Die Dynastie Hans Papesch stand kurz vor dem Untergang. Sie wusste es schon länger als er, vielleicht wusste er es überhaupt nicht. Man hatte sie jung verheiratet und sie nie ineinander verliebt, deshalb konnte sie auf Distanz bleiben und beobachten, wie alles in die Brüche ging.
Er bestand auf den Fortbestand der alten Werte, obwohl die Neuen ihn noch im Leben überlebten. Er war höflich und galant und doch irreparabel starr, wenn es um die Auflösung seiner Prinzipien ging. Wenn sie ihn überhaupt liebte, dann dafür, dass er blieb wie die Jahrhunderte. Doch er hatte längst die falschen Fäden von den falschen Freunden spinnen lassen, ein Netz aus Intrigen hielt ihn in der Mitte, während sich die Welt um ihn herum auflöste.
Sie hatte mit anderen geschlafen und sich nie illoyal gefühlt. Sie war nie weggegangen, sie verharrte in seiner bröckelnden Konstanz bis zum Schluss. Als sie nachts durch den kalten Park wanderte, sah sie ihn am Fenster stehen und überlegen. Er überlegte, er schrieb und er komponierte. Doch seine Symphonien stammten aus einer Zeit, die das Zeitliche bereits vor Urzeiten gesegnet hatte. Und mochte er noch so ritterlich ausgestattet sein mit einer Rüstung aus aufrichtigem Stoizismus, so trug er doch den Zeitgeist wie einen Bandwurm in sich, der alles verschlang was ihm einst die Verdauung des stetigen Wandels ermöglich hatte.
Er tat ihr leid, doch gleichzeitig wollte sie, dass er unterging. Nur Veränderung und Niedergang konnten ihn davor retten, der Ewigkeit zum Opfer zu fallen. Das Geld würde versiegen, die Ehre und das Ansehen versickern. Und dann, vielleicht nur für einen Abend könnte sie sich ihm rasch hingeben, dem alten Mann mit seinen unerschütterlichen Prinzipien. Die Zeit fing an zu rasen, sie rannte durch den Park nach Hause und das Ende fing an, zu beginnen. Endlich und Gottseidank stand die Dynastie Hans Papesch kurz vor dem Untergang.