I feel it in my bones when the storm is close
Then await for the rain and the wind to blow
As dark colors fill the sky I’m drenched I’m feeling so alive
Eyes closed tight my ears open for the boat
(Chuck Ragan – The Boat)
Es ist schon seltsam, wieviel Energie ich aufbringen kann, um meine oder die Miseren der Anderen in bluttriefenden Bildern an die Wände zu malen. Aber will ich einfach sagen, wie gut es mir geht und das in ein paar angenehme Bilder packen, komme ich mir naiv und schwülstig vor und am Ende fehlen mir die Worte. Die Poesie ist ein Instrument des Bösen.
Ich bin ein bisschen zu früh auf dem Zionskirchplatz und habe Zeit mich in die hinterste Bank der ausschließlich mit Kerzenlicht ausgeleuchteten Kirche zu setzen. Außer mir befinden sich nur sechs weitere Leute in der Kirche. Über mir in der Empore höre ich Schritte. Unvermutet fängt eine Querflöte an zu spielen. Die Melodie klingt leicht orientalisch und auf eine sanftmütige Weise traurig. Ich lege meine Hände übereinander, für Fremde mag es aussehen, als würde ich beten. Mit der Melodie kehrt eine rührende Stille in mir ein. Ich stelle mir vor, wie mein Handy klingelt und die Stille zerfetzt. Ich würde rangehen. Die wohlbekannte Stimme eines toten Mädchens würde etwas am anderen Ende der Leitung flüstern, das so grauenvoll klingt, das ich es nicht niederschreiben will. Dann würde ich die Zionskirche verlasssen und aus der Stadt für eine Weile weggehen. Aber es ist nur die Vorstellung von dem Furchtbaren. In Wahrheit bleibt die traurige Melodie in der kalten Abendluft, die über das offene Portal von draußen kommt, unter der Empore über mir hängen und tröstet mich, wo es nichts zu trösten gibt. Dass der namenlose Schrecken dem Schönen so nahe beiwohnt hat keinen Trost verdient. Das ist nur der Alltag. Ich würde gerne beschreiben wie gut es mir in diesem Moment geht, aber mir fehlen die Worte.