Brennerpass Bundesliga 2013/2014 (26)

brennerpassLIGA1

Mainz – Bayern 0:2 (0:0)
Beeindruckend. Mainz war überall und vor allem im Abseits. Aber im Ernst, Mainz hat das Kunststück fertig gebracht, alle Mann hinten reinzustellen und gleichzeitig brandgefährliche Attacken nach vorne zu reiten. Mainzer, wo man hinschaute, fast hätte man meinen können, die benutzen eine Art Schnellreisesystem (Konsolenspieler werden mich verstehen). Allerdings blieben die Angriffe dann bis auf die Aktionen des hellwachen Choupo-Motings seltsam unvollendet, was auch an den konsequenten Kühltürmen (thx für Begriff, Sebi) der Abwehr lag, die ja bei Bayern mittlerweile nur noch aus der Innenverteidigung zu bestehen scheint. Aber die hat in Form von Boateng und Martinez ordentlich hingelangt. In der Hinsicht musste sich aber auch Mainz nicht verstecken: was Posbech (wer muss noch an die Bully-Parade denken?) und Noveski an Körperkraft und Frequenz in diese 90 Minuten gesteckt haben, findet man auf Berliner Baustellen in zwei Jahren Bauzeit nicht. Und dann war da noch der zweitbeste Rückrundentorwart (wofür es alles Statistiken gibt) namens Karius. Summa summarum also ein internationales Topspiel von Mainz, das in der zweiten Halbzeit dann allerdings von einem einzigen Mann an sich gerissen wurde. Ja, das Chefchen ist endgültig wieder da. Herr Schweinsteiger hat – und nichts macht mehr Mut in Sachen Champions League – beschlossen, dieses Spiel zu gewinnen, seine Mannschaft wie ein Galeerenschlagzeuger nach vorne getrommelt und als es ihm zu dumm wurde, dann selbst das Tor gemacht. Und als ich grade anfing zu monieren, dass weder Götze noch Ribery die großen Einfälle hatten, entschieden sie ein Spiel, bei dem ich seit langer Zeit mal wieder wie ein Kloppwisch um den Fernseher herumgesprungen bin. Danke für’s gut zurückficken, Mainz. Und danke für drei weitere wunderbare Jahre (eins davon vermutlich verletzt), Lieblingsspieler Arjen Robben (mein nächstes Heimtrikot trägt deinen Namen)!

Hannover – Dortmund 0:3 (0:1)
Watzke im Sportstudio hat eins gezeigt: Dortmund kann sich momentan nicht entscheiden, ob es lieber den sarkastisch wütenden Underdog oder den souveränen CL-Viertelfinalisten gibt. Klar tut die Verletztenmisere und der erneut grotesk hohe Rückstand auf Bayern dem Selbstbewusstsein einen gewissen Abbruch, aber der BVB macht auf dem Platz das Beste daraus. Auf jeden Fall war bei aller öffentlich-rechtlichen Honigkuchen-Attitüde von Watzke wieder mal klar, dass eine Gehässigkeit gegen Bayern untergebracht werden musste: In dem Fall war es ein Plädoyer für Wüstlinge wie Klopp im Gegensatz zu „Leuten, die jedem Gegner selbst am Tabellenende noch jede Menge Respekt entgegenbringen.“ Das galt Guardiola und macht ihm indirekt seine Höflichkeit zum Vorwurf und verklärt die Neanderthalismen von Klopp, die nicht einem „authentischen Typen“, sondern einem ungehalteten Typen geschuldet sind. Der übrigens neulich verbal ausgerechnet gegen Zen-Gigant Oliver Kahn den Kürzeren gezogen hat.
Das Spiel hat Dortmund verdient gewonnen, und das nicht nur weil Lewandowski in dieser irren Szene fünf Hannoveraner und deine Oma hat aussteigen lassen. Es war einfach erneut der Beweis, dass Dortmund in Vollbesetzung eine internationale Spitzenmannschaft ist, aber selbst mit all den Ausfällen immer noch in der Lage, die Restliga zu dominieren und Real Madrid zumindest theoretisch einen von zwei Abenden zu versauen.
Nachtrag: Ciao Cherundolo. Guter Typ.

Schalke – Braunschweig 3:1 (1:0)
Mehr Ausfälle, aber weniger Gejammer kann im Moment Schalke vorweisen, deren Altersschnitt am Samstag ungefähr bei 19 lag, zieht man Huntelaar ab. Jung, verletzt und erfolgreich: Tolles Spiel von Ayhan, Meyer und Goretzka und überhaupt ein schönes Schaufenster für die Gelsenkirchener Nachwuchsarbeit. Besser kann man nicht ins Revierderby aufbrechen.

Stuttgart – Hamburg 1:0 (0:0)
Da schau her! Man lässt einfach nur das späte Gegentor weg und schon ist man raus aus der Abstiegszone. Hätte Schneider aber auch draufkommen können. Trotz des hohen tabellarischen Einsatzes hat mich keine Mannschaft restlos überzeugt. Stevens hat seine Duftmarke in diesem Sieg natürlich dennoch mit der Einwechslung von Maxim, dem späteren Torschützen, hinterlassen. Hamburg hat sich verständlicherweise nach der Gelb-Roten für Calhanoglu schwer getan, die zwar faktisch richtig war, aber rein didaktisch vollkommen unnötig. Es gibt in der Liga zirka 350 unfairerere Spieler. Apropos unfair, weiß jemand warum Niedermeier Ulreich das Gesicht von den Knochen reissen wollte?

Nürnberg – Frankfurt 2:5 (0:1)
Wer jetzt noch unkonzentiert spielt, steigt ab. Die Einsätze sind hoch, beinahe zu hoch, um noch so offensiv wie der Club zu spielen. Und auch wenn ich auf keinen Fall will, dass sich die Nürnberger verabschieden, so hat Veh die Eintracht doch äußerst professionell auf- und eingestellt, und Frankfurt hat das Spiel verdient gewonnen, ohne sich von dem Comeback des Clubs verunsichern zu lassen und ohne sich für den Rest des Abstiegskampfes jetzt schon zu sehr aufzureiben. Und dann hast du Leute wie Piñola, die dir entscheidende Spiele retten und gleichzeitig ganze Saisonen kosten können. Joselu – ohnehin die Schlüsselausleihe bei Frankfurt – war nicht nur wegen seiner vielen Tore ein Entscheider, hat er doch auch per Ellenbogen den Nürnberger Kader um einen entscheidenden Mann (Petrak) dezimiert.

Leverkusen – Hoffenheim 2:3 (1:2)
The Sensational Hoff, Spektakel-Garantie. Kreichgau-Madness. Mir gehen die Superlative aus. Frecher Elfmeter, der keiner war, von Salihovic. Lupfed Leverkusen into Oblivion, wenn man den Treffer als Auftakt zum Kusener Untergang nimmt. Kießlings Ausgleich hätte der Umschwung sein können, aber 80 Sekunden später spuckt Volland den viel zu zaghaft und fantasielos agierenden Leverkusenern erneut in die Suppe. Aber weil man ja nicht halb so gern verteidigt wie angreift, kassiert man bald wieder den Ausgleich, kann aber in der Folge gegen ziemlich entschieden anrennende Kusener sogar etwas wie eine erfolgreiche Abwehr errichten und als skurrile Schlusspointe das Tor von Modeste setzen. Wie neulich schon gesagt: Hoffenheim ist das neue Bremen, man schaue sich nur mal das Torverhältnis an. Fast so viele Tore wie Bayern geschossen, aber auch beinahe die selbe Anzahl an Gegentoren kassiert.

Gladbach – Berlin 3:0 (3:0)
Gladbach hat sein Mojo (ihr sagt heutzutage Swag dazu) wiedergefunden und damit auch vollkommen zurecht gewonnen. Geduld, Spucke und der bessere der Brasilienbrüder haben das Spiel entschieden, auch wenn Ronny mit ein bisschen mehr Präzision die Hertha hätte im Spiel halten können.

Wolfsburg – Augsburg 1:1 (0:1)
Ein Spiel, das Augsburg hätte gewinnen müssen, schon alleine, weil Wolfsburg aus seinem Luxuskader nicht genug macht und keine vernünftige und eingespielte Offensive zustande bringt. Ich habe eh das Gefühl, dass es noch besser lief, als Olic die Stammkraft statt Bas Dost war, aber Statistiker mögen mich gerne berichtigen. Was war da eigentlich mit De Bruyne los? Es sah kurz so aus, als würde er den Schiri ungespitzt in den Boden headbutten wollen.

Freiburg – Bremen 3:1 (1:0)
Es hat ein bisschen gedauert und keiner weiß, ob es nicht schon zu spät ist, aber Freiburg hat seine Spielweise jetzt ganz auf Klassenerhalt umgestellt. Heißt: herzhaft defensiv aber herzlos in der Chancenverwertung. Bremen weiß immer noch nicht, wie es eigentlich spielen soll. Die Handschrift von Dutt ist lediglich in ihrem Fehlen zu erkennen.

TIPPSPIEL
Gratuliere zum Tagessieg, Eikman, schon allein weil Du das Hoffenheim-Spiel richtig getippt hast! Und Achtung: Englische Woche kommt, am besten jetzt schon tippen.

1. martin 325
2. feinschmeckerle 307
3. ClintsStuhl 306
4. Thomas_Pfa 302
5. Manitsch 302

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

brennerpass_tippspiel

11 comments / Add your comment below

  1. Merci, Emser.
    Zum Swag: In diesem Kontext geht die Analogie klar.

    Swag = „charismatisch-positive Aura“ (Wikipedia)
    Mojo = „meaning sex appeal or talent.“ (Urban Dictionary)

    In der „echten“ Welt bist du freilich näher an der Jugendsprache als ich.

  2. Eigentlich wollte ich am Samstag nach Nürnberg zu einer Dichterlesung fahren, aber dann hat mich ein Virus angesprungen und umgenietet.

  3. Ja mi leckst, da hab ich mich doch tatsächlich um a Monat verschaut.
    Na dann, am 22.April. Eine Uhrzeit wäre auch nicht schlecht, wenn man die erfahren könnte.

  4. fuxbeck: trag ich mal im Gesamten nach, ist im speziellen Fall aber auch noch nicht exakt bekannt. Im Grunde immer 8. Oder wie Attwenger sagen: es is imma hoibe achte. Kumm, ich gfrei mi.

    mq: Ich find Lederhosen albern. Aber mich lassen sie ja nach München gar nicht mehr rein mit meinem Autorengehalt. Exilfans, Exilfans Hey Hey!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert