Brennerpass Bundesliga 2013/2014 (12)

brennerpassLIGA1

FC Bayern – Augsburg 3:0 (2:0)
Pfundiges Spiel ganz nach meinem Geschmack, weil ein Geschütz von einem Ribery-Freistoß und eine recht befreit aufspielende Bayernelf (Verb fehlt). Wichtig, dass nicht zu befreit, weil man sich so in der Defensive gegen die immer wieder gegengiftelnden Augsburger mit Engagement erwehren muss, und sich auch nicht zu schade ist, mal auf die Knochen zu gehen. Was den perfekten FCB ausmacht: Peps verschwenderischer One-Touch-Ästhetizismus, gepaart mit der eher praktikablen Defensivtaktik von Heynckes. Vorne Caligula, hinten Nero, wenn man so will. Natürlich entspringt die Boateng-Bomb (das wär sein Finisher, wäre er ein Wrestler) einer Abseitsstellung und natürlich muss man in der 187. Minute keinen Elfer mehr pfeifen, aber man sieht: das rote Pferd kann schon auch noch höher springen als es muss. Die seltsame Melancholie, die schon wieder von Schweinsteiger Besitz ergriffen hat, mündet wie schon in der Vergangenheit in einer neuen OP. (An dieser Stelle könnte ein unfundierter Kommentar zu seinem Privatleben und dem von Mario Gomez stehen, tut’s aber nicht). Tja, jetzt noch ein Sieg im Clasico de Alemania und die Saison ist in paños secos. Was meinen Gesamteindruck noch trübt: Uli „Selbstgerechtigkeitsanzeige“ Hoeneß. Dieses zur Schau gestellte gutmenschelnde Patriarchentum, mit dem er gegenwärtig durch die Gegend walzt, zeugt nicht gerade von Reue in der Steuersache. Nicht, dass er so im Innersten empfinden muss, es geht mir um die Etikette. Nur weil Franz Beckenbauer, der Vorstand, die Spieler, die Sponsoren und Horst Seehofer hinter einem stehen, heißt das nicht, dass man jetzt plötzlich wieder das Maul aufreißen kann. Ja, ich fordere Demut, ich bin Deutscher. NACHTRAG: Grade les ich, dass Ref Gagelmann zu einem Augsburger „Verpiss dich“ gesagt haben soll. Jetzt weiß ich nicht, ob ich das super oder völlig durch den Wind finden soll.

Wolfsburg – Dortmund 2:1 (0:1)
Das war eine hochklassige Angelegenheit und das ist bitte wörtlich zu verstehen. Es zeigt, wieviel Klasse in dem Wolfsburger Kader steckt und wie gut Hecking/Allofs endlich utilisieren können, was Magath da in seinen Kessel Buntes geworfen hat. Und es freut mich sehr, dass Olic noch einmal den dritten Frühling aus seinem Karriereherbst herausholt und ein Tor schießt, das man selbst den Ronaldos, Ibras und Messis dieser Welt nur an guten Tagen zutraut. In einem Spiel, in dem Dortmund keineswegs eine kreative Schaffenspause eingelegt hat, bekam man dann auch veranschaulicht, wie man den gelbschwarzen „Amok-Kontern“ (geklaut von Bolzen Online) entgegen wirkt: Man stellt die hypothetischen Umschaltwege zu, was natürlich einfacher klingt, als es ist. Den beiden strittigen Nichtelfern am Ende des Spiels haben wir immerhin eine Szene zu verdanken, in der Klopp völlig ungehalten (eigentlich angemessen, bedenkt man den Adressat) Bela Rethy an die Kehle geht. Verbal versteht sich. Patziger ist nur Markus Lanz. Trotz Niederlage wieder einmal an Kompliment an Marco Reus, dessen Schüsse mehr komponiert als kontrolliert wirken. Gute Besserung an Neven Subotic.

Gladbach – Nürnberg 3:1 (0:1)
Das hat ja selbst mir als Nicht-Glubberer beinahe das Herz gebrochen. Xhaka mäht Drmic in einem Tempo um, als hätte man ihn von einer Startrampe Sense voraus in den eigenen Sechzehner hineingeschossen und niemand pfeift außer den Nürnberger Fans. Später wird ein Nürnberger Tor nicht gegeben, weil die neue Torlinientechnik versagt. Was? Was soll das heißen, es gibt noch keine Torlinientechnik? Wo leben wir denn?! Alles in allem natürlich auch eine miese Tour von Favre, die Nürnberger sich erst halbtot laufen zu lassen, ihnen dann alle Tore abzusprechen und dann selbst noch drei reinkrusen. Weil eigentlich war der Club jetzt schon zweimal eine sehenswerte Angriffsmaschine unter ihrem neuen Trainer Keith Richards (noch lustiger aber nicht so Mainstream-pointig: Janick Gers oder Chris Norman). Aber leider gewinnst du mit Niederlagen keine Spiele. (mit diesem Zitat möchte ich bitte in die Ewigkeit eingehen)

Freiburg – Stuttgart 1:3 (0:2)
Da half das ganze Freiburger Aufbäumen nichts, so assassinig wie die Stuttgarter angefangen haben. Dann ab der Halbzeit auch nicht mehr weitergeschaut, aber man hört, es sei noch ganz ansehnlich gewesen. Beinahe hätte ich vergessen, dass der Hanke im Breisgau spielt.

Mainz – Frankfurt 1:0 (0:0)
Ach, das kann nicht sein, dass eine Mannschaft wie Frankfurt, die immer wieder auf Kombinationsfußball und originelle Offensive setzt, einfach nichts gewinnt. Oder wie A. Veh sagt: „Wenn du die Scheiße hast, hast du die Scheiße.“ Der Tuchel-Mainz-Drops ist doch gelutscht wie sonst was.

Schalke – Bremen 3:1 (0:1)
Immer wenn man meint, unter Jens Keller (dessen Humor man oft unterschätzt) ist die Vokabel Spielspaß nur im Kompositum mit Bremse denkbar, schenken die Gelsenkirchener fröhlich selbst dem wehrhaftesten Gegner ein und entledigen sich somit praktischerweise gleich des Chelsea-Katers und der leidigen Diskussion um Fabian Giefer. Und überhaupt: Schalke hat Fährmann, Unnerstall und Hildebrandt, wieviel Spitzentorhüter braucht man denn heutzutage in so einem Verein?

Leverkusen – Hamburg 5:3 (2:1)
Lasogga, die Matz, die verreckte (bairisch für: der ausgefuchste Typ). Sieht aus als würde er bei Call-A-Pizza-Bestellungen aufnehmen und jeden Tag in der Arbeit essen, aber kaum hat er denn Ball, steht er in der dritten Etage Vorderhaus ohne Aufzug und liefert ab. Dumm nur, wenn der Kunde Leverkusen und das Motto: „The Son always shines on TV“ heißt. Hamburg steht kurz vorm Abstiegskampf. Was für einen Unterschied doch diese Holländer machen.

Hoffenheim – Hertha BSC 2:3 (0:1)
Das war zwar nicht Bestform, aber für zweimal „Was sollen wir trinken?“ reichts ja doch meistens in der Wirsol-Rhein-Neckar-Arena (schöner Stadionname). Reicht dann wiederum aber nicht gegen das Topteam Hertha BSC Berlin, formerly known as Michael Preetz‘ personal bitch Fahrstuhl-Mannschaft. Was für einen Unterschied doch immer wieder diese Holländer machen.

Hannover – Braunschweig 0:0 (0:0)
Frechheit, so ein Tamtam um ein Spiel zu machen, das dann stinklangweilig ist. Und von mir aus kann man sowieso alles Ultras in einem gigantischen bengalischen Feuer zum Mond schießen. Kriegt ein Leben (statt lebt den Krieg)!

TIPPSPIEL
Gratuliere zum Tagessieg, MaxSonic! Hat sich einiges getan in den Top 5.

1. feinschmeckerle 165
2. Ohrtrompete 154
3. megadrive_fcb 154
4. MaxSonic 152
5. El Cobra 151

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

brennerpass_tippspiel

5 comments / Add your comment below

  1. Was ist denn mit den Fußballbossen in München los?
    Erst der Wildmoser, dann der Hoeneß und jetzt auch noch der Rummenigge!
    Ist München eine Filiale von Palermo?

  2. Also, das muss ich mal wieder sagen, ein brillantes Spieltagsanalysenkompositum und „Mit Niederlagen gewinnt man keine Spiele“ bist du jetzt schon unsterblich. Chapeau!

    Ich war beim Glubb im Stadion und habe sofort gesagt „Der Ball war vor der Linie“, die Proteste vor Ort hielten sich auch in Grenzen, Sky und Sportstudio haben uns alle ja dann eines besseren belehrt. Ergo: Das Spiel wird für eine menschliche Beurteilung zu schnell, also hurtig die Torlinientechnik her.

    Und die Schiris, wie Gagelmann, Brych (nach dem Phantomtor zu einem Hoffenheimer „Gehen Sie weg, sonst gibt’s gelb“) oder Dingert jetzt beim Glubb können entscheiden und sagen, was sie wollen – sie haben doch eh‘ immer recht. Geiles Gefühl, ne!

  3. Fuxbeck: Die Rummenigge-News kam gestern zu spät für einen Gag. Deshalb hier nachgereicht:

    Hoeneß soll sich an Vorbild an Karl-Heinz Rummenigge nehmen, der hat seinen Mund nicht so voll genommen. Angeblich hat er aber immerhin auf die Frage, wie spät es ist, geantwortet: 250.000 Euro später als gestern.

    Blogspargel: Danke, danke. Und ich glaube, die Schiris wollen nichts lieber als endlich fehlbar sein. Die haben doch auch keine Lust, der Fußabstreifer für Fans, Spieler, Trainer und Funktionäre zu sein. Indem man ihnen eine so dermaßen hermetische Deutungshoheit gibt, macht man sie zu kleinsten gemeinsamen Hassnenner bei den ganzen Prolls da draußen.

  4. Also man braucht schon zwei Uhren, um sicher zu sein, damit man noch genug Zeit hat, die Selbstanzeige beim Finanzamt abzugeben.
    Naja, Gier macht eben doch dumm! Und wär es nur ein Teppich gewesen, wär nix passiert.
    Mal abwarten, wann es denn bei einem anderen „Verein“zu ähnlichen Verwirrungen kommt. Ist ja nur eine Frage der Zeit….

  5. Ich glaub, nicht Gier macht dumm, sondern Geld. Zumindest unsensibel. So sehr ich mir gelegentlich ein hohes Einkommen wünsche, so sehr habe ich auch das Gefühl, dass ich mental mit meinem Minimalentwurf auf der sicheren Seite bin. Und „Zeit ist Geld“ wäre eigentlich der bessere Rummenigge-Witz gewesen, merke ich dank deines Kommentars.

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