Brennerpass Bundesliga 2014 /2015 (1)

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SPIELTAG 1

Bayern – Wolfsburg 2:1 (1:0)
Zugegeben, von beängstigender Frühform kann bei den Bayern keine Rede sein, aber bedenkt man, dass Pep Guardiola unter Ausrufung des Notstands aufgestellt hat, gibt es jede Menge Dinge zu entdecken, die optimistisch stimmen.
Allen voran freilich das Comeback von Holger Badstuber. Der hat in seiner Abwesenheit zwar ein paar Haare, aber keineswegs Federn gelassen, seine Zweikampfquote lag stellenweise über 90% und endlich kann ich auch wieder einen meiner Erfolgstweets von vor zwei Jahren rezitieren: „You know when you’ve been badstubered.“
Dann natürlich Babybel Gaudino, der sich vermutlich im Training noch Autogramme von den Weltmeistern geben hat lassen, bevor er sie aussteigen ließ wie bettwarme Prokuristen. Auch gut: Rode als Impulsjoker, auch wenn sein Tor nicht gezählt hat, weil man sich statt endlich den gottverdammten Videobeweis einzuführen, den Kopf darüber zerbricht, ob das Freistoßspray jetzt aus Sprühsahne oder Rasierschaum bestehen darf (Ich nehm das zurück: Freistoßspray ist der neue Hipster; easy target). Robben und Müller sind scheinbar ohnehin immer noch in der WM-Mauser, am besten steckt ihnen auch niemand, dass die vorbei ist. Nicht unerwähnt soll auch der Kollege Bernat bleiben, der in der Defensive zwar etwas zu sehr auf Distanz zum Gegner geht (als wäre er sich zu fein für ein physisches Habe-die-Ehre), aber dafür auf der Außenlinie herumderwischt und übersteigert als er wäre er der leibhaftige Monsieur.

Und was war negativ (von Rummenigges peinlichem und völlig sinnfreien Geschwätz über Dortmunder Wirtschaftskopisten mal abgesehen)? Ein paar sympathische (weil nicht gravierende) Schrägheiten von Neuer, etliche Plotlöcher und unnachvollziehbare Handlungssprünge im Spielaufbau, aber nichts, was die Zeit nicht richtet. Auch der BVB-Sturm ließ noch ein bisschen zu wünschen übrig, aber der eingesprunge Lewandowski-Rittberger nach Genießerzuspiel von Gaudino war ein netter Vorgeschmack und eine Torvorlage hat UNSER Lewi ja auch schon vorzuweisen. Götze hingegen ist alleiniger Weltmeister, der kann sich auf seinen Lorbeeren mindestens noch zwei Spiele ausschlafen. Wirklich unzufrieden bin ich nur mit zweien: 1. Shaqiri, der seine WM-Form pünktlich zu Saisonbeginn wieder abgelegt hat und 2. mit der neuen Harvey-Two-Face-Frisur von Højbjerg. Haben wir nicht aus dem Abgang von Contento gelernt, dass mit zunehmender haarstilistischer Exotik die Ballfertigkeit abhanden kommt, weil man vermutlich seine Prioritäten falsch setzt?

Wolfsburg war ein passabler Auftaktgegner. Wenn man bedenkt, wer da noch aller fehlt, aber sieht, wer jetzt schon spielt, kann man auch beinahe von einem Luxuskader sprechen. Einem, der Gala kann, aber auch rennt und beisst (Knoche, Arnold, Olic) und dem aber wie immer im Abschluss das nötige Quentchen Hirn fehlt, wie der Kollehe Malanda demonstriert hat (wobei der entgegen aller Unkenrufe wirklich bei dem Tempo kaum zu „nehmen“ war). Die ballgewordene Lustbrumme von Olic zum Anschluss war die Ausnahme zur Regel. Insgesamt aber ein Saisonauftakt nach Maß, das Gestocher gegen Gladbach im letzten Jahr war sicher nicht besser. Auch Wolf-Christoph Fuss scheint guter Dinge zu sein, was man an der Begeisterung merkt, mit der er uns seine schlechten 90er-Jahre-Aphorismen aufs Brot schmiert. Aber wer bin ich, um zu beurteilen, was cool oder lustig ist. Geschmack ist demokratisch und Deutschlands Optimum an Zeitgeist und Humor sind Joko und Klaas.

Dortmund – Leverkusen 0:2 (0:1)
Bayer-Blitzkrieg, total running time: 0:09. Einerseits beeindruckend, wie Roger Schmidt aus der lexikalischen Definition von blutleerem deutschem Oberhausfußball eine reissende (und reizende) Bestie gemacht hat, andererseits auch nur eine Frage der Zeit bis man dem BVB mal einen Schluck von der eigenen Medizin verabreicht. Dieses Brutalopressing, diese beinahe orale Fixierung auf den Ball (als wollten sie ihn fressen) hat die Dortmunder und ihre Notelf verständlicherweise erschreckt – wie das Spiegelbilder gerne tun – in der zweiten Hälfte ließen sie sich die Butter aber dann nicht mehr so leicht vom Brot blitzen. Levkus Spielweise bot ja eigentlich auch genug Möglichkeiten zum kaltlächelnden Gegenstoß, aber dafür ist die neue Dortmunder Offensive inkl. schwächelndem Reus noch zu immobil, haha. Man sollte sich aber nicht drauf verlassen, dass der Leverkusener Wutfußball jetzt von jedem dahergelaufenen BVB-Gegner erfolgreich adaptiert werden kann, denn Cave Kloppem. Der arbeitet wahrscheinlich längst an einem Gegengift zum Gegengift. Und dennoch war dies das beste Levku-Spiel, an das ich mich erinnern kann (ich erinnere mich bekanntlich nie weit zurück, wunder mich auch immer wieder wieso ich in Berlin lebe). Dass eine Philosophie hinhaut merkt man daran, dass eben nicht nur die Genialen wie Çalhanoğlu, die Mähdrescher wie Toprak, die Tormanufakturen wie Kießling oder die Superfrechen wie Bellarabi glänzen, sondern eben auch die Boenischs dieser Welt, der im Zweikampf mit Aubameyang alles gegeben hat, und Marcel Reif trotzdem der Name nicht einfiel.

