Das war ein Ritt, mein lieber Scholli. 365 Tage in der Turbine und am Ende in den Sonnenuntergang, direkt in die Flitterwochen. Am Anfang des Jahres gerade noch aus dem katalonischen Exil zurückgekehrt und schön sich selbst geritzt, damit das schwarze Blut dieser Publikation wieder auf Berlins Asphalt tropft, am Abgrund Badminton gespielt, in Asche ein Vollbad genommen und in den Himmel emporgefahren. Von der Hölle ausgespuckt, aber vom Herrgott dankend abgelehnt. Rockin Fuckin Roll. Das war wunderbar mit genug Schrecken, um sich nicht in Sicherheit zu wiegen. Und wie jedes Jahr nur ein Vorbote für größere Dinge. Du, Leser, musst keine Angst vor der Zukunft haben. Friedlich wird es hier erst zugehen, wenn ich nicht mehr da bin.
Monat: Dezember 2007
Die Übergabe
Wenn du es so meinst, dann mach es so. Wenn du schon daran glauben musst, dann tu das, woran du glaubst. Credo hin, Kredit her, egal wie deine Meinung vor Jahren und abertausend Jahren war, tu es, verdammt noch mal.
So einfach ist das nicht, so glimpflich lass ich mich nicht über deinen Kamm scheren. Ich bin doch der schwerste Nöter von allen. Dass jetzt alles so bewältigbar erscheint, ist doch nur ein absonderliches Satyrspiel. Ein ganz fauler Trick, den man einem Tagedieb wie mir nicht einfach so unterjubeln kann, ohne dass er auf die Quelle der unvermittelten Seligkeit losgeht.
Du Schwachkopf, geh los, geh endlich weiter, aber geh nicht auf das los, was dir gut tut. Nicht auf die, die dir gut wollen. Dass deine Linie eine Weile gerade läuft, ist kein Komplott und nur dein Komplex, immer der findige Rebell sein zu müssen, hackt das Zickzack in den Verlauf, macht aus der Geraden eine Kurve, aus der es dich im letzten Moment hinausträgt. Dir geht es früh genug wieder schlecht, nimm dich in Acht, dass du das Gute auch lange genug passieren lässt und es nicht Cicero für Cicero auf seinen Ertrag hin prüfst.
Du bist mir ein ganz nassforscher Brandredner. Wie könnte ich dem Wohl der Allgemeinheit vertrauen, wenn man mich bisher stets zum Teufel gejagt hat, wenn ich um Teilnahme am Gottesdienst gebeten habe? Aus dem Lande haben sie mich gejagt, mit Schimpf und Schande und mir dafür noch Geld abgeknüpft. Ich kann ja froh sein, dass man mich nicht aufgeknüpft hat, zum Wohle deiner sogenannten Allgemeinheit. Und jetzt soll ich den Weg allen Wassers gehen, den Weg der Allgemeinheit? Den Groschen fallen lassen, den ich mein Leben lang so fest umklammert hielt? Da musst du dir schon einen Dümmeren finden.
Nur das, mein lieber Freund, wird sehr, sehr schwer werden.
Mit der Angst zu tun
Ich hab mich immer für einen ganz harten Hund gehalten. Aber das war nur, weil ich nichts zu verlieren hatte. Jobs, Bekanntschaften, Besitztümer, von allem trennte ich mich nur allzu leicht. Du konntest mich schlagen und treten oder mich loben und hochheben, solange es mir gefiel, blieb ich. Wenn ich die Schnauze voll hatte, war ich schneller weg, als du Adieu sagen konntest. Jetzt aber habe ich eine Kostbarkeit in meinen Besitz genommen und mir geht der Arsch dermaßen auf Grundeis, wenn ich euch so ansehe. Ihr könnt mir alles wegnehmen, von einem Tag auf den anderen. Ich traue mich nicht mehr aufzubegehren, denn wenn euer Zorn alles hinfort löscht, was mich neuerdings auszeichnet, könnt ihr mich lebendig begraben, und das ohne viel Murren. Ich hüte meine Kostbarkeit, ich schütze sie, doch ich kann sie nicht beschützen, weil ich vor Angst gelähmt bin. Früher, da war ich kein Zahnloser. Da war ich ein rückhaltloser Säbler. Ein Zahntiger. Ein Widerspenstiger. Nichts, was ich besaß, bedeutete mir soviel, als dass ich es nicht riskiert hätte, um dir den Schädel abzureissen. Jetzt aber kusche ich und halt meinen eigenen Kopf hin. Damit mir niemand und aber niemand wegnehmen kann, was mich vor der Barbarei gerettet hat: den kleinen Rest Liebe in meiner Nachbarschaft. Für den interessierten Laien das Größte. Einmal in der Hand, lässt man es nicht mehr fallen. Lässt man es nicht mehr los und wird immobil und todesängstlich. Und das nur weil man etwas Gutes gefunden hat. Deshalb lässt man die Deckung oben, statt zu schlagen. Wenn das Gute Einzug gehalten hat, ist man schlecht beraten, es zu behalten. Sonst verliert man zunächst seine Sinnlosigkeit und bekommt es am Ende mit der Angst zu tun.
Subkultur
Subkultur ist Kultur
Die unter die Haut geht
Die Feder kann man auch
Wie ein Schwert schwingen
Die Ästhethik des Widerstands
Als Lied singen