Brennerpass Bundesliga 2013/2014 (25)

brennerpassLIGA1

Bayern – Leverkusen 2:1 (1:0)
Zu Uli Hoeneß: ich bin kein Befürworter von einem Freispruch gewesen. Mir ist der Steuerbeschiss zwar egal, aber die Selbstgerechtigkeit, die Hybris, die Scheinheiligkeit verlangt eben auch nach einer gewissen Katharsis, so leid mir das insgesamt und im speziellen für Frau Hoeneß tut. Was mir noch viel mehr leid tut: unsere aus Prinzip nie vor der eigenen Haustür kehrende Kommunikationsgesellschaft, die sich in den letzten Tagen mit ihrer grausamen Häme und Besserwisserei ein Jahrhundertarmutszeugnis ausgestellt hat. Die beinahe panischen Pointenwettbewerbe auf Twitter und Facebook waren noch harmlos im Gegensatz zu dem, was in den Foren und Kommentaren der Websites der Tageszeitungen passiert ist. Auch die Politik – und hier besonders die linken Parteien – haben sich der Causa Hoeneß angenommen, um Werbung für die eigene Politik zu betreiben, pfui Teufel. Summa summarum, eine finstere, eine vergiftete Woche, und das nicht nur für Bayernfans. Dass am Ende ausgerechnet Christoph Daum – ob jetzt aus Berechnung oder ernster Anteilnahme – Hoeneß sein Mitleid und Verständnis ausspricht, sollte dem Gesamtschandmaul namens Internet zu denken geben.

Zum Spiel: Die stark veränderte Innenverteidigung hat einzig und allein Manuel Neuer gut getan, der durfte sich neben seiner Haupttätigkeit als Gigant wieder als vollwertiger Libero hervortun. Oft habe ich das Gefühl, dass Pep eh davon ausgeht, dass Manuel Neuer der letzte Feldspieler ist und er keine sture Vierkette da hinten mehr braucht. Contento sehe ich weiterhin als schwächsten Defensivmann bei Bayern. In der Vorwärtsbewegung ist er zwar nicht übel, aber die Kombination mit Götze ließ die linke Seite überwiegend verwaisen. Rafinha und Robben funktioniert weiterhin ausgezeichnet auf rechts, aber Schweinsteiger und Kroos haben das Aufbauspiel zusammen mit Boateng so dermaßen an sich gerissen, dass alle Macht vom Zentrum ausging und das hatte Leverkusen praktisch bei lebendigem Leibe eingemauert. Bis zum 1:0 von Manduzkic hatte Bayern keine einzige Torchance, Leverkusen mindestens schon drei beinahe narrensichere. Dennoch war der Bayernsieg am Ende nicht unverdient: Ein beinahe schurkisch erdachter Freistoß von Schweinsteiger besiegelt das Schicksal der wie immer etwas fad, aber immerhin klug spielenden Werkself. Aber auch das Bayernspiel glänzte nicht gerade durch Geistesblitze. Erst mit Ribery und Thiago kam Schwung in die Offensive, aber auch Schwund in die Defensive und so war Leverkusen dem Ausgleich am Ende näher als Bayern dem deutlichen Sieg. Fazit muss dennoch lauten: Wenn Bayern nicht verlieren will, verliert es nicht. Schweinsteiger ist wieder da und als Johnny Controlletti im Zentrum nicht ganz so ballsicher und vorausschauend wie Lahm, dafür mit mehr Verve und Witz.

Dortmund – Gladbach 1:2 (0:2)
Das war ein großartiges Spiel, das gewiss nicht von der besseren Mannschaft gewonnen wurde, aber zumindest von der Mannschaft, die ihre Kräfte am besten bündeln und das meiste aus ihren Möglichkeiten herausholen konnte. Das 0:2 durch Kruse sah aber auch deshalb so Copperfield-mäßig aus, weil Weidenfeller spontane Lust auf einen Ausdruckstanz ausserhalb des Fünfmeterraums bekam, aber eben kein so begabter Tänzer wie Max Kruse ist. Schon beim ersten Tor von Raffael war ja schwer zu sagen, ob es eine Installation oder ein Versehen war. Die gelb-rote Karte in der zweiten Halbzeit hat sich NordFIGHT redlich verdient und auch den Handelfmeter hätte man dem BVB geben können, schon alleine deshalb um sich nach dem Spiel Klopps negativistisch gehässigen Sarkasmus nicht anhören zu müssen, der ja auch eine Folge des erneuten Gerassels mit dem 4. Offiziellen war.

Frankfurt – Freiburg 1:4 (0:1)
Geduzt formuliert: Wenn du gegen den Abstieg anfetzt wie Frankfurt, gibst du dem Gegner natürlich auch die Chance per Hardcore-Effizienz den Spielverlauf auf den Kopf zu stellen. Wenn das dann auch noch per Fallrückzieher passiert, kann man als neutraler Zuschauer nicht meckern. Trotz der herben Heimniederlage: Armin Veh macht auch 2014 einen ausgezeichneten Job bei der Eintracht und das Lame-Duck-Gelaber, das ich grade wieder bei Sky 90 höre, ist die reinste Demagogik. Jeder Trainer hört irgendwann auf, wenn er nicht vorher aufgehört wird.

Bremen – Stuttgart 1:1 (0:0)
Das hätte Thomas Schneider auch hinbekommen. Das späte Tor, das Unentschieden und den direkten Abstiegsplatz.

Hoffenheim – Mainz 2:4 (0:0)
Brutal, brutal, brutal. In fünf Minuten eine 2:0-Führung zu verspielen und das bei bisheriger Feldüberlegenheit, das schafft nur The Sensational Hoff. Bitte steigt nie ab und wechselt nie den Trainer. Jetzt wo Bremen auf Sicherheitsfußball macht, ist Hoffenheim die einzig verbleibende Sensationsmannschaft in der Liga. Und dass Salihovic seinen Elfer verschossen hat, ist doch nur der Beweis, dass auch die Götter irren können.

Braunschweig – Wolfsburg 1:1 (0:1)
Braunschweig kämpft und Lieberknecht kloppt keine Sprüche mehr, so ist mir Braunschweig in den letzten Wochen ein bisschen ans Herz gewachsen, auch wenn ich fürchte, dass es für den Klassenerhalt zu spät ist. Immerhin ist nach diesem Spiel auch Schluss mit dem Gerede vom großen CL-Aspiranten Wolfsburg, weil – tschuldigung – gegen den Tabellenletzten muss man dann schon auch mal gewinnen können.

Hertha BSC – Hannover 0:3 (0:0)
Hertha ist entschuldigt, denn das war ja ein Heimspiel. Ernsthaft, dass überhaupt noch jemand ins Olympiastadion außer den gegnerischen Fans kommt, grenzt an ein Wunder, schaut man sich die Heimbilanz der letzten drei Bundesliga- (nicht Zweitliga-) Saisonen an.

Hamburger SC – Aluminium Nürnberg 2:1 (0:0)
Calhanoglu entwickelt sich langsam zum sprichwörtlichen Goldesel, wenn man bedenkt, wieviel Geld so ein Abstieg kostet. Ziemlich chaotisches aber unterhaltsames Spiel, das den HSV erstmals in dieser Saison mit einer Art Gewinnermentalität zeigt, allen voran Raffa van der Vaart, was ich den Hassern gerne in Dickschrift noch einmal reinschreibe, weil ich den Typen mag, als Fußballer und als Mensch. Ich hoffe sehr, dass der Club sich nicht demotivieren lässt, aber das Anschlusstor (und der tolle Freistoß) so kurz vor Schluss spricht eh eine andere Sprache.

Augsburg – Schalke 1:2 (1:1)
Oh, wie sehr würde ich es Keller gönnen, wenn er diese Saison mit einem Derbysieg gegen den BVB und dem zweiten Platz in der Liga krönt. Wie der auf die Rübe bekommen hat und mit wieviel Anstand er es ertragen hat, und wie sehr ihn seine Spieler noch respektieren, all das hätte dieses Riesenhappyend verdient. In der nächsten Saison sehe ich trotzdem lieber einen Konzeptrainer wie Tuchel oder einen Gasgeber wie Effenberg am Ruder, denn es fehlt noch der letzte geschlossene Biss, da ist noch mehr drin bei Schalke. Armin Veh ist mir zwar der sympathischste von Allen, aber Dringlichkeit besteht bei ihm nicht immer – und schon gar nicht Langfristigkeit.

TIPPSPIEL
Gratuliere zum Tagessieg, DrLumpers und HamleysUnited! Tut mir saumäßig leid, dass ich den Reminder vergessen habe, aber geschadet hats auch mir selbst, denn ich habe prompt vergessen zu tippen.

1. martin 307
2. Thomas_Pfa 293
3. ClintsStuhl 292
4. feinschmeckerle 291
5. kleenda 288
Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

brennerpass_tippspiel

5 comments / Add your comment below

  1. Daum aalt sich im Licht der Öffentlichkeit. Selbst wenn er es inhaltlich ernst gemeint hat, bei genauer Betrachtung handelt es sich um eine heuchlerische Eigenpositionierung in den Medien.
    Herrn Hoeneß kann man nur alles Gute bei seinem Neustart in ein drittes Leben wünschen. Ich fand diesen Typen trotz aller – mit dem Erfolg einhergehenden Hybris – stets großartig.

  2. mq: Mag sein, dass Daum es nicht ernst meint. Aber Anstand muss nicht immer ernst gemeint sein. Wenn der Mensch nur ehrlich und ungehemmt seinen Meinungen nachginge, hätten wir All-Out-War das ganze Jahr lang. Übrigens, und das sag ich nur dir (und ALLEN anderen, die mitlesen): Nach Bayern und Schalke ist Frankfurt grade meine Lieblingsmannschaft. Danach erst Augsburg. Und neu in den Top 5: Hoffenheim! Veh muss das packen mit dem Abstiegskampf, ganz ohne jede Pointe sag ich das.

  3. Damit hast du die Latte ein Stück höher gelegt. Nun besteht unser Ziel nicht nur im Klassenerhalt, sondern zusätzlich in einer weiterhin hohen Platzierung innerhalb der persönlichen Brennerliga.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert