Das falsche Tagebuch: 3. August 2015

Jetzt ist schon wieder nichts passiert.

Außer dass ich kurz in Nürnberg war, auf dem Bardentreff. Allerdings nicht als Aktivposten, sondern mit meinem alten Bloggerspezl (ja, sowas gab’s früher), Norbert dem Rationalstürmer, als Spektatoren. Wir sind auch kurz über den Rainald Grebe-Auftritt gestolpert, aber der Kollege Ratzinger hat gesagt, ihm ist das zu Studienratlustig. Und ich, der bisher keine Meinung hatte, hab mich in dieser Meinung wiedererkannt, konnte beinahe die gesamte Freie Wähler-Spitze Niederbayerns plus Studienräte und Knallchargen von der CSU vor meinem geistigen Auge bei einem Auftritt im Haus der Generationen, Mallersdorf sehen.

Gut, dass wir in dieser mondklaren Nacht über Henkersstege, Liebesinseln und Karlsbrücken geeilt sind, um letztlich bei einer fränkischen Countryband namens Bullfrog oder Catstomp oder Bullcat oder Catbull – Name vergessen – zu landen, die vor dem Kaufhaus Wieseler & Mahler aufgespielt haben, wo laut Norbert hin und wieder Angebote in den Schaufenstern auf Russisch ausgeschrieben werden, um die solvente Kundschaft anzufreunden. Es war ein schönes Konzert, nur leider mussten die Countristen akustisch gegen einige dieser emotionalen jungen Leute von heute ankämpfen, die ihre geklonten Andreas-Bourani-Organe nicht im Griff haben. Der Ratzinger und ich haben kurz überlegt, wie es wäre, in Nashville von Countryclub zu Countryclub zu schweben und überall diese selbstbewussten Frauen mit dem kauenden „r“ zu hören, aber der Norbert hat eine Amerikaphobie und ich eine Familie.

Was war noch? Ach so, gar nix, stimmt. Der Zug zurück ist in Leipzig verendet. Der blieb tot auf Gleis 12 im Hauptbahnhof stehen, inmitten meines Wrestling-Podcasts mit Peter Rosenberg und David Shoemaker. Ich hatte den Sohn dabei, hab ihn gepackt und in den nächstbesten Zug geschubst, wo er iPad geschaut und die Familie neben uns UNO gespielt hat. Mal sehen, welches Erziehungsmodell sich am Ende als das bessere herausstellt.

Am Abend hat dann Bayern den Supercup wieder nicht gewonnen, weil Wolfsburg besser war. Der Pep hat nervös gewirkt und ich hab zum Sohn gesagt, der Pep bleibt noch bis der nächste Sommer anfängt. Das hat ihn getröstet, das hat er auch so der Mama erzählt. Er mag den Pep und er hat Recht mit seinem Mögen, auch wenn sich der Pep beim FC Bayern ein bisschen von World-Domination-Coach zu Bundesligaregent zurückentwickelt hat. Aber die großen Titel kommen schon wieder. Nur halt nicht mit uns. Beim Elfmeterschießen war das Kiddo schon im Bett. Elfmeterschießen ist eh nur Computerspiel. Quicktime-Events nennt man das da.

Und was passiert diese Woche noch? Nix, glaube ich. Mein Artikel über Lars Eidinger ist grade im aktuellen Rolling Stone erschienen und vielleicht mag ihn der ein oder andere lesen, nicht nur, weil ich glaube, dass man den Lars Eidinger so sehen soll, wie ich ihn da zeige, sondern auch weil ich in der Summe ein halbes Jahr an dem Ding herumgearbeitet habe. Hunter S. Thompson für Studienräte quasi.

IMG_5073

11 comments / Add your comment below

  1. Bootcat. Das weiß ich deswegen noch, weil ich erstens in der Wochenendnachbetrachtung an den junecarterigen Gesten von der Sängerin so viel Gefallen gefunden hab, dass meine Amerikaphobie vielleicht eines schönen Tages wirklich noch von all den gewiss wunderbaren Reiseanekdoten hinfortgeblasen wird, die man nach so einer Countryclub-Milf-und-Cougar-Tour ins Grandoleopryland zu erzählen hätte. Und zweitens hab ich noch den Zettel von denen in meinem Tascherl gefunden. Das mit dem verreckten Zug hingegen ist komplett surreal. Fast schon wie die Vorstellung, dass ich wirklich einmal der Rationalstürmer war.

  2. Thomas: Okay, mein Understatement war schon ziemlich haltlos, ich gebs zu. Das „Nix“ war in dem Fall aber auch hauptsächlich ein wunderbares sich-in-den-Nürnberger-Sommerabend-hineinspülen-lassen.

    Rationalstürmer: Dammit. Bootcat. Und mit dem Artikel hab ich übrigens die gute alte Tradition des Blogger-treffen-sich-privat-go-read-all-about-it-and-be-jealous wieder aufleben lassen. Fun times.

  3. Haha, stimmt, das gabs ja auch mal. Jetzt hab ich Sehnsucht nach einem Alkoholgetränk mit Ally Klein.

  4. Was bittschön ist „Studienratlustig“ und warum fühle ich mich gekränkt? (Bin übrigens fei weder bei den freien Wählern noch aus Niederbayern und schon gar keine „Knallcharge“ von der CSU). Ansonsten find ich dein Tagebuch wie immer sehr unterhaltsam (ich bin ganz bei deinem Sohn mit dem Mögen und die UNO-Spieler kenn ich ausm Unterricht, bleibt ihr lieber mal beim iPad). Und außerdem: ich hätt dir möglicherweise ums Haar fast am Bardentreffen in die Arme gelaufen kommen können (sorry, bin keine Germanistin). Schönen Abend, ich flieg jetzt in Urlaub, bitte aber trotzdem um Antwort auf meine Frage (dich oder deinen Bloggerspezl, der ja scheint’s dieses Wort kreiert hat und noch dazu in Franken wohnt).

  5. Liebe Su,

    als exemplarische Studienrätin musst du dich natürlich nicht von uns hedonistischen Ignoranten anprangern lassen. Wir spielten aber auch mehr auf den klassischen Typ an, den auch du sicher noch aus deiner Schulzeit kennst. Typ: in Wackersdorf anketten lassen, aber den Schülern die Comics konfiszieren und auf d’Nacht schnell noch zum Polt oder zum Hader, wo natürlich in der ersten Reihe meistens die Spezialisten sitzen, über die sich lustig gemacht wird. Du hingegen kannst die Welt verändern bzw. das Klischee von Studienräten.

    Schönen Urlaub,
    B

  6. Lieber B,

    Dankeschön für deine alles andere als ignorante Antwort (denn ja ich kenne den „Klassiker“). Ich fühle mich äußerst geehrt, dass selbst die Bayern dich nicht davon abhalten (soviel zum „hedonistisch“). Die Welt verändern kann ich selbstredend nicht (ich konfisziere höchstens nur noch Smartphones oder/und Apple Watches), aber weil du das so schön erklärt hast, bekommst du auch gleich exemplarisch von mir deinen Comic zurück, um dich auch nur etwas mit dem Klischee von Studienräten zu versöhnen. Ich selber mag Spezialisten, und mach mich nie über irgendjemanden lustig. Erst recht nicht im Urlaub.

    Ich freue mich auf deinen nächsten Eintrag (denn im Gegensatz zum exemplarischen Studienrat bin ich dir natürlich weiterhin wohlgesonnen). Weiter so!

    Mit herzliche Grüßen
    StRin Su
    P.S.: und nix für ungut an den Bloggerspezl

  7. Weiß nicht, ob du das jetzt noch liest, lieber B, aber mir ist eingefallen, ich wollte noch berichten, dass ich im Urlaub einem Studienrat Lustig begegnet bin. War klischeehaft!!! LG Su

  8. Siehste, liebe Su. Da hammers schon. Der Studienratshumor ist immer und überall. Wars denn sehr schlimm?

  9. Och, ich hab ignoranterweise hedonistisch gelästert, wenn er am Abend in der ersten Reihe den Spezialisten der „Quizshow“ gegeben hat. Danke aber der Nachfrage!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert