Brennerpass Bundesliga 2014 /2015 (29)

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SPIELTAG 29: ..of our elaborate plans, the End.

Hoffenheim – Bayern 0:2 (0:1)
Wie permeabel doch die Trutzwalle unserer Existenz sind. Morgens geht die Waschmaschine kaputt und der Orangensaft wird verschüttet, am Abend ist schon der Job weg und jemand in der Nachbarschaft gestorben. Was ich sagen will: die Menschheit und ein Fußballverein sind fragile Gebilde. Beim FC Bayern verletzt sich ein Arjen Robben und plötzlich haben wir die größte menschliche Ausfallrate seit der Pest im Verein. Dazu kommen ein paar Lapsus (korrekter Plural) der Sorte dumm und dümmmahr, eine herbe Niederlage gegen einen von sich selbst berauschten portugiesischen Proletenhaufen und die Nerven liegen so blank, dass der Medicus seine Kräuter einpackt und so dermaßen davon braust, dass es den erfolgsverwöhnten spanischen Chefinquisitor Cheftrainer nur so schüttelt. In nur drei Wochen ist aus dem Ligariesen und Ohrenpokal-Aspiranten ein Krisenverein geworden. Es ist herrlich und schrecklich zugleich, es ist eine Storyline, die selbst mich als Bayernfan mitreisst. Zumindest so lange bis die Bayern das Heimspiel gegen Porto nicht 2:0 gewinnen und von Dortmund aus dem Pokal geslamdunkt werden. Dann haben wir ein Staffelfinale, wie es sich George R. Martin nicht brachialer ausdenken könnte.

Aber es gab ja auch noch ein Spiel, dazu folgende Anmerkungen: Bernats Engagement in allen Ehren, aber es muss schon ein bisschen mehr passieren als das substanzlose Rumgewetze auf der Linie. Irgendwer muss auch von seinem Aufwand profitieren können. Und überhaupt – wenn die Trainer der gegnerischen Mannschaft immer sagen, es stünde auch nach den Ausfällen immer noch nur Weltklasse auf dem Platz, haben sie wohl vergessen, dass Weiser und Gaudino spielen. Das sind ganz liebe, talentierte Jungs, aber der eine (Weiser) ist jetzt schon drei Jahre Talent und der andere ungefähr 13. Wie Rudy Bernat abgeräumt hat, war unappetitlich. Wenn andere Mannschaften jetzt wirklich noch beherzter in die Bayern hineintreten, weil man das grade so macht, dann sei denen gesagt: Ihr seid Schwachköpfe, Bayern wird eh nächstes Wochenende Meister, egal was ihr da noch rumamputiert. Fazit des Spiels muss natürlich heißen: In Rode we trust. Dieser rustikale aber technisch hervorragende Chuzpeur hält das Bayernspiel am Leben und diesmal war auch kein Phillip Lahm dabei, der ihm dasselbe wieder aussaugt – im langen Schatten seiner selbst. Hoffenheim finde ich zur Zeit eher mies, das Europageschäft spart man sich in dem Zustand lieber, wird nur blamabel. Dass Dante immer noch spielen darf verdankt er mittlerweile nur noch Sternenkonstellationen und wenn Pep von seinen Helden spricht, meint er in Wirklichkeit nur Thiago, Rafinha und Neuer. Ich habe ja diese Theorie, dass Götze an allem schuld ist. Bayern hat sich in eine Abhängigkeit von Ribery und Robben begeben, die nicht mehr gesund ist, aber sie haben sich immer genug Ballkunst von Götze versprochen, um das zu kompensieren. Leider spielt Götze wie sein eigener talentfreier Golem. Und eins noch: Das mit den kurzen Ecken lassen wir lieber wieder bleiben.

PLUGTIME: Mein Artikel für Vice Sports über das Robbery Dilemma

Dortmund – Paderborn 3:0 (0:0)
Oh wie schön ist Panama oder wo Klopp sonst hingeht. Ich habe ja schon letzte Woche nach dem Disput mit Kehl gesagt, dass die echte Liebe vorbei ist. Insofern nur konsequent und nicht unsympathisch von Klopp, dass er geht. Gut, dass sie jetzt gleich Tuchel verkündet haben, da bleibt das Momentum und der Hype auf BVB-Seite, denn man darf nicht vergessen, dass der nassforsche Thomas noch keinen Verein mit Spielergehältern über eine Mill trainiert hat (Vermutung, aber you get my point, right?). Solange jetzt nicht Bocelli/Brightman in jedem Spiel bis Saisonende gespielt wird und Dortmund weiter so wütet wie gegen Paderborn, finde ich das alles ganz erfreulich, zumal jetzt endlich neue Geschichten erzählt werden können als der neandertalernde Emotionstrainer, bei dem selbst der Scheißhausbesuch zum ewigen Treuegestus stilisiert wird. Und Tuchel passt gut zum BVB, auch der ist extrem selbstgefällig, jähzornig, spielernah und gleichzeitig eisig rational. Und der hat diesen Matchplan.

Bremen – Hamburg 1:0 (0:0)
Um’s mit No Means No zu sagen: „Oh no, Bruno, too much is not enough.“ Wenn man die vermutlich nicht ganz ungustiösen Verdienstmöglichkeiten außer Acht lässt, ist Labbadia entweder der blödeste oder mutigste Trainer der HSV-Geschichte. Kurze Zeit hatte ich gehofft, dass Gott der Fön in die Badewanne gefallen ist und Peter Knäbel neuer Trainer beim BVB wird, Klopp Pep nachfolgt und Tuchel Real Madrid trainert, aber dann blieb tatsächlich nur Bruno Labbadia aus diesem Fiebertraum übrig. Und zwar übrig im wahrsten Sinn des Wortes. Dienstantritt = Derbypleite, karmisch gesehen kann man eigentlich nicht mieser starten. Übers Spiel möchte ich eigentlich gar nicht reden. Klar war der Elfer eine harte Entscheidung, aber mit Behrami trifft es eh nie den Falschen und wenn man nicht gewinnt, dann steigt man halt ab – manchmal ist es so einfach. Let’s get this over with, ich will nicht mehr über den HSV schreiben. Bleibt noch die Frage, ob van der Vaart Westergaard nur den Unterschenkel brechen wollte oder ihn ausreissen.

Augsburg – Stuttgart 2:1 (1:1)
Ach, mir tut das einfach weh mit Stuttgart. Grade habe ich noch behauptet, wer nicht nicht gewinnt, steigt ab, aber im Falle Stuttgart ist es eben nicht so einfach, es ist vielmehr eine Irregularität im Raum-Zeit-Kontinuum, denn Stevens und Stuttgart liefern die beste Arbeit der Saison ab und verlieren trotzdem. Wahrscheinlich kann erst Hannover die Schwaben da unten auslösen. Der Relegationsplatz ist machbar und dann auch der Klassenerhalt, solange man Stevens im Amt lässt, dem Zorniger garantiert nicht das Wasser reichen kann, der sich aber auch garantiert nicht noch einmal diesen Retter-Zirkus antut.

Wolfsburg – Schalke 1:1 (0:0)
Schalke hat ein Tor geschossen. Stille. Schalke hat ein Tor geschossen. Aber natürlich nicht Huntelaar, so verrückt war die Woche dann auch nicht. Wolfsburg war bis auf den Geniestreich von De Bruyne (ausgeliehen vom FC Bayern) noch etwas gehemmt, weil man am Donnerstag so demonstrativ von den Italienern aus dem Cup gekehrt worden ist.

Leverkusen – Hannover 4:0 (2:0)
„Korkut darf für immer bleiben“, sagt Martin Kind, „aber nach dem Spiel setzen wir uns nochmal zusammen.“ Und warum auch nicht, die Mannschaft spielt beschissen und irgendwas muss man ja ändern. Ich versteh aber auch Schmiedbach, der sich nach so einer Gurke nicht auch noch den Kreis des Vertrauens geben will und deshalb mit Andreasen clasht. Levku hat völlig verdient Gladbach überholt, dennoch muss Gladbach in die Champions League – ich will mal jemand anderen gegen Real verlieren sehen. Dieser Brandt ist eine coole Haubitze, habe die Ehre.

Freiburg – Mainz 2:3 (0:2)
Das war Okazakis Spiel, da hat sich Freiburg zu spät angestrengt. Oder wie es auf kicker-Deutsch so schön heißt: „Da war die Messe schon gelesen.“ Ach die Zwanzigerjahre, ich vermisse sie doch auch.

Frankfurt – Gladbach 0:0 (0:0)
Dass Frankfurt zuhause nicht verliert, habe ich jetzt auch kapiert, aber dass man an guten Tagen die gesamte Favre-Elf zum Erlahmen bringen kann, war mir neu. Jetzt leg ich mich einfach mal fest: Die Eintracht ist diese Saison mein Lieblingsverein (von meiner FCB-Manie abgesehen).

Hertha – Köln 0:0 (0:0)
Ach ja. Vielleicht mag jemand anderes was drüber schreiben.

TIPPSPIEL
Er ist nicht in den Top 20, aber holt bereits den dritten Tagessieg in dieser Saison. Herzlichen Glückwunsch, Papadopoulos!

1. feinschmeckerle 355
2. wuzzel1981 333
3. Kater_Moss 330
4. bob_loblaw 329
5. ClintsStuhl 327

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

>> BRENNERPASS TIPPSPIEL 2014/2015: HIER ENTLANG!

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