A darkness in the weather of the eye
Is half its light; the fathomed sea
Breaks on unangled land.
The seed that makes a forest of the loin
Forks half its fruit; and half drops down,
Slow in a sleeping wind.
(aus Dylan Thomas „A process in the weather of the heart“)
„Weißt du noch, als du damals diesen Monolog gehalten hast?“
Sie sieht ihm fordernd in seine müden Augen.
„Du hast gesagt, du seist diese Antenne, dieser Radar, diese hyperpermeable Oberfläche für Emotionen und Gefühlslagen Dritter. Du seist der Empfänger für ihre Geheimnisse, für die Dinge, die sie verbergen wollen. Du meintest, das sei wie ein Fluch manchmal. Du seist den ganzen Tag nur Schwingungen ausgesetzt und obwohl du selbst so einen positiven Plan vom Leben hättest, beeinträchtige dich das und verleihe dir diese Blutschwere, die das Zusammenleben mit dir so schwer macht. Weißt du noch? Du hast es mir damals erzählt als wir einen Parkplatz in der Nähe deiner Wohnung gesucht haben. Es regnete in Strömen und du wolltest dich entschuldigen für deine schlechtgelaunten letzten Wochen. Und weißt du was? Du warst mir unheimlich, als du mir das alles erzählt hast. Ich wusste, ich könnte es begreifen, ich wusste, dass es wahr ist, aber ich ignorierte es, weil es mir eine Spur zu seltsam erschien. Zu seltsam für das normale Leben, das ich mit dir führen wollte. Hörst du?
Aber jetzt, jetzt begreife ich, dass es wahr ist. Jetzt sehe ich dich an und ich verstehe ein bisschen besser, was es bedeutet, du zu sein. Die letzten Jahre haben mich verändert, ich habe mich geöffnet, weil ich sonst nicht überlebt hätte in der Fremde, so ganz ohne dich. Und am Ende meiner Reise habe ich begriffen, exakt begriffen, wie du es damals gemeint hast. Aber jetzt sehe ich dich an und ich sehe, dass du dich nicht mehr erinnerst, mir das alles erzählt zu haben. Schlimmer noch, ich sehe, dass du dich nicht mehr erinnerst, so empfunden zu haben. Überhaupt und in diesem lichten Moment an dem dunklen Regentag in deinem Auto auf der Suche nach dem Parkplatz.
Wenn ich dich jetzt so ansehe, glaube ich, dass du aufgehört hast, dich als etwas Besonderes zu empfinden. Du hast begonnen, dir alles auf herkömmliche Weise zu erklären. Du hast dein unglaubliches Gespür, deine Empfänglichkeit für alles, was zwischen den Worten steht, alles das hast du verleugnet und dir naturwissenschaftlich zurecht gerückt. Du bist lethargisch geworden, du hast resigniert. Du lethargischer schwarzer Kater. Du hast aufgehört, dich zu wehren. Ich mag dich so gern, auch wenn du so kaputt bist. Aber versuch, dich zu wehren! Lass die Dinge nicht mit dir geschehen.
Erinnere dich an deinen Monolog. Es hat so stark geregnet und wir konnten einfach keinen Parkplatz finden. Und du hast es gewusst. Du warst der Empfänger. Und mit deinen Fähigkeiten wolltest du dich wehren, auch wenn es dir oft schwer fiel. Du kanntest die Wahrheit über die Dinge viel eher als ich sie wahrhaben wollte. Und du wolltest sie verändern. Jetzt akzeptierst du sie nur noch. Los, komm, wehr dich. Ich mag dich so sehr. Erinnere dich an deinen Monolog.“ sagt sie und zieht an ihrer Zigarette, die fast verglüht ist.
Draussen regnet es in Strömen und er weiß nicht, was er sagen soll. Er sieht aus dem Fenster, dann sieht er wieder sie an. Eine unerträgliche Stille breitet sich aus und er weiss nicht, was er dagegen tun kann. Er sieht wie ihre Empathie langsam aus ihren Augen weicht und einer Verachtung für seine Sprachlosigkeit Platz macht. Und er weiss immer noch nicht, was er sagen soll.