Die Sonne glitzert auf dem Trottoir, während Mütter ihre Babies in Kinderwägen darüber schieben. Es tummeln sich diverse Helicopter am Himmel und fast meint man, paradenhafte Reihungen zu erkennen. Erstaunlich viel Polizei fährt durch die Stadt und die türkischen Obst- und Gemüseverkäufer sind heute ausnehmend freundlich.
Er joggt aus der domestizierten und saftigen Einkaufsstraße hinaus in ein ausgetrocknetes Flussbett aus Industrie und zerklüfteten Straßenzügen. Selbst hier draussen ist die Spannung aus der Innenstadt noch zu spüren. Der Asphalt erwärmt sich langsam und eine kommende Überhitzung lässt sich bereits am frühen Vormittag prognostizieren. Es sind nicht mehr viele Tage bis zu seinem Urlaub. Eine Unterbrechung seiner Lebensroutine käme ihm nicht sonderlich gelegen.
Drinnen in der Stadt hisst man die Flaggen an den Regierungsgebäuden wie für hohen Besuch. Man muss kein Medium sein, um zu merken, dass heute ein besonderer Tag ist. Im Fernsehen laufen kurze Beiträge über Schimpansen und Giraffen.
Er beeilt sich, um wieder in seine Wohnung zurückzukehren. Es gibt noch so viel vorzubereiten, so viel aufzuräumen. Er sieht Nachrichten, aber unkonzentriert und fetzenhaft erfährt er von irgendeiner Parade. Es ist noch so unerträglich lange bis heute Abend und doch so wenig Zeit bis dahin. Sirenen tönen von draussen in sein Appartement.
Währenddessen sitzt sie schon im Auto und denkt an die eiskalte Nacht, in der er sie angesprochen hatte. Sie hat ihm erst gestern gesagt, dass sie kommt. Ob er wohl wieder versuchen wird, sie zu küssen? Wird sie wieder nachgeben? Sicher, aber erst kurz bevor er aufgibt. Ganz kurz vorher. Eine Sekunde.
(frei nach „Driving In The Dark“ von Saves The Day)