Spieltag 4: Wo rohe Kölner sinnlos walten
Wer an dieser Stelle Häme wegen der 5. Pflichtspiel-Niederlage in Folge von Schalke erwartet, kann lange warten. Jetzt nachtreten ist genau das, was die Leute immer mit uns Bayernfans machen, wenn wir beispielsweise den dritten Liga-Fehlstart in drei Jahren hingelegt haben. Fünf Punkte aus vier Spielen, Tabellenplatz 9. Insofern verstehe ich zumindest im Ansatz, was man als Schalke-Fan jetzt durchmacht. Man muss zugeben, dass die Abwehr nicht nur durch unberechenbare Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen wurde. Das hermetisch abgeriegelte Fort Gelsenkirchen gibt es nicht mehr, ab dieser Saison sind Besucher aus aller Welt herzlich willkommen, was ein rotzfrecher japanischer Tourist namens Kagawa gleich zweimal ausgenutzt hat. Schade auch, dass bei Schalke so gar nichts geht in der Vorwärtsbewegung, denn der Sturm aus Farfan, Huntelaar und Raul wäre eigentlich in der Lage, der Bundesliga die Hölle heiß zu machen. Am Ende war der BVB in dieser Phase der Schalker Depression aber auch der ganz falsche Gegner. Die Kloppers United mit ihrer Derwischeinstellung und ihrem feitstanzendem Trainer machen einer eh schon eingeschüchterten Elf natürlich eine Heidenangst.
Eine Heidenangst hatte ich auch vor dem 1. FC Köln und seinem Trainer Soldo. Mit welcher Überzeugung und Leidenschaft Köln das Spiel gegen die Bayern kaputt gestellt hat, da kann man nur hoffen, dass das keine Schule macht. Immerhin zahle ich nicht XX Euro im Monat an Sky, um jedes Wochenende 21 Spieler in einer Hälfte herumirren zu sehen, in der Hoffnung, dass sich mal jemand die Schuhbänder zubindet und so eine Schneise zum Tor frei wird. Das war Catenaccio brutal, aber ohne Konter, Riegelfußball deluxe, das hat weh getan. Vor allem mir, der sich vor dem Fernseher im Bayerntrikot frustriert mit dem Kopf voran auf den Boden warf. Letztlich will ich aber nicht leugnen, dass der Bayern-Sturm momentan planlos und fahrig ist und Van Gaal im Moment keinen Spieler hat, der verlässlich dem Chancentod von der Schippe springt.
Ein kurzer Abstecher in die zweite Bundesliga zum Duell der Berliner Hertha gegen Union. Das aufregendste an dem Spiel waren die Feuerwerkskörper, die ein paar Hertha-Assis auf das Spielfeld geworfen hatten. Ansonsten ein absoluter Ladykracher von einem im Vorfeld so dämonisiertem Derby. Das Unentschieden ging auch überhaupt nicht Ordnung, weil die Babbeltruppe völlig unvorbereitet und fast schon unmotiviert gegen die Eisernen vorging, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut gespielt haben. Selbst Wowereit für die Hertha und sein Sitznachbar, der eiserne Gregor Gysi, sahen gelangweilter aus als nach so mancher Senatssitzung.
Bis auf die letzten 14 Minuten war auch die Endzeitschlacht Pauli gegen Hamburg ein echter Rohrkrepierer. Auch hier tat der Underdog was er konnnte und Hamburg blockierte jeden Spaß- mit Sicherheitsfußball. Dass das Totenkopf-Team dann zwei Minuten vor Schluss noch ein Gegentor bekam, war unverdient und nur deshalb zu ertragen weil der Volley von Mladen Petric eine Sachertorte von einem Sonntagsschuss war. Auch hier fielen übrigens die Fans des angeblich seriöseren Vereins wieder am unangenehmsten auf, indem sie einen halben Block vom Millerntor in Brand setzten. HSV-Hools ausser Rand und Band, leider nichts Neues.
Erwähnen muss man ja unbedingt noch den Tag der offenen Tür bei Gladbach und die totale Dominanz der Mainzer über Bremen. Mainz trägt einmal mehr in seiner Vereinsgeschichte die deutliche Handschrift seines Trainers. Das ist Fußball, wie ihn sich jeder Coach nachts beim Einschlafgebet wünscht. Die Mannschaft setzt Tuchels Euphorie und Fachverstand auf dem Platz um wie eine Software die Eingaben ihres Users. Und Mainz sollte sich jetzt ruhig mal brüsten mit diesem Zwischenstand auf Platz Eins der Bundesliga. Sie haben jedes Spiel mit Herz, Seele und kontrollierter Offensive gewonnen und egal was morgen ist, jetzt ist Mainz 05 die beste Mannschaft der deutschen Bundesliga. Lass dir das ruhig und lange auf der Zunge zergehen, Thomas Tuchel.
BONUS: Ich schaue grade das vogelwilde Spiel zwischen Liverpool und ManU und bin entsetzt. Ist die Luft so schlecht in Manchester? Berbatov, Rooney, Giggs etc., den Spielern gehen ja die Haare aus wie nix. Ausserdem hab ich bei der Premier League immer das Gefühl, die Spiele sind nur halb so lang wie die der Bundesliga, weil das Tempo so hoch ist. Vielleicht altern die Spieler dadurch auch schneller, was den Haarausfall erklären würde.