Brennerpass Bundesliga 2014 /2015 (10)

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SPIELTAG 10

FC Bayern – Dortmund 2:1 (0:1)
Hier ist meine Theorie, was bei Dortmund nicht stimmt. Die Spielweise von Klopp erfordert eine feine Balance der einzelnen Elemente, denn das BVB-Spiel ist Risikospiel. Es ist rasant und laufintensiv, es ist im Prinzip stoisch und monoton, es nutzt sich ab, wenn es nicht zum sofortigen Erfolg führt, oder nicht alle Spieler in derselben Intensität am selben Strang ziehen. Und das passiert vielleicht deswegen, weil Transfers wie Immobile, Ginter und Ramos nicht so richtig hinhauen (im Gegensatz zu den klugen Zugängen im letzten Jahr Mikidings, Abumeyang und der grimmige Grieche) und man anfangs eher beiläufig ein paar Punkte liegen lässt, die Bayern davonziehen und einen die Presse plötzlich abschreibt. Die anfänglich noch zaghaften Abstimmungsprobleme bekommen durch die Medien einen psychoaktiven Schub und so gerät langsam Sand ins Getriebe, nicht viel, aber es reicht eben nicht mehr zum Gewinnen. Das wird sich bald wieder ändern, aber der Schaden ist angerichtet. Spieler wie Reus (angeblich demnächst bei Unterhaching), Hummels (angeblich Angebot von Arsenal) suchen sich vielleicht bald schon Wohnungen in neuen Städten und ein Stern, der noch gar nicht richtig aufgegangen ist, könnte sich schon wieder im Sinken befinden. Wenn Dortmund wirklich nicht in die Championsleague kommt und dazu noch etliche Schlüsselspieler verliert, wird alles an den kommenden Transfers hängen. Das wird der Schlüssel zur Zukunft der zweiten Kraft in der Liga. An Klopp liegts nicht, auch wenn er mit seinem grünstichigen Deckhaar im Moment arg verloren vor den Interview-Kameras wirkt.

Das Spiel: Nichts für schwache Nerven. Bayern war zu ungenau in der ersten Hälfte und der BVB dafür umso exakter. Ergo Augenhöhe. In der zweiten Hälfte war die Münchner Chancenverwertung zwar immer noch so effektiv wie die Dobrindt-Maut, aber die spielerische Überlegenheit war erdrückend, da hat selbst der sonst „dahoam“ so furchtlose BVB den Hut gezogen. Königseinwechslung war dann natürlich Subotic, erst der hat das Abwehrgeflecht der Schwarzgelben erfolgreich aufgelöst. Nach dem Foul an Ribery hat er sich natürlich wieder mörderungerecht behandelt gefühlt und ich hab schon befürchtet, dass er gleich wieder Robben ins Gesicht springt, wenn der seinen Elfer verschießt, aber diese Zeiten sind wohl vorbei -> Arjen Robben, BVB-Killer. Das wird so in die Annalen eingehen. Ansonsten hat mir Bernat wahnsinnig gut gefallen. Sein finaler Pass ist zwar meistens Grütze, aber was der Mann für Räume aufreisst, kann Spiele entscheiden. Mario Götze dagegen, not so much. Hut ab vor Lewandowski, der einfach nicht einsehen will, dass er Scheiße am Fuß hat und quasi gegen sein Karma trotzdem das wichtigste Tor des Tages geschossen hat. Und Boateng ist eh nicht mehr von dieser Welt. Es scheint, als schäle sich aus dem einstigen Teilzeit-Weddinger-Käfigkämpfer endlich der Bildungsbürger, den seine Mutter immer gerne gesehen hätte und in der Verflechtung von Hip-Hop-Hool und Feingeist entsteht einer der intelligentesten Verteidiger der Welt. Falls übrigens jemand von mir erwartet, dass ich die Reus-Wechselgerüch(t)e kommentiere, hier bitte: Ist mir vollkommen wurscht. Die Sportjournaille mit ihren fantasielosen Reflexpolemiken wie („Schwächt der FCB absichtlich die Konkurrenz“) kann einen allerdings tatsächlich zu Ohrenschützern zwingen. Symbolbild des Tages: Sammer herzt Pep ganz ungemein, aber immer mit diesem „Liebt er mich auch zurück?“-Zweifeln im Blick. Und dann bei Sky 90 hundertdreissig Mal die Versicherung, wie wunderbar die beiden sich verstehen. Die Lex fori ist die Lex Pep.

Gladbach – Hoffenheim 3:1 (2:1)
Alle Gute zum Geburtstag Lucien Favre und pfui, Max Eberl. Natürlich spielt die Borussia überirdischen Fußball, und das noch nicht mal über ihren Verhältnissen, aber jetzt gleich die Dortmund-Eigenlobs-Leier auspacken vom „sympathischen und weltoffenen“ Verein, muss wirklich nicht sein. Erstmal auf CL-Platz überwintern und dann vielleicht davon reden, dass gewisse andere Vereine ja mit dem silbernen Löffel im Mund auf die Welt gekommen sind, und man sich selbst alles mit „echter Liebe“ erarbeitet hat. Oder vielleicht einfach Klappe halten und weiter gut spielen. Das Spiel war wichtig, denn so sehr ich Hoff liebe, so klar musste eine Punktegrenze zwischen Wolfsburg und Gladbach gezogen werden, weil die besser sind. Aber klar kann man in Gladbach auf sich stolz sein, weil man mit Herz spielt und trotzdem vollkommen systemtreu. Hahn und Herrmann sind so Paradebeispiele dafür. Letzterer muss allerdings dringend seinen jugendlich übermütigen Zwiebel-Undercut wegmachen, zu einem Vorderkopf wie dem seinigen passt eher ein solider englischer Arbeiterschnitt Marke Noel Gallagher.

Hamburg – Leverkusen 1:0 (1:0)
666 Fouls in nur neunzig Minuten, dazu 53 gelbe Karten. Ja, das war ein gehässiges Spiel und es liegt nicht nur an dem dämlichen Hamburger Publikum, das neulich Ribery 70 Minuten lang ausgepfiffen (und am Ende mit einem HSV-Schal missbraucht) hat, nur weil er es gewagt hat, sich vom putzigen Moppel Ashton Götz von der Linie mähen zu lassen. Es liegt ganz sicher auch an Behrami, der Two-Face vom HSV, in Interviews besonnen und schlau, auf dem Platz eine Wildsau. Ganz sicher liegt es auch nicht am verlorenen Sohn Çalhanoğlu, denn der hat sich angesichts der Geräuschkulisse bei Ballbesitz aus dem Spiel herausgehalten. Es liegt vor allem daran, dass Kaschmirpulliträger Zinnbauer seiner Mannschaft beigebracht hat, ab jetzt keine Gefangen mehr zu machen und das einen Ästheten wie Roger Schmidt zum Wahnsinn treibt. Seine eigene Medizin bekam er dann von Donati serviert, der Jansen dermaßen zielgerichtet umgrätscht, als würde er ihn nachher häuten und essen wollen. Da bekam dann auch der smarte Zinnbauer sein erstes Kloppgesicht vor TV-Kameras. Insgesamt kein unverdienter Sieg (ignoriert man die Chance in der 95. Minute von Bellarabi), aber ein so dermaßen wüstes Spiel, dass ich mich fast ein bisschen geschämt hab beim Zuschauen, so als wäre ich 14 und guckte Conan der Barbar ab 18. Bild des Spiels: Van der Vaart zerschießt erst das halbe Tor und jubelt, als hätte er endlich seine Vertragsauflösung in der Hand.

Stuttgart – Wolfsburg 0:4 (0:2)
Sieg für Wolfsburg fällt wohlmöglich zu hoch aus, aber wenn beide Mannschaften im Rahmen ihrer Möglichkeiten spielen, kann nur ein Sieg für Blau-Grün (progressives Trikot) herausspringen. Allerdings muss sich Armin Veh bei allem Stuttgarter Engagement schon die Frage gefallen lassen, warum ausgerechnet er als ehemaliger Meistertrainer in einer Serie von Stuttgarter Fehlstarts ausgerechnet den historisch übelsten hinlegt und dabei mit Ulreich die einzige Konstante der letzten Jahre austauscht. Frag mal Mirko Slomka, ob das bei ihm in Hamburg funktioniert hat. De Bruyne spielt grade goil, wollte ich noch gesagt haben.

Mainz – Bremen 1:2 (1:1)
Schön war das nicht, Bremen, und noch bin ich geneigt, den Sieg auf den Neutrainer-Effekt zu schieben. Skripnik muss mir erst beweisen, dass er mehr kann als augenscheinig ausgemusterte Spieler wie Obraniak zurückholen und sich am Spielfeldrand legerer kleiden als Gábor Király. Das zweite Tor von Di Santo war ein Zuckerhörnchen.

Hannover – Frankfurt 1:0 (0:0)
Schaaf setzt in Frankfurt eigentlich seine Arbeit von Bremen fort. Mit mäßigem Kader mäßige Ergebnisse erzielen, die grade so für den Klassenerhalt reichen. Andererseits war das Eigentor von Madlung so dämlich, dass selbst einer wie Schaaf seine Frühpensionscontenance verlieren muss. Highlights des Spiels: Jimmy Briand als Rick-Grimes-Cosplayer mit blutigem Kopfverband chancenlos gegen eine Horde spielerisch Untoter und das gesamte Spiel von Kiyotake mal wieder. Was steht da eigentlich auf dem Trikot von Hannover? Heinz von Heiden? Gehören Spielernamen nicht auf die Rückseite? Uuuuuuuuhhhh, war der schlecht.

Köln – Freiburg 0:1 (0:0)
Streich begründet die bisherige Ergebnis-Malaise von Freiburg damit, dass er auf die Tabelle und den Punktestand geschaut hat. Jetzt bekommt er einen Handelfmeter und folglich einen ersten Sieg geschenkt und fühlt sich bestätigt, so dass ihn bis zum Saisonende die Tabelle nicht mehr interessiert, sagt er. Lass ich mal so stehen.

Paderborn – Hertha BSC 3:1 (1:1)
Die Paderborner alias Breitenriders on the storm schlagen die auswärtschwächste Mannschaft der Liga (formerly known as heimschwächste Mannschaft der Liga). Was sagt uns das? Keine Ahnung, frag die Zahlen: Paderborn hat doppelt soviel Punkte wie Dortmund und 4x so viel Tore wie der HSV.

Schalke – Augsburg 1:0 (1:0)
Ruft mich wieder an, wenn Schalke nicht mehr wie Hannover unter Mirko Slomka spielt.

TIPPSPIEL

Gratuliere zum Tagessieg, Maik! Hier die aktuelle Top 5 der Woche:

1. Thomas_Pfa 129
2. benchman 125
3. Heisenberg 124
4. Maik 123
5. ChrisKurbjuhn 122

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

>> BRENNERPASS TIPPSPIEL 2014/2015: HIER ENTLANG!

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