATE (26.08. 9:30): Hoppala, den Kollegen Labbadia hatte ich noch nicht so früh auf der Abschussliste. Wo doch jeder weiß, dass der VfB traditionell eine miese Hinrunde spielt, egal wer trainiert.

Hannover – Schalke 2:1 (2:0)
Ich mag es ja nicht, wenn man ständig auf Schalke rumhackt. Es passiert hauptsächlich deshalb, weil die Schalker jede Saison so hohe Ansprüche anmelden, und je höher die Ansprüche, desto trister sieht dann gleich die Realität aus, wenn sie verlieren. Aber im Klartext: es hat sich immer noch keine Abwehrformation gefunden, die ihren Namen auch verdient, und der Offensive fehlt die Leidenschaft. Hätte Szalai nicht das menschenleere Tor (exklusiver Ausschnitt aus „Welt ohne Menschen, Tor ohne Torhüter – eine Dystopie“) verfehlt, würde man vielleicht ein bisschen anders reden, aber jetzt wetzt man eben wieder die Messer gen Keller. Wobei auch der Diouf einen Ball vergurkt hat, als hätte er von der In-Game-Betting-Mafia den Auftrag dazu erhalten. Ich will mich der Schalke-Hetze nicht anschließen, aber etwas sagt mir, dass wir Keller in zwei Wochen nicht mehr auf der Bank sehen, und dass es dann wieder bergauf gehen wird.

Braunschweig – Frankfurt 0:2 (0:0)
Bravo Frankfurt. Aus einem beschissenen Spielplan das Beste gemacht. Nach der unerwarteten Hertha-Haue und der knappen Niederlage gegen Bayern den Schwanz nicht eingezogen, sondern beinahe schon die Euroleague klargemacht und völlig ideenlosen Braunschweigern heimgeleuchtet.

Leverkusen – Gladbach 4:2 (2:0)
Leverkusen kann sich seinen dritten Platz eigentlich jetzt schon abholen. Spielen absolut kühl und überlegen, selbst gegen einen ähnlich kühlen und letztlich sogar renitenten Gegner wie Gladbach. Ich bin sehr auf die Championsleague gespannt.

Mainz – Wolfsburg 2:0 (0:0)
Nico Müller, Superstar. Ungemütliche Partie für Wolfsburg, die eigentlich besser waren, aber wenn man aus der Bessergewesenheit nichts macht, ist man wohl selbst schuld. Selbst schuld ist auch Herr Gustavo, der sich mit einer überflüssigen gelb-roten Karte schon im zweiten Spiel seiner Wolfsburgphase aus dem Spiel tölpelt. Wenn das so weiter geht, kann man aus den Rotsündern von diesem Spieltag eine eigene Trainingsgruppe formieren, wie man das in Hoffenheim nennt.

TIPPSPIEL:
Tagessieg mit 24 Punkten: bumtschak. Starke Leistung bei diesen kuriosen Ergebnissen. NACHTRAG: Sorry, der Tipper „martin“ hat natürlich ebenfalls grandiose 24 Punkte eingestrichen. Ist mir in der Eile durchgeflutscht.

1. martin 52
2. feinschmeckerle 52
3. ClintsStuhl48
4. feierbiest47
4. klendaa 47

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

brennerpass_tippspiel

7 comments / Add your comment below

  1. Bitte weiterhin alle Spiele kommentieren, egal was irgendwelche Blogwarte von eigenen Gnaden davon halten. Das sehen 16-jährige Teenagerinnen bestimmt genauso.

  2. Gemeinsam mit den 16-jährigen Teenagerinnen und Hennes IX. wünsche ich mir, dass du weiterhin alle Spiele kommentierst. Ich wiederhole mich nicht gerne, aber in diesem Fall sage ich es nochmal, dass der Brennerpass zusammen mit den Spielübertragungen zu den Highlights der Wochenenden gehört. Es gibt keine bessere Zusammenfassung im Netz. Basta.

  3. Ich würde mich auch freuen weiterhin Kommentare zu alles Spielen zu lesen. Die Ergebnisse würde ich auch anderswo bekommen – aber die detaillierte und rhetorisch perfekte Analyse gibts nur hier!

  4. Hallo hallo… bitte weiterhin alles Spiele kommentieren, auch wenn du (wie meist ich) am SA nur die ARD Radiokonferenz hören kannst.

    Ich glaube mein Freund Martin hat gestern auch einen Tagessieg errungen… so ist das… erst dein Tippspiel empfehlen und dann Häme und Spott Emails ertragen müssen.

  5. Hennes/mq/micha/Juri: Danke für den Zuspruch. Manchmal balanciere mit diesem Vollständigkeitsanspruch auf der scharfen Schneide des Halbwissens, und habe auch ein journalistisch entsprechend schlechtes Gewissen. Andererseits ist die Zusammenfassung im Brennerpass nicht nur eine sportliche, sondern auch eine moralische und insofern mach ich erst mal so weiter. Und wo wir grade von Moral reden: Ich hab ja Kellers Stuhl deutlich wackeliger gesehen als den von Mülleimer-Bruno, aber scheinbar ist mir Fred Bobic weniger zu spaßen als mit Horst Heldt. Noch.

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