Kurzkritik zu Hancock

War gestern im Kino und hab Hancock gesehen. Aber ich hab keine Meinung dazu. Weiß jetzt nicht ob’s an dem Film lag oder an mir. Wusstet ihr eigentlich, dass ich in Berlin wohne? Total verrückte Stadt. Man könnte viel Gutes über die Stadt sagen, aber auch Schlechtes. Ich steh total auf Berlin. Und auf München. Und dann ist es mir wiederum auch völlig egal. Hauptsache ich kann ausschlafen. Was ich nicht kann. Aber wenn ich könnte, würde ich. Hoffentlich regnet es heute nicht, andererseits auch wurscht.

Kurzkritik zu Brainfree Rainer

Vorgestern bin ich übrigens auf einem neuen Alltime-Low angelangt. Nein, ich meine nicht das Deutschlandspiel, obwohl das Albszenario ungefähr die gleiche Spiellänge hatte. Nein, das Corpus Delicti hieß „Free Rainer“ von Hans Weingartner und es hat mich weggeblasen. Weg, weit weg, weit, weit weg vom Trampelpfad des halbwegs erträglichen deutschen Films. Ich hoffte wirklich inständig, dass am Ende Lahm auftaucht und ein Tor schießt oder sich das ganze als langatmige Zuschauerverarsche mit Schlusspointe a la Sixth Sense entpuppt und Moritz Bleibtreu eigentlich seit dem Zusammenprall mit den Vorzeige-Skinheads am Anfang des Films tot ist.

Doch es blieb beim offenbar ernstgemeinten Versuch, eine Mediensatire mit aktionistischem Impuls zu drehen. Dass wir hier über überbemühten Nonsens sprechen, dass die Verzerrung der Realität leider nicht damit getan ist, Gel im Haar des Programmchefs und guthartzige Arbeitslose zu zeigen, und einen Moritz Bleibtreu, dem seine Rolle sichtlich peinlich ist, ist die eine Sache. Die ganz andere ist aber, in den DVD-Extras als Regisseur zu behaupten, endlich mal was gegen die Zuschauerverhunzung und Gehirnwäsche der Sender zu tun. Bei so einem larmoyanten Gewäsch bekomm ich doch grad erst Lust auf eine Runde Illona Christen (Gibt’s die eigentlich noch?). Damit sabotiert sich unser Hobby-Dutschke Weingartner natürlich auch die einzig valide Medienschelte selbst: nämlich die – auch für mich als Fernsehsenderbediensteten – absolut unfassbare Breitarschigkeit der GFK und ihrer aus dem Mittelalter stammenden Messmethoden samt der angeschlossenen Jubelperser von TV- und Werbeindustrie. Fazit: abschalten bevors überhaupt losgeht.

Kurzkritik zu Death Proof

Jedes Mal wenn ein neuer Tarantino kommt, denk ich bei mir, nö, den guckste nicht, irgendwann is genug mit Tarantino-Filmen. Dann seh ich ihn aber meistens aus Neugier doch und bin wieder aufs Neue begeistert, dass es da jemand gibt der seinen Job als Filmemacher noch ernst zu nehmen scheint und jede Einstellung, jeden Schnitt und jede Dialogzeile ins bestmöglichste, liebevolle Licht rückt. Aber was heißt ernstnehmen? Eigentlich geht es Tarantino bei dieser Hälfte vom Grindhouse-Doublefeature vorwiegend um seinen eigenen Spaß. Nur geile Weiber am Set, die Lieblingsmusik auflegen, Nahaufnahmen von Schnaps, klasse Retro-Karren abfilmen, einen neuen Standard in Sachen Autoverfolgungsstunts setzen und ganz nebenbei zum x-ten Mal einem abgehalfterten Altstar (K. Russell) zu neuer Glorie verhelfen. So würde mir Filmemachen auch Spaß machen. Ich hab zwar keine Ahnung, wie man auf so eine kranke Storyline kommt, aber Hauptsache jemand ist draufgekommen. Apropos draufkommen. Auf den Geschmack bin ich bei Fräulein „Butterfly“ Vanessa Ferlito gekommen. Tolles Mädel, toller Film trotz und gerade wegen der Frauengespräche, sagt St. Softdrink.

Utterly Mad, Max (Kurzkritik zu Apocalypto)

Nicht, dass ich es nicht schon vorher vermutet hätte, aber nachdem ich mir neulich die Maya-Metzgerei „Apocalypto“ auf DVD angesehen habe, bin ich sicher, dass Mel Gibson rettungslos irre geworden ist. Der Mann ist nicht mehr ganz sauber. Hat jemand diesen Film gesehen? Was soll denn das sein? Was wollte uns Melle damit sagen? Das ist nicht mehr mit einem Minderwertigkeitskomplex wegen Haarausfall zu begründen. Der Mann muss in Behandlung. Hat den Film jemand gesehen? Hat jemand?

Schön auch das:

Factual errors: When the bodies are falling down the pyramid steps, they are shown to have blood shooting from the neck. Not possible without a heart to create the pressure. (IMDB.com)

Mindwarped by Zodiac (Kurzkritik zu Zodiac)

Gut, ich hätte wissen müssen, dass die Geschichte vom Zodiac-Killer nüscht hergibt. Typ bringt ein paar Pärchen und einen Taxler um, schreibt dämliche Briefe und wird nie erwischt. Da muss man schon ein Killerdrehbuchautor sein, um so einen highlight-armen antiklimatischen Plot auf die Vorderhufe zu bringen. Ja, ja, ich mag ja David Fincher auch und Schnitt und Kamera spielen bei ihm immer in einer eigenen Liga, aber was hilft die technische Schöngeisterei, wenn mich bereits nach einer Stunde alle guten Geister der Begeisterung, und nach einer weiteren halben, der Aufmerksamkeit verlassen? Bald fürchtete ich nicht mehr den Zodiac Killer, sondern lediglich, dass ich und meine Begleitung vielleicht in dem einzigen Film der Welt gelandet waren, der niemals aufhört. Und das ist eine gruselige Vorstellung, im Gegensatz zu der eben grade im Kino.

Kritik zu Little Miss Sunshine

Ein Schlag in die Fresse des American Way Of Life. Keine „Winner takes it all“-Ideologie, stattdessen gilt: „Losers fuck it all up and end up winning; well, in a way.“ Das ist jetzt beileibe keine komplexe Lebensweisheit und ein Marcel Proust wäre höchst unzufrieden mit soviel simplifizierter lebensbejahender Lebensmüdigkeit – wie Onkel Frank bestätigen würde -, aber es ist ein unerlässlicher Bestandteil der empathischen Moral dieses Film, der einer der besten des Jahres ist.

„Little Miss Sunshine“ wartet mit einem entfesselten Alan Arkin als hedonistischer Opa, einem Steve Carrell (aus der amerikanischen The Office-Variante) auf der Höhe seines komödiantischen Darbens als sarkastischer Suizidkandidat, einem vor allem mimisch brillanten Greg Kinnear als Opfer seines eigenen Tschaka-Schakras, einer gewohnt souveränen Toni Colette, dem mir bisher unbekannten und besorgniserregend talentierten Paul Dano als Teen Angstler mit Schweigegelübde, der herzzereissenden Abigail Breslin als Pussycatdoll in spe und bis ins kleinste Blutkörperchen dieser herzblutigen Melokömodie besetzen Nebendarstellern auf. Eine emotional verlotterte, aber im Kern intakte Familie von Selbstbetrügern gerät unter die Hufe einer Katastrophenherde und in einen Desillusionierungstornado auf dem Weg und „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (Proust) durch ein paar vereinigte Staaten zum widerwärtigsten Schönheitswettbewerb der Filmgeschichte.

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Dass am Ende ein Nichts und mit dem Nichts erst das eigentliche Sein herausspringt, ist eigentlich eine zutiefst buddhistische Weisheit. Dass am Ende des Films dann mit „No Man’s Land“ auch noch derjenige Sufjan Stevens Songs läuft, der mich diesen Spätsommer in die Arme von Selbstbestimmung und wohlmeinenden Hirngespinsten getrieben hat, ist keine Ironie des Schicksals. Denn das Schicksal ist nicht ironisch. Das ist nur eine menschliche Eigenschaft, die wir einem spirituellen Gegenstand zuschreiben, den es nicht gibt und nie gab. Gott sei Dank. Und jetzt weiter auf die Fresse fallen, damit man merkt, dass das Gras nirgendwo grüner, aber dafür im Schatten der Familie weicher ist.

La Science des Dénigrements (Kurzkritik zu Science Of Sleep)

Ich habe mal wieder das Unmögliche geschafft und war dabei aber gewohnt wortwitzig: Ich bin bei Science of Sleep eingeschlafen.

Nicht weil Michel Gondrys zweiter großer Spielfilm nach „Eternal Sunshine Of The Spotless Mind“ etwa langweilig gewesen wäre. En contraire, er war mir viel zu wuselig. Grandiose Bilder tanzen Ringelreihen mit guten Schauspielern, arschoriginelle Gags paaren sich mit irren Trickfilmsequenzen und dennoch hat das ganze keinen Flow, das Dialogdrehbuch ist auch diesmal wieder rücksichtslos geschwätzig und der Handlung konnte ich weder vor noch nach meinem kleinen – übigens traumlosen – Nickerchen folgen.

Die Trennung von tatsächlicher Handlung und Traumsequenz sollte dem Zuschauer natürlich nicht leicht bzw. als Herausforderung schmackhaft gemacht werden, aber mir hing die Trennkost nach der Hälfte schon gehörig zum Hals raus. To much of a good thing war’s mal wieder und im Trailer hat der Film noch bombastisch gut funktioniert als ein paar seiner auffälligsten Visualwunder mit den Strokes und Death Cab For Cutie unterlegt waren. Was nur eines beweist: Gondry war und bleibt leider auch einer der besten Videoclip-Regisseure unserer Zeit. Am Abendfilm arbeiten wir noch. Ich geh jetzt ins Bett und träum was Schönes.

Nachtrag: Wie kann eine so hübsche Person wie Charlotte Gainsburg in dem Film nur so verhärmt aussehen?

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Death Moon Udo

Eine weitere halbbiografische Notiz bezieht sich rückwirkend auf meine jüngst verfasste Abhandlung über Werwölfe in Film und Fernsehen. Samstag Spätnacht habe ich ein besonders bemitleidenswertes Exemplar im ZDF gesehen. Der Wolf in „Death Moon“ befand sich auf Hawaii, vielleicht war das der Grund für sein legeres fluffiges Sommerfell. Sprechen wir nicht mehr darüber. Sprechen wir vielmehr darüber, dass unser Münchner Tatort Kommissar Udo Wachtveitel offensichtlich bereits in amerikanischen TV-Horrorfilm-Produktionen der Siebziger cineastische Morgenluft wittern durfte. Das ist nicht Robert Foxworth, die B-Movie Legende, das ist uns Udo. Überzeugt euch selbst an dem Foto ganz unten.

Gefreut hat mich auch die Ausstrahlung eines Crime-Klassikers namens „To Live And Die In L.A.“ auf NDR mit einem entfesselten Willem Dafoe in einer kaum polarisierenden Schurkenrolle. Man muss den smarten Pekuniärkünstler einfach mögen, während man fast erleichtert ist, wenn dem schon wieder ein bisschen Udo-Wachtveitl-artigen Main Cop am Ende das Gesicht in acht Teile zerschossen wird. Grandiose Beinleistungen von Darlanne Fluegel und Bianca Torres runden das Ganze zu einem echten Genreklassiker ab. Seit Kindesbeinen einer meiner Lieblingskrimis, von dem schockfrostenden Roland D-10 Soundtrack mal abgesehen.

Udo Wachtveitl in „Death Moon“

Wolf

Schon einige Dekaden hege ich ein Faible für Horrorfilme, je klassischer desto besser. Das Genre Spezifikum Werwolf bereitet mir allerdings seit vielen Jahren nicht nur bei Vollmond Kopfzerbrechen. Die Slasher slashen in bester Laune weiter durch die Filmgeschichte, die Vampire beißen sich rüstig durch die Jahrzehnte, die Zombies fingen jüngst sogar an zu laufen und sind auch ansonsten recht gut zu Fuß, nur der Werwolf, der schwächelt und schwächelt.

Gerade hat Wes Cravens „Cursed“ meinen DVD Player verlassen und wie so oft wirkt der gemeine Werwolf in diesem Film maximal so furchterregend wie der böse Wolf in einer Rotkäppchen Illustration für Waldorf Schüler. Selbst Michael J. Fox als „Teenwolf“ hat mir ein paar Nackenhaare mehr aufgestellt. Ähnlich frustrierend läppischen Werwolf Inkarnationen musste man in den letzten bereits in „An American Werewolf in Paris“, in „Underworld“ und selbst beim an sich sehr stimmungsvollen „Le Pacte des Loups“ (Pakt der Wölfe) beiwohnen. Es ist wie ein Fluch. Da mag die Tricktechnik einigermaßen glaubwürdig Riesengorillas auf dem Empire State platzieren, bei den Werwölfen raucht sie regelmäßig ab.

Klar gibt es auch lobenswerte Ausnahmen wie den grandiosen „An American Werewolf in London“ von 1981, der nicht nur wegen seines gehässigen Humors sondern tatsächlich auch wegen seiner Werwolf-Darstellung ein Highlight des Genres bildet. Im Besonderen wegen der besten Verwolfungsszene aller Zeiten. Ebenso schockend und zudem ästhetisch wertvoll: „The Company Of Wolves“ von Neil Jordan, zu deutsch: „Zeit der Wölfe“, womit wir zwar wieder bei Rotkäppchen und dem bösen Wolf wären, aber einem mit Hand und Fuß.

Entweder widmet man den Wolfsmenschen in der Filmgeschichte schon seit jeher zu wenig Budget, oder es handelt sich im Grundsatz um eine nahezu ummöglich als furchterregend visualisierbare Gestalt. Oft fällt ein gut ausgehandelter Spannungsbogen gerade dann in sich zusammen, wenn die Wolfsgestalt in vollen Umfang auf der Leinwand zu sehen ist. In Mike Nichols „Wolf“ mit Jack Nicholson ist dann auch das Nichtauftauchen eines finalen Werwolfs die geschmackvollste Zutat des Thrillbarbecues.

Leider ging der erste Werwolf Flicken „The Werewolf“ von 1913 verloren. Es handelte sich um die achtzehnminütige Verfilmung einer indianischen Legende und bereits hier wird eine Transformationssequenz eingesetzt, die ich nur zu gerne gesehen hätte. 1935 sieht die Wolfsgestalt in „Werewolf in London“ bereits aus wie der Wookie Chewbacca aus „Star Wars“.

Wölfisches liegt ja auch ganz bestimmt in eurem geschätzten Hausherrn. Vielleicht sollte ich mich mal nach dem Konsum einer Flasche Ouzo in einer Vollmondnacht abfilmen. Vielleicht finden wir so den glaubwürdigen Werwolf, nach dem hier gesucht wird.

Kurzkritik zu Napola und zur Bundeswehr

Gerade hab ich mir „Napola – Elite für den Führer“ von meinem DVD Player vorführen lassen und nach Filmende gab es da in der Sektion Extras auf der DVD noch Kommentare von den Hauptdarstellern und des Regisseurs zu sehen. Über den Film selbst kann ich nur wenige Worte verlieren, es ist halt ein aufklärender Aufarbeitungsfilm mit anständiger Endmoral (klingt wie Endsieg, ne?) mit stellenweise sehr okayen Darstellerleistungen. Selbst der an sich eher spackige Tom Schilling tritt überzeugend auf wie ab. Nun gut, solche Filme sollten wir auch gut drehen können, schließlich haben wir’s ja auch erfunden, dieses Nazi-Ding.

Von was ich aber bei der DVD Hauptnotiz nahm, waren die Aussagen des Regisseurs Dennis Ganzel über sein Bestreben, den Zuschauer zunächst zur Napola Idee hin zu sympathisieren: Er wollte einen Film über Verführung machen, den Zuschauer bei der Hand nehmen und ihn ähnlich wie die Protagonisten der Ideologie und den glänzenden Aussichten einer erfolgreichen Karriere aussetzen, damit er gleichermaßen fasziniert und abgestoßen sich am Ende für das Menschsein und gegen das Systemsein entscheiden kann.

Wie nun der gemeine Karrieregeile oder Max-Planck-Institut Aspirant diesen Film nachvollzieht und ob der sich anfangs sagt „Ey, schon irgendwie starke Schule, Alter.“, kann ich nicht beurteilen. Bei mir will ein Effekt der emotionalen Nachvollziehbarkeit einfach nicht einsetzen. Nicht einmal am Anfang des Films. Und das liegt nicht an den Frisuren der Lehrkörper. Nicht nur. Allein der Gedanke jeden Tag um halb sechs aufzustehen, macht bei mir jegliche Form der uniformen Anpassung undenkbar. Exerzierhofhorror, Sechsbettzimmer und das totalitäre Nichtvorhandensein von Mädchen würden mir schon meinen ersten Tag an der Napola dann aber so richtig vermiesen.

Gut, ich war auch nie bei der Bundeswehr. Es soll ja Leute (auch meiner Generation) geben, denen es da gefallen hat. Erzählt doch mal. Wie war das Aufstehen? Was gab’s zu Essen? Habt ihr an euch rumgeknabbert, wenn wieder mal keine Weiber im Haus waren? Wurde vorm Abendbrot kurz die alte Reichsflagge rumgereicht, so um sich auf seine Traditionen zu besinnen? Welche orgiastischen Initiierungsriten musstet ihr über euch ergehen lassen? Habt ihr euch in eure Ausbilder verliebt oder gar verschossen oder sie in euch? Ich will ja gar nichts unterstellen, vielleicht wars wirklich toll, aber das mit dem Aufstehen, das kann nicht gut gewesen sein, oder?

Ach, und eine Frage hätte ich noch. Gabs zum Frühstück Nutella oder nur das billige Aldi-Surrogat Nutoka?