Und dann in Sizilien gewesen. Weil immer schon dahin gewollt. Aber vorher was anderes: wird jetzt wieder geklatscht nach Landungen? Ich dachte, das wäre ausgerottet.
Und dann in Palermo angekommen. Palärmo. Rollerfahrer, Tod und Lautstärke. Kein Verfall ist schöner als der von Palermo. Und vermutlich ist er auch nirgendwo teurer. Das Essen, der Tod, die Roller. Nur die Lautstärke ist umsonst.
Aber die Stadt ist nicht so ruppig, wie man meinen könnte. Alles verfällt so schön langsam und laut. In diesen Katakomben hinten am Stadtrand hängen Tausende von Toten an der Wand. Mal mehr mal weniger geglückt mumifiziert. Der einzige leise Ort neben den Kirchen. Überhaupt die Kirchen. Innen. Schön. Möchte man fast wieder religiös werden. Verfallend in Ruhe und Würde. Alles verfällt.
Bis auf den Verkehr, wenn du selbst fahren musst. Die Regellosigkeit ist nicht das Problem. An deren inhärente Regeln gewöhnt man sich schnell, an die sekundenschnelle Überwerfung derselben nie. Auf deutsch gesagt: fahren wie Idioten, die Sizilianer. Ich teilweise auch, aber nicht mit dem Leihwagen.
Dann in Siracusa. Aufgeräumt. Kontrollierter Verfall dieses Mal. Gutes Essen. Penette mit Schwertfisch in Pistaziensoße. Überhaupt alles nussig und marzipanig da. Süß und würzig, ganz meine Soßenwelt. Der Strand bei Arenella wurde uns nur beiläufig empfohlen, weil ums Eck. Aber der Sand: Zentimenter für Zentimeter eine einzige Anschmiegung an den Fuß. Und das Wasser. Die Ionische See. So klar und kantig, dass man sich dran schneiden kann. Und will.
Auf dem Ätna dann ein bisschen Enthitzung der Gemüter. A) weil kalt und B) weil man auf den 2000 Metern Höhe, die man mit dem Auto fahren kann, noch nicht soviel mitbekommt von der herrlichen Bedrohlichkeit so eines Vulkans. Ausser man hört ganz genau hin in den stillen Momenten. Dann hört man das Herz von dem Vulkan schlagen. Und wenn es lauter wird, dann fährst du besser nach Hause. Oder zur Isola Bella, wo du im Pool über der Insel herumturnst bis du müde wirst und mit der Balkontür zum Meer einschläfst. In aller Ruhe.
In Cefalu dann wieder Lautstärke durch touristischen Befall. Am Abendbuffet im Hotel gewalttätige Renterbataillonen, wenns darum geht, wer als Erster am gegrillten Gemüse stehen darf. Aber selbst schuld, wenn man in so einem Land im Hotel Tourist weilt. Aber manchmal gewinnt die Faulheit, der Verfall der Ambitionen. Morgens vor dem Flughafen kein Mensch. Keine Seele. Und leider auch keine Tankstelle für den Mietwagen. Im Flughafen dann aber doch eine Horde älterlicher Germanen, die offenbar schon drei Stunden vor Flugbeginn eine Einreihung gebildet hat. Überhaupt wieder alles Idioten, die man so trifft. Nicht nur die Landsleute. Reisende im Allgemeinen. Manchmal glaube ich, die Leute werden immer dümmer. Von Jahr zu Jahr. Man muss ja nur die Nachrichten lesen. Die Regierung anschauen. In Urlaub fahren. Überall der Verfall. Es wird wieder geklatscht bei Landungen.