Köln – Hamburg 0:0 (0:0)
Da hat Köln seine stoische Defensive aus der zweiten Liga zumindest vorerst erfolgreich exportiert. Anstatt so etwas wie Spielfreude oder Neugier auf die Liga. Aber ich mag Schmadtke und seine „erst mal abregen“-Visage, die immer ein bisschen nach Eyeliner aussieht, seit er keine Brille mehr trägt. Köln hat also ruhig mal wieder eine Saison mauern bei mir gut, ich erinnere mich an ein Spiel gegen Bayern, in denen der Kölner Sechzehner quasi die alleinige Heatmap darstellte. Aber zuviel Aufwand wäre eh vergebene Liebesmüh gewesen, weil der HSV ja keine Spiele mehr gewinnt, seit Slomka da trainiert. Nein, das war schon ordentlich von beiden Teams, aber ordentlich ist halt auch fad. Behrami war gut, hat jetzt schon so etwas wie Verantwortung gezeigt, was erstaunlich ist bei einem enigmatischen Verein wie dem HSV. Für wen genau übernimmt man denn eigentlich die Verantwortung, für Investor Kühne und seine Millis?

Paderborn – Mainz 2:2 (1:1)
Oha, the Paderborn Conspiracy, oder was? Nein, der Elfer am Schluss war gebenswert und der Hysterie der letzten Minuten geschuldet, weniger der Paderbornschen Einfältigkeit. Weil Mainz neuerdings eine Gurkentruppe ist, hätten Breitenreiters Nichtfreitagsspieler eigentlich gewinnen müssen. Das ist eben der Unterschied zum Aufsteiger Köln. Die wollen auf Jahre in der Liga bleiben, planen sogar damit. Denen ist so ein Bundesliga-Auftakt noch nicht geheuer. Paderborn dagegen: Fukk it, let’s go.

Hertha – Bremen 2:2 (1:0)
An sich eine verdiente Berliner Führung, und sogar standesgemäß für den gut zusammengestellten Kader und der vorliegenden Spielfreude. Überraschend nur, dass Schieber zweimal trifft, der ja sogar unter der Kloppfuchtel nicht aus einer traurigen Vorstadt-Lethargie zu reissen war. Und dann muss man den Bremern lassen, dass sie zusammen mit ihren stockbeseelten 8000 Anhängern einen Weg gefunden haben, die Hertha doch noch aus dem Konzept zu bringen. Der Weg: zwei Tore in zwei Minuten. Aber mich wundert nach der Pokalsensation (Werder ist nicht in Runde 1 ausgeschieden!) eh nichts mehr.

Frankfurt – Freiburg 1:0 (1:0)
Fand ich beeindruckend, dass Schaaf gleichzeitig druckvoll und vorsichtig spielen lassen kann. Ich hoffe, es kommt zu keinem Hickhack mit Alex Meier. Aber wer Arnautovic jahrelang geduldig ertragen hat und trotzdem aufgestellt, den kann doch nichts erschüttern.

Hannover – Schalke 2:1 (0:0)
Kevin Prince sah ziemlich bescheuert beim Ausgleich aus. Ansonsten gibt es nicht so viel zu rüffeln bei Schalke wie man schreiben wird. Das war ziemlich gnadenlos von Hannover. Am Ende muss es eh wieder der arme Horst Keller ausbaden.

Hoffenheim – Augsburg 2:0 (2:0)
The Sensational Hoff, was soll ich noch sagen. Zwei Minuten, zwei Tore und hinten plötzlich einen auf Keuschheitsgürtel. Oder wie der Kicker es so unvergleichlich nennt: „Die wilde Hoffenheimer Hatz“. Szalai ist da gut aufgehoben.

Gladbach – Stuttgart 1:1 (0:0)
Hrgota und Malanda können sich hi-fiven nach diesem Spieltag. Nur leider würden sich ihre Hände nie treffen. Gab auch gleich den Stuttgarter Führungstreffer zur Strafe. Insgesamt sind Vehs Stuttgarter zunächst auch druckvoller und torinteressierter, aber dann fällt Gladbach doch noch auf, dass sie zurückliegen und am Ende muss es der Mann ohne Gedächtnis richten. The Kramer Identity, oder was…

TIPPSPIEL
Gratuliere zum Tagessieg, benchman, still bissig after all those years!

1. benchman 18
2. todt.beier 17
3. Heisenberg 16
4. stt 15
5. Lattenknaller 14

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

>> BRENNERPASS TIPPSPIEL 2014/2015: HIER ENTLANG!

2 comments / Add your comment below

  1. Als Dortmund mit Klopp zum erstenmal Meister wurde, ging das erste Spiel ebenfalls gegen Leverkusen mit 0:2 verloren. Das Thema Meisterschaft ist also durch.

  2. Rob: Interessant. Könnte ich mit leben. Klar will ich, dass die Bayern Meister werden, und auch Schalke oder Levku wär eine kommode Abwechslung, aber auch Rummenigge hätte mal wieder eine Lektion verdient. Andererseits kaufen wir dann einfach die halbe Dortmunder Mannschaft und auch das will kein Bayern-Fan. Kein Fan hat je nach Götze oder Lewandowski geplärrt, auch wenn man jetzt vielleicht froh ist, sie zu haben.

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