Neujahrsstille

Am Brandenburger Tor herrscht Abbruchstimmung. Wir gehen gegen den Schneewind und mir juckt die Nase mit den ganzen Flocken. Die schrauben die letzten Gondeln vom Riesenrad ab und wir können dabei zusehen. Rund um das sowjetische Ehrenmal ist es totenstill und nichts ist zu sehen außer die Fußspuren, die wir mit einsetzendem Schneefall dort als einzige hinterlassen. Die Fläche vorm Kanzleramt sieht zwanzig Minuten später schon aus wie eine Schneewüste. Auf dem Weg nach Hause gehen wir aufs Gelände der alten Charité. Alles schläft unter dem Schnee. Durchgefroren waren wir, jetzt ist da nur noch die Nässe, die uns geblieben ist. Bis wir zuhause ankommen, sind alle Fußspuren im Schnee schon wieder zu Einheitsbrei verlaufen. Berlin mag den Schnee nicht, lässt ihn einfach abtropfen. Aber die Stille, die kann es gut vertragen für einen Tag. Und ich erspare uns das U2-Zitat, das so nahe liegt.

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