Das war ein Tag, wie man ihn nicht zweimal in der Woche erleben will. Noch mit dem Eindruck der ganzen Oslo-Scheiße aufgestanden und dann ganz tief nach Brandenburg hineingestoßen wegen eines Termins. Leider hat Termingebender Brandenburger Unmensch meinen Termin terminiert, ohne mich davon zu unterrichten, und so kann man getrost sagen, dass ich die anderthalb Stunden umsonst gefahren bin, denn zu sehen gab es in dem Ort nur ein Loch, wo vorher angeblich ein Zentrum war. Und ich weiß nicht, ob es an dem Loch – der Baustelle – oder an der Mittagszeit lag, aber die Stadt war leer wie nach einer Evakuierung. Lediglich ein paar alte Leute und ein paar verstreute Skinheads schienen nicht auf dem neusten Stand zu sein. Nach einem mediokren Tiramisueis in der Waffel und dem Gefühl hier ein Blickfang oder eine Provokation wider Willen zu sein, fuhr ich unverrichteter Dinge (zählt man Einparken nicht mit) wieder nach Berlin, wo in der Nacht wieder beinahe ein paar Leute verbrannt wären, weil jemand mal so richtig seine Wut an einem Kinderwagen ausgelassen hat. Dazwischen war ich aber noch im Designer-Outlet an der B5, um meiner Nikeschuh-Sucht Genüge zu tun und danach hatte ich