Kurzkritiken zu Her, Captain America 2, Hunger Games: Catching Fire, Nebraska, Taken, Sinister, Hai-Alarm am Müggelsee, Insidious 2, In Fear

HER
Fällt mir immer erst im Kino auf, dass ich kein Spike Jonze-Fan bin. Auch hier: viel Gerede, viel Gejammer, aber keine Philosophie (wenn man die mit dem Holzhammer nicht mitzählt). Scarlett Johansson ist das nervigste Betriebssystem der Welt und Joaquin Phoenix wirkt wie jemand, der auch 1984 schon mit seinem Telefon gesprochen hat (oder wie die eine Frau im Film sagt: „You’re a creepy dude“ oder so ähnlich).

CAPTAIN AMERCIA – THE WINTER SOLDIER
Zu pompös und viel zu marvlig für einen Agententhriller, aber man muss dem Film zugestehen, dass er nicht stur nach Genre-Rezeptur vorgeht. Chris Evans (der Kapitän) gewinnt enorm an Profil und Scarlett Johannsson ist auch nicht so anstrengend crazy sexy cool wie befürchtet – und als sichtbare Spionin deutlich unaufdringlicher denn als unsichtbares Betriebssystem, obwohl das Aufgabenfeld ja identisch ist.

HUNGER GAMES: CATCHING FIRE
Trifft den richtigen dystopischen Ton, wird aber auch irgendwann zu moll und slowburnish, selbst für meinen Weltverneinergeschmack. Wenn dann endlich die eigentlichen Hungerspiele anfangen, ist man eigentlich schon am ausgestreckten Story-Arm verhungert. Zwischen guten Schauspielern wie Jennifer Lawrence, Woody Harrelson und dem seligen Phil Seymour Hoffman, haben sich auch Leute wie Lenny Kravitz, Josh Hutcherson und Liam Hemsworth hineinverirrt.

NEBRASKA
Hat praktisch alle Zutaten zum Kritikerliebling: Schwarz-weiß, stammt von Alexander Payne, Bruce Dern und Will Forte (SNL) spielen mit, kauziger alter Mann auf Road Trip, Familienthematik, amerikanische Provinz. Ist leider langweilig statt lakonisch und für mich ein Rückschlag nach dem grandiosen „The Descendants“. Immerhin hab ich wieder mal Lust auf Lynchs „Straight Story“ bekommen.

SINISTER
Horrorfilm, der unerhört krampfhaft und stereotyp versucht, eine neue und ikonische Schlachtermythologie ins Franchise-Geschäft zu werfen, dabei aber beinahe aus Versehen eine dermaßen beklemmende Stimmung erzeugt, dass man ihn sich anschauen sollte.

TAKEN (96 Hours)
Wurde mir in letzter Zeit öfter empfohlen, hab ich also mal nachgeholt. Fazit: Rotz. Liam Neeson – mit schlecht gefärbten Haaren und der Frisur meines Fahrlehrers à 1991 – kann sich von mir aus durch ganz Paris foltern, so lange ich da nicht wenigstens eine milde Ironie oder zumindest ein paar gute Dialoge erkennen kann, ist das reaktionäre Grütze, die man schon allein aus Bürgerpflicht und Anstand ab der Hälfte ausmachen sollte. Deshalb kann ich auch nix übers Finale sagen.

HAI-ALARM AM MÜGGELSEE
Auch hier hab ich die Hälfte verpasst, allerdings unfreiwillig, weil AppleTV inmitten des Streams seine Preise erhöht hat und mein Rechner wie vom wilden Hai gebissen abgesoffen ist. Was ich gesehen habe, war so albern, dass ich nicht wusste, ob ich weinen oder lachen soll. Man stelle sich eine Mischung aus nackter Kanone, Atze-Schröder und Kurt Krömer vor, das aber völlig ohne Druck und bewunderswert beiläufig. Was er am besten macht: einen ganz eigenen, beinahe mediterran wirkenden Müggelkosmos zu entwerfen, bei dem man sich wünscht, es wäre dort wirklich so. Dann wiederum hab ich mir bisher noch nicht die zweite Hälfte angesehen.

INSIDIOUS: CHAPTER 2
Nicht so unvorhersehbar wie Kapitel 1 und ein bisschen wie „Wissen macht Ah!“ für Spukfilme, aber sobald in einem Film unerklärliche Phänomene nicht nur gezeigt, sondern auch von Fachleuten untersucht werden, bin ich dabei, weil Ghostbusters-Fan for Life. Ähnelt ein bisschen Wans zweiten Film vom letzten Jahr – The Conjuring, aber das ist ja um Himmels Willen nichts Schlechtes. „To few scares“, urteilte die Fachpresse und ich urteile: mir hamse gelangt, wo ich doch jedes Jahr schreckhafter werde.

IN FEAR
Nettes Horror-One-Trick-Pony übers Autofahren in der irischen Provinz, dem im letzten Drittel das Benzin ausgeht.

2 comments / Add your comment below

  1. In ,Her‘ bin ich dreimal für kurze Zeit eingeschlafen, neuer persönlicher Rekord. Ich meine den Film. ,Nebraska‘ hatte eine ähnlich anästhesierende Wirkung, die beiden bekloppten Brüder waren einigermaßen witzig dargestellt.

  2. mq: Ja, aber eben auch nur einigermaßen. Deine Richtigstellung mit dem Einschlafen ist zur Pointe des Monats gewählt worden. Von einer unabhängigen Jury. Also von dir unabhängig. Materiell zumindest.

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