Aufwachzimmer

Und ich bin überhaupt der Verbissene. Der Verbissenste. Verbissen in eine Idee, die ich von mir habe. Eine Vorstellung, von der ich mich dauernd lösen muss und so eine Manie daraus mache, mich ihr wieder anzunähern. Ein ganz normaler Vorgang in der Vita eines Denkenden, von denen es auch andere gibt. Und ich mache eine Manie daraus. Ich bin manisch. Ich bin verbissen in die Idee einer größtmöglichen persönlichen Freiheit, aber entließe man mich in eine solche, ich wäre heillos verloren. Als Verbissener fällt mir ein Lächeln schwerer als ein vulgäres Lachen, eine Lösung schwerer als eine Problemerkennung. Und dann ist Karfreitag, es war ohnehin eine passionierte Woche, ich steig auf das Fahrrad, das immer so tut als wär es teuer und dabei rettungslos gen Komplettverrostung treibt, und ich fahr los. Und für einen kurzen Moment glitzert die Spree, es lacht jemand ganz tiefgründig vom Ausflugsboot ans Ufer herrüber, links uns rechts stehen die Bäume plötzlich in voller Blüte und aus dem iPod röhrt ein Text, der sagt, dass das Geld die Gewalt zurückerlangt hat. Und die Verbissenheit ist weg. Wie ein Idiot muss ich die Arme ausbreiten beim Fahrradfahren und ich glaube, ich bekomme einen Sonnebrand. Und dann bin ich ganz hellwach. Kann sein, dass das an der körperlichen Betätigung, am Frühling oder an Wilco liegt. Vielleicht an allem zusammen. Vielleicht auch am Wasser. Im Grunde genommen wurscht, weil ich kurz im Aufwachzimmer bin. Da scheint ja immer ein Bett frei zu sein. Das Dumme ist nur: man muss vorher einen Unfall haben.

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