Egal worum es geht, ich bin dafür

2013 ist mir eines ganz unangenehm aufgefallen. Ein gemeingefährlich trotziger Impuls zur Widerrede wider der Widerrede. Zum Beispiel: wenn Til Schweiger sein Leben lang nur Scheißfilme dreht, muss man nicht aufhören, das zu sagen, nur weil alle das sagen, oder er fünfzig wird. Oder: wenn ich die von der Leyen scheiße finde, höre ich nicht auf, sie scheiße zu finden, nur weil ob der großen Koalition eine neue Hämewelle ob ihrer Frisur über uns hereinbricht. Ich werde nicht plötzlich emphatisch, nur weil ich auch schon schlechte Frisuren im Leben hatte. Ich bin nicht plötzlich dafür, nur weil alle dagegen sind. Ich werde auch nicht in Bully Herbigs „Buddy“ gehen, nur weil er sich soviel Mühe damit gegeben hat. Ich hätte ja beim Trailer schon auf- und davonlaufen können. Manchmal glaube ich, dass der Deutsche letztlich nichts mehr schätzt als Beharrlichkeit. Wer die ganze Zeit immer denselben Mist macht, muss offensichtlich im Recht sein. Bald findet sich unter den jungen Leuten wieder eine große Lobby für Kernkraftwerke, Tierversuche und sauren Regen. Hat ja Tradition, kann also so verkehrt nicht sein.

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  1. Die aktuellen Äußerungen des neuen Energiesuperministers lassen in Sachen Atomdreck Schlimmes befürchten. Übrigens verhält sich das alles wie mit dem deutschen Schlager: Der Scheiss war noch nie cool und wird auch immer uncool bleiben. Guten Rutsch!

  2. Als zunächst mal Dir und Deiner Familie ein gutes neues Jahr.
    Die von der Leyen will übrigens ihr Ministerium via home Office führen. Dann braucht sie nicht mehr alle Tage zum Coiffeur.

  3. Merci und das gute Neue zurück an Dich/Euch! Wenn ich mal groß bin, will ich übrigens einen Home Coiffeur. Der/die kann dann auch gleich meinem widerspenstigen Spross die Zotteln absäbeln, ohne dass ich auf die Gesamtlänge von „Cars 1 + 2“ mit einer Nagelschere um ihn herumtanzen muss.

  4. Ich empfehle den Einsatz eines Flecktarnhaarnetzes für unsere neue Panzer-Ursel, damit sie hier keine Angriffsfläche für engagierte Taliban bietet.
    Ach ja der Schweiger Til. Seine quasi auf Stummfilmniveau abgespulte Rolle in Inglorious Bastards war ja gar nicht so grottenschlecht, sondern nur schlecht. Den Rest seiner Rollen und Filme verschweige ich oder kenne ich gar nicht.
    Und sauren Regen finde ich nur dann gut, wenn dieser das Moos von meinen Betonterrassenplatten dauerhaft entfernt.
    Ansonsten wünsche ich den hier verkehrenden auch ein gutes neues Jahr. Hehe und der Udo Jürgens wird mit eigenem zunehmenden Alter (leider) immer besser.

  5. Inglorious Bastard hat er ja nicht selber gedreht und sich somit auch selbst nicht die Hauptrolle gegeben. Insofern geht das Edel-Cameo voll in Ordnung. Wegen deinem Moos sehe ich die Notwendigkeit von saurem Regen natürlich ein. Kauf dir und deinen Nachbarn einen SUV, das ist ein Anfang.

  6. Bald findet sich unter den jungen Leuten wieder eine große Lobby für Kernkraftwerke, Tierversuche und sauren Regen.

    Genau, irgendwelche meta-ironischen Junghipster mit diffusen sexuellen Präferenzen, die auch schmalzigen Fönwellen-Schlager irgendwie gut finden, argumentieren dann wie folgt: „Kernkraftwerke – die sind so schlecht, dass sie schon wieder gut sind, verstehst Du?“ Von einer solchen Warte aus kann man letztlich auch irgendwelche nordkoreanischen Kim Il Honk-Diktatorentypen gut finden, gerade weil sie sich westlichen Coolness-Standards so konsequent verweigern. Darf da gar nicht weiter drüber nachdenken…

  7. mark793: Genau. Meta-Ironie führt ohne Umwege in den Konservatismus, sprich in eine Welt ohne Ironie. Dumm, jetzt hab ich ja doch drüber nachgedacht.

  8. In meinem Freundeskreis werden Herbert Grönemeyer, Vicky Leandros, Helene Fischer und Howard Carpendale so inbrünstig mitgesungen wie „Fields of Athenry“, „Thunderstruck“, „Killing in the Name“ und „Ich war noch niemals in New York“. Der Schlager füllt dabei eine Nische, die in anderen Kreisen durch Sportfreunde Stiller oder die Toten Hosen besetzt wird. Die Ironie, mit der wir dem eindimensionalen Weltbild der Texte begegnen, ist allerdings frei von Meta-Ebenen und erstreckt sich nicht auf die Musik. Wir hören Schlager, weil wir Spaß dran haben. Ironie und Meta-Ironie wird einfach unterstellt, weil man das vielleicht nicht nachvollziehen kann. Man findet hier aber keine Befürworter von Geschlechterkategorien, Atomkraft oder anti-westlicher Diktatoren und die Frisur von der Leyens wird nicht diskutiert.

    (Ich muss zugeben, dass ich jetzt natürlich einem trotzigen Impuls gefolgt bin, obwohl ich dem Eintrag und den Kommentaren gar nicht widersprechen will. Natürlich seheich das Problem der angesprochenen Anti-Antihaltungen. Wenn man aufgrund seiner Freizeitgestaltung und Vorlieben aber immer und immer wieder mit diesen Menschen und sogenannten Hipstern über einen Kamm geschoren wird, verfällt man leicht in eine fragwürdige Verteidigungshaltung.)

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