Das falsche Tagebuch: 10. August 2015

Dieses Mal ist aber wirklich nichts passiert.

Eine alte MAX-Ausgabe mit wahnsinnig viel Nupsies in die Finger bekommen. Letztes Aufbäumen von Mainstream-Sexismus getarnt mit 90er-Provokations-Coolness war das damals. Sagenhaft dümmlich und dabei auch noch ermüdend – das ist die größere Frechheit. Ich zitiere aus den Begrüßungsworten von Chefredakteur Jan-Eric Peters:

33° im Schatten, die Luft flimmert, unter den Füßen brennt der Sand. Zart glitzern Schweißperlen auf dem Körper einer schönen Frau. Der Duft von Sonnenöl und Meer, viel nackte Haut und aus dem Radio knarzt Heinz Rühmann „Jawoll, meine Herren, so haben wir es gern!“

Ich trauer den Neunzigern nicht nach. Aber ich trauer sowieso keiner Zeit nach. Man muss sich ja nur mal Fotos von sich anschauen, die älter als zwei Jahre sind. Immer stimmt irgendwas nicht. Immer würde man sagen: jetzt seh ich aber besser aus, oder jetzt bin ich aber souveräner. Die Vergangenheit ist immer falsch, wenn man ehrlich ist. Und die Zukunft noch nicht da. Und im Moment gibt’s ja meistens genug zu tun. Könnte man meinen. Die Kinder brauchen alle ein Jetzt, von deinen Zukunftsplänen haben die überwiegend einen Scheißdreck und deine Vergangenheit interessiert sie nur, wenn du die alten Captain-Future-Folgen auf Youtube anmachst.

Weil sich aber auch alle immer so unwohl in der Gegenwart fühlen. C’mon, wir sind doch alle nur ein kleiner abgeschiedener Haufen mit unser Anrührigkeit, unseren Papiergtiger-Idealen und unserer panischen Gewissenhaftigkeit. Wir kommen uns nur so viel vor, weil wir außer uns niemand kennen. Deshalb schicken sich auf Facebook auch alle gegenseitig Mahnschriften zur Flüchtlingsfeindlichkeit hin und her bis das Internet implodiert, weil es das Paradoxon nicht mehr verarbeiten kann. Nichts dringt nach draußen, alles bounct hin und her.

Hab das Pale Ale von Becks getrunken. Ist natürlich nur eine Light-Variante von einem echten Pale-Ale-Brummer (soweit ich das als Bierlaie beurteilen kann), aber das ist ja das Gute. Kommen die von Becks mit ihrem Frischewahn und machen ein Sommergetränk draus. Ich in der Strandbar ums Eck, Baby auf dem Arm, das andere Kind auf der Holz-Arche-Noah und das ist mein Sommer. Gegenwart, good enough for me. Und weil ich grade beim schleichwerben bin: Reese’s Pieces sind die smarteren Smarties.