Kurzkritiken zu The Revenant & The Martian (Survival Sexy Time)

THE REVENANT

Jim Jarmuschs „Dead Man“ als Survival-Horror-Remake? Naah, das wäre Polemik. Aber Inarritu, der sich doch mit „Birdman“ bei mir komplett für seine geschwätzige Vielsagerei rehabilitiert hatte, weil er so etwas wie Soul (und Humor) gezeigt hat, gefällt sein eigener Film viel zu gut, als dass er tatsächlich gut sein könnte.

Dabei fängt alles so gut an: Der Indianerangriff zu Beginn ist der Beste, den ich je in einem Western gesehen habe, und ich muss es wissen, ich arbeite immer noch an meinem Mammutblogeintrag „Die fünfzig besten Western“. Danach verfällt der Film in Indianer-Klischees, Landschaftsaufnahmen und langwierige Albtraum-Passagen für Vegetarier und Pferdeliebhaber, und – fragt mich nicht wie – irgendwie schaffen’s auch noch eine Lawine und ein Komet in den Film.

Leo DiCaprio macht das wirklich gut, aber der kann sich seinen überfälligen Oscar noch so hart und halbnackt in der Tundra erarbeiten wollen, irgendwann wird selbst Leid, Entbehrung und Unbill zum running gag, wenn man einfach nicht damit aufhören kann.

Apropos running gag: Unverzeihlich bleibt die Besetzung von Tom Hardy, sein überinszenzierter texanischer Akzent riss mich schneller aus der Suspension of Disbelief als die Szene mit dem fliegenden Pferd (kein Pegasus, nicht zu früh freuen). Schnee, gute Bärte, Skalpierte, Leo, Hardy, Männer auf gefrorenen Seen – es war eigentlich alles da, aber von allem war’s dann doch zu viel und zu selbstgefällig.

THE MARTIAN

Gaffer Tape ist das fünfte Bandmitglied (falls eure Band vier Mitglieder hat). Das weiß jeder, der Musik macht. Seriously, das Zeug klebt wirklich alles, warum macht man Gaffer Tape nicht zum neuen Projektleider am BER oder der Elbphilharmonie? Bis auf die außerirdische Haftkraft von Klebeband aber nichts Neues in diesem interstellaren „Cast Away“-Remake. Matt Damon (bzw. Autor Drew Goddard) hat verstanden, dass der Zuschauer nur dann 144 Minuten im inhaltsleeren Raum überleben kann, wenn man ihn mit pfiffig lakonischen Video-Podcasts bei der Stange hält. So gesehen tatsächlich ein Film aus der Zukunft.

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