Brennerpass WM-Studio 2014 (17)

Offenbar lautet die FIFA-Regel fürs Achtelfinale: die pomadigen Favoriten schlagen die engagierten Underdogs. Schon wieder ein Spaßteam raus, und ein Kalkulierer weiter. Obwohl man Van Gaals Verweigerungstaktik der ersten Halbzeit freilich nachsehen muss, dass man bei diesem ScHEISSwetter nicht unbedingt sein laufintensivstes Angriffsspiel zeigen möchte. Dennoch: anfangs konnte man Holland noch nicht einmal ein lauern auf Chancen unterstellen, dafür wurde Robben aber gleich zweimal am Stück gefoult ohne mindestens einen Elfer zu bekommen, was die Vorgeschichte zur spielentscheidenden Szene werden sollte. Ochoa ist aber wieder das eigentliche Highlight. Immer da wo der Ball ist, fast so als könne er die Zeit anhalten und in aller Ruhe zum Ort des Geschehens schreiten. Vielleicht kommt er auch aus der Zukunft oder er ist schneller als das Licht. Das Unrecht, das Robben am Anfang des Spiels ereilt, macht er durch eine Schwalbe am Ende wieder wett und dann ist der Schiedsrichter auch reif für den entscheidenden Elfmeter, zu dem ausgerechnet WM-Tourist Huntelaar antritt, weil Van Gaal die so phonetisch wie semantisch so reizvolle „Cooling Break“ einfach zu einem Taktikwechsel nutzt, weil er ja laut Eigenauskunft nicht blöd ist. Das ist dann auch der Genickschuss für die Mannschaft ohne Angst mit dem Coach ohne Hals. Ein Jammer, aber nicht ganz zu Unrecht.

Dann wieder die unheimlichen Griechen. Die sich scheinbar an jeden Gegner anpassen können, immer ein Rezept finden. Beinahe geschmeidig zwischen Bollwerk und Sturmwalze umschalten können, Hauptsache rustikal. Und Herrgott noch einmal, denkt man sich, kann denn bei dieser WM keiner mehr eine Führung über die Zeit bringen? Ist die Nachspielzeit denn nur noch Anarchie? Dass Costa Rica trotz eines nicht gegegeben Elfers wegen griechischem Handspiel und einer gelbroten Karte als Gewinner vom Platz geht, ist ein schöner Moment dieser WM, bei allem Respekt vor den Griechen. Und apropos Respekt: Hey Chile, hey Brasilien, so schießt man Elfmeter!

In other news: Der mehrmals überführte Wettbetrüger Perumal, der die Hauptrolle in dem von mir mitübersetzen Buch „Schattenspiele“ (Heyne) spielt, hat Kamerun via Spiegel Online vorgeworfen, seine drei Auftaktspiele manipuliert zu haben. Angesichts etlicher Pappnasen und der überzogenen Prämienforderungen in der Mannschaft möchte man die Theorie von den „faulen Äpfeln“ nur allzugerne glauben, dann wiederum hat Kamerun auch jedes Mal unabsichtlich genug Mist gespielt, um den Verdacht zu entkräften. Volker Finke kann einem aber in jedem Fall noch mehr leid tun. Ab jetzt bitte alle Spiele nur noch von Howard Webb pfeifen lassen. (Und nie wieder diese ARD-Sendung vom Badeschiff zeigen)

2 comments / Add your comment below

  1. Der Badeschiffalbtraum war ein Tiefstpunkt deutscher Sportmediengeschichte. Aber auch das ließe sich mit Sascha Hehn in der Moderation gewiss noch toppen.
    Ich bin kein Freund des griechischen Blockadefußballs, aber ein Ausscheiden beim Elfmeterschießen ist immer tragisch – ok, 5 Euro ins Sparschwein – und besonders tragisch erscheint mir die persönliche Situation des Herrn Gekas, der sich in längst vergangenen Zeiten immerhin Torschützenkönig der Bundesliga nennen durfte.

  2. mq: na klar, ist ja auch Euer Gekas. Mir hats auch leid getan für ihn. Sascha Hehn kann nicht stumpfer sein als Guido Bloody Cantz. Und er kann nix hässlicheres tragen als die Dieter-Bohlen, Verzeihung, Camp-David-Fetzen von Thomas Helmer.

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