Kurzkritiken zu Deadpool, Hail Caesar, Spotlight

DEADPOOL
Mit Zwanzig hab ich den „Merc with a mouth“ gern gelesen. Aber mit Zwanzig hab ich auch noch viel geweint, mich selbst als den „Tritt gegen das Schienbein der Gesellschaft“ bezeichnet, jeden Tag im Schnitt sechs große Bier getrunken und die Balladen auf der „Mellon Collie and the Infinite Sadness“ gehört. Und das ist das Erstaunliche: Trotz des Beavis & Butthead-Humors, trotz des penetranten Durchbrechens (Pleonasmus?!) der vierten Wand, trotz der unmodern drastischen Gewaltdarstellung war das ein guter Film. Stimmiger Plot, fetziger Takt, originelle Dialoge – aus einem Guß. Manchmal vergisst man, wie selten Filme einen wirklich unterhalten, dabei geht man doch deswegen ins Kino.

HAIL CAESAR
Hab ich direkt nach Deadpool gesehen. Über diesen Film zu lästern, fällt einem schwer, wenn man die detailverliebten Sets und Meta-Sets, die Choreographien, Kostüme und Manierismen betrachtet, sprich: die Mühe, die sich die Coens mit der Ausstattung gegeben haben. Ich läster trotzdem. Der Film ist eine reine Nummernrevue, unzusammenhängend, ohne Spannungsbogen und wird ausgerechnet von der uninteressantesten Figur, Brolins Fixer, zusammengehalten. Promis, die überzogene Rollen in Farcen spielen, verhindern zudem, dass man sich auf die Filmrealität einlässt. Man sieht, wie George Clooney, Scarlett Johansson und Tilds Swindon vor sich hin parodieren, aber man sieht nicht die Figuren, die sie spielen. Coen-Filme funktionieren immer besser mit weniger bekannten Schauspielern, siehe Inside Llewyn Davis und A Serious Man.

SPOTLIGHT
Geistiges Erbe von „All The President’s Men“ mit Redford und Hoffmann. Ein Journalistenfilm nach Tatsachen, bedeutet: er erspart uns den romantischen Nebenplot und den großen Twist gegen Minute 90. Ein sehr selbstbewusster Film über einen Skandal, der literally zum Himmel schreit, und wie er in die Zeitung kam. Präzise, gelenkig und sezierend, aber nie aufschneiderisch.