Brennerpass Bundesliga 2013/2014 (18)

brennerpassLIGA1

Gladbach – Bayern München 0:2 (0:1)
Reden wir über Mandzukic. Dass der knorrig wirkende Kroate auch tatsächlich ein Stinkstiefel ist, sieht man ihm nicht nur auf einen Kilometer Entfernung an, auch bei Wolfsburg saß er bereits nach „Trainingsrückständen“ auf der Bank, wobei Magath und ähem. Mag schon sein, dass den mürrischen Mandy die Personalie Lewi (Fahrer eines Porsche Cayennes, wie ich seit diesem Wochenende weiß) zwickt, aber er hört ja nun auch nicht das erste Mal davon. Jetzt ist gleich wieder das Gerede von der falschen Neun (mein Unwort des Jahres, aber vielleicht gibt es auch ein Paradoxon des Jahres, das noch gewählt wird) groß – ich bin mir aber sicher, es ist eher eine charakterliche als eine stragische oder gar eine Frage der Kompetenz. Soll heißen: Pep sagt, verhalt dich wie ein vernünftiger Mensch, grüß keine Diktatoren in der Öffentlichkeit und spiel da, wo ich sag, dann darfst du auch wieder ins Stadion. Und schau vor allem um Gottes Willen nicht immer so grantig. Ach ja, und mach was mit deinen Haaren.

Reden wir über das Spiel. Was Pep gut macht: Er lässt Bayern hoch verteidigen und früh angegreifen (=“pressing“), aber nicht um jeden Preis, nicht auf Kosten der Kondition, wie das der BVB macht. Bei Bayern funktioniert das sogenannte Umschalt- viel über das Stellungsspiel, man muss keine 15km pro Spiel laufen, um den Ball zu erobern. Das kostet zwar den einen oder anderen Konter, aber das nimmt Pep in Kauf, weil er davon ausgeht, immer noch ein Tor mehr zu schießen (und dass die Zeiten von Slomka-Hannover vorbei sind, bei denen aus einer halben Chance drei Auswärtstore geschossen wurden). Nennen wir es das „gemächliche Umschaltspiel“.

Ich hab mancher Orts gelesen, dass Gladbach zu zaghaft mit den Bayern umgegangen wäre. Na ja. Die ersten zehn Minuten waren sie vermutlich zu abwartend, was ihnen eins von zwei möglichen Götze-Toren eingebracht hat. Danach hieß es Bökelberg as Bökelberg can, nur eben ohne Ballbesitz, aber mit einem Dauerfeuer an individuellen Lichtblicken (Wendt, Hermann etc). Es ist eben nicht leicht, gegen die Superbayern zu gewinnen, außer du heißt Borussia Mönchen Doomsday (Superman-Kanon, falls wer fragt). Leicht war es dann auch nicht für Shaqiri, der ein bisschen wie der erste (nicht so super-)Mann auf dem Mond in seiner Kombi mit Alaba gewirkt hat. Was aber nicht so schlecht war, da Alaba statt Cirque de Soleil mit Froonck endlich mal wieder sein Hauptaugenmerk auf die Defensive richten konnte. Ansonsten mit Lorbeeren zu behängen: Manu „Hallowach“ Neuer, Thomas „Elfauge“ Müller und Claudio Pizarro – der einzige Spieler auf der Welt, der nach halbjährigen Verletzungspausen aussieht wie nach einem Karibik-Urlaub und spielt wie nach einem Konditionslager in Sibirien. Eisern und sexy – eat this, Union. Und muss man wirklich noch etwas zu Philipp Lahm sagen, oder spricht man ihn einfach gleich heilig für seine Spielintelligenz? Lahm ist längst kein Streber mehr: er ist der Erzengel Phillip.

Dortmund – Augsburg 2:2 (1:0)
Okay, mit der Notschlachtung von Kuba hat Jürgen Klopp meine offizielle Erlaubnis, sich auf Verletzungspech herauszureden. Dabei fing alles so gut an. Augsburg hat noch den Schlafanzug an, als Bender praktisch zeitgleich mit seinem Zwilling in Leverkusen zum 1:0 trifft, dann aber klingelt bei Augsburg der Wecker. Gut, sie kommen noch etwas schwer aus dem Bett, aber spätestens in der zweiten Hälfte zeigt sich, dass dieses Team nicht mehr mit normalen Vor-kurzem-noch-Aufsteiger-Maßstäben gemessen werden kann. Das sind Kampfschweine mit Köpfchen. Ein Unentschieden ist für Dortmund ergo keine Schande und für so manch anderen Bundesligisten eine Leistung. Aus Markus, dem Lokomotivführer ist mittlerweile Frau Mahlzahn geworden, if ya know.

Freiburg – Leverkusen 3:2 (1:2)
Sah recht fetzig aus in der Konferenz, aber so war ja der gesamte Samstag, man hatte kaum einen Zug aus der Bong genommen, schon hieß es wieder „Tor in Dingsburg“. Ich finde es nur, fair, dass Leverkusen jetzt ein paarmal verloren hat, spiegelt es doch die gewaltige Leistung der ersten 14 Spieltage wieder. Nicht böse gemeint, aber Kusen war nie ein Anwärter auf die Meisterschaft, weniger noch als Dortmund. Aber was hier mit Besinnung auf die eigenen Stärken, einem uneitlen Kader und einem Trainer der ruhigen Hand auf die Beine gestellt wurde, verdient höchsten Respekt. Freiburg belohnt sich selbst für seinen hohen Aufwand (1.287922 Singapur-Dollar ins Bet&Win-Phrasen-over/under-Schwein) mit einem gültigen Abseitstor. Immer noch besser als mit einer falschen Neun.

Hamburg – Schalke 04 0:3 (0:1)
Gerade in der ersten Halbzeit konnte man einen guten Vergleich zwischen den beiden Mannschaften anstellen, weil sich beide wirklich bemüht haben. Ergebnis: Der HSVPLus kann nicht im Ansatz mit Schalke (super: Farfan, Meyer) mithalten. Dafür waren sie eh anfangs recht gut im Spiel und haben sich nach dem Kopfballtor des wiedererstandenen Huntelaars ansehnlich dagegen gestemmt, allen voran Badelj und Illicevic. Ein Schusseltor nach der Halbzeitpause hat dem HSVPlus dann den Garaus gemacht und die fehlenden 20.000 Zuschauer in der eiszeitlichen Dingstec-Arena werden sich gedacht haben: gut, dass ich mir für ein 0:3 mit ohne Gegenwehr in der 2. Halbzeit nicht die Eier abgefroren habe. Drobny kann übrigens nichts dafür – wie immer in seiner Karriere ist er zur falschen Zeit am falschen Ort, wobei man das vielleicht von jedem sagen kann, der in den letzten drei Jahren in Hamburg gespielt hat.

Wolfsburg – Hannover 1:3 (1:1)
Achtung, jetzt kommt einer. Mittlerweile weht ein anderer Wind in Hannover. Hahaahahah, Tayfun und so, Sie verstehen? Aber genau so befreit wie Hannovers Ex auf der Tribüne herummirkote, so spielte auch Gençlerbirligi 96 bei seinem ersten Auswärtssieg seit der Völkerschlacht auf und erinnerte den Verein mit den höchsten Transferausgaben im Winter an die Tatsache, dass eine belgische Schwalbe noch keinen Sommer macht – und das war jetzt ganz schön bräsig, fantasielos und altklug von mir. Was mir bisher am besten an (dem von mir bei Bremen immer hochgelobten) De Bruyne gefällt, ist, dass sich Fußballdeutschland plötzlich Gedanken um seine Aussprache macht, und ich alleine am Wochende 6 verschiedene Varianten gehört habe. Warum? Bei Bremen hieß er einfach immer De Bräune und niemand hat ihn selbst nach seiner irrelevanten Meinung gefragt.

Stuttgart – Mainz 1:2 (1:1)
Hey, Mainz hat jetzt so einen jungen wilden Trainer. Im Ernst, ich weiß nicht mehr, was ich über Mainz noch schreiben soll. Ja, es gibt jetzt Koo. Und ja, verdienter Sieg. Und beim VfB spielt ja Mo Abdellaoue, das ist mir entweder noch nie aufge- oder längst wieder entfallen. Er war ja auch verletzt, sagt man.

Frankfurt – Hertha 1:0 (1:0)
Das Spiel hat sich Frankfurt nach Maßstäben ausgleichender Gerechtigkeit eher unverdient nach Hause gemeiert, andererseits hat Armin Veh in Sachen „zu allem Unglück noch Pech“ einiges in der Hinrunde aushalten müssen. Unschön war, wie Zambrano im eigenen Strafraum in vollem Lauf Ramos nach Strich und Faden verprügelte, der Schiri aber außer einem amüsierten Lächeln nichts in petto hatte. Unschön war eigentlich auch das ganze Spiel, wenn man mal ehrlich ist. Stimmt’s Markus Quint?

Nürnberg – Hoffenheim 4:0 (2:0) Spielbericht
Schade, dass der Club gewonnen hat. Ich hätte Verbeek gerne mit einem dieser in Berlin grade so gefragten (und dauernd ausverkauften) Einsiedler-Bärten gesehen, wie ihn auch Bushido neuerdings trägt. Apropos Bushido, ich muss mal grade eine Lanze für ihn brechen. Nach einer Folge DSDS mit Prince Kay-One verstehe ich vollkommen, warum er in einem zehn-Minuten-Video von der Hinrichtung seines ehemaligen Bettvorlegers fantasiert. Zurück zum Spiel: 4:0 klingt nach Nürnberger Dampfwalze. Würden Sie mir glauben, wenn ich sage: Hoffenheim hat wie immer gut mitgehalten, aber hält halt nichts von der Defensive?

Bremen – Braunschweig 0:0 (0:0)
Grausiges Spiel, und wenn auf kicker.de ein Pfostenschuss von Bagfrede in einer Headline aufgeführt ist, dann weiß man, was es geschlagen hat. Das Beste, was man sagen kann, würde man etwas Gutes sagen wollen: Braunschweig hat das hinten gut weggemauert. Und nix gegen Dutt, aber rein so vom Unterhaltungswert hat mir Bremen unter Schaaf im Abstiegskampf deutlich besser gefallen.

TIPPSPIEL
Gratuliere an katermoss und oliisoaho zum Tagessieg. Ansonsten an der Spitze nix Neues (von reyamm mal abgesehen). Tippen beim Brennerpass ist seit beinahe zwei Jahren in Frauenhand, sprich in der von Frau Feinerschmeckerle.

1. feinschmeckerle 225
2. megadrive_fcb 216
3. martin 215
4. reyamm 214
5. klendaa 212
6. ElCobra 211
7. tosan 210
8. Ohrtrompete 210
9. Anderl 209
10. Robert 208

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

brennerpass_tippspiel

5 comments / Add your comment below

  1. Die SGE hat in der Hinrunde ihr Soll an Schönspielen und Indersechsundachzigstenminuteverlieren erfüllt. Ist mir alles scheissegal, Hauptsache drei Punkte, wenn schon mein Geheimtipp (6:1) nicht zutraf. Aber mal was anderes: Der Fußballfachwelt fehlt ein Glossar bzw. Lexikon für Fußballerfrisuren. Und du wärst der Einzige, der sowas qualifiziert verfassen könnte.

    P.S. Ich hätte nie gedacht, dass ich das irgendwann schreiben würde, aber in Sachen P. Lahm gebe ich dir 100% recht. Es gibt derzeit keinen vergleichbar genialen Taktiker auf dem Spielfeld. In zehn Jahren ist er mindestens Bundestrainer.

  2. Ich muss ja in meiner Bärbeißigkeit neutral bleiben, aber unter uns: Ich gönne Armin Veh jeden einzelnen Punkt. Alleine wegen seiner Zeit beim HSVPlus, wo man ihm die Genervtheit in jedem Satz angehört hat, er sich aber bis zum Ende eine sanfte Lakonie erhalten hat, sogar, wenn er laut geworden ist vor den Fernsehkameras. Dann hat mir mal ein 11-Freunde-Redakteur erzählt, dass er sich halt nicht gerne stressen lässt. Spätestens da hab ich ihn ins Herz geschlossen.

  3. Ja das kommt davon, wenn man in Hamburg glaubt, nur weil die Gefahrenzone aufgehoben wurde, müsse man den eigenen Strafraum nicht mehr adäquat verteidigen. Und wenn es so weiter geht, dann gibt es nächste Saison wieder mal ein Stadtderby in Hamburg. Allerdings in der 2. Liga.

  4. Mal so aus neutraler Sicht: Lange ist es noch nicht her, da hatte ich latente Sympathien für den HSV. Mittlerweile hoffe ich nur noch, dass sie endlich absteigen. Es kann nicht sein, dass ein Verein in den letzten Jahren nahezu alles dafür tut, von der Erstligazugehörigkeit befreit zu werden, um dann am Ende doch wieder knapp zu scheitern.

  5. stt: Ja, wobei das Spiel nicht ganz so schlimm war, wie es in den Medien gemacht wurde. In der ersten Halbzeit hat die Moral weitgehend gestimmt. Wem man aber echt kein Gramm Verantwortung geben darf, ist Westermann. An sich sehr guter Spieler, aber ein Fragilchen unter Druck.

    Hennes IX.: Ich mach zwar manchmal den ein oder anderen Witz auf Kosten des Elbphilharmoniker FC, aber eigentlich ist mir nicht nach Lachen zumute. Ich will nicht, dass der HSV absteigt, bin aber nicht mehr sicher, ob das nicht ein Bauteil einer überfälligen Renaissance wäre. HSVPlus ist keiner.

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