Die unerträgliche Langsamkeit des Seins hat mich fest im Griff an diesem hochsonnigen Samstag in Santiago de Chile. War ich gestern noch zuviel Bier trinken auf einer WG-Party mit überwiegend chilenischem Studentenanteil und Lungen vergiften mit diesen parfümierten Dreckszigaretten von Belmont, so habe ich mich heute sprichwörtlich zur Ruhe gesetzt.
Um 12 aufgestanden und Verschwörungstheorien zum 11. September von Andreas von Buelow in mich gepflanzt, dann eine halbe Stunde geduscht, um die anschliessenden drei Stunden in einem Strassencafe in Bellavista zu verbringen. Man servierte Congrio, das ist eine Art Seeaal, fritiert und mit Salat. Davor ein Cortado und quasi als Aperitifo einen chilenischen Weisswein, dessen Namen ich vergessen habe.
Aber zurueck zum chilenischen Tag, der sich genau so langsam verflüchtigt wie er vollzogen wurde. Die Schatten senken sich ueber die lebhaften Bürgersteige von Bellavista und die Cafes tauschen ihre Betriebsamkeit langsam mit dem lauteren und wohlmöglich auch unlauteren Treiben der Bars. Vielleicht treff ich noch eine gewiefte Mexikanerin, die mich darauf gebracht hat, eventuell nächste Woche nach Buenos Aires ueberzusetzen, aber sowohl das eine wie das andere wird noch nicht jetzt entschieden. Ich bin noch zu langsam fuer Entschlossenheit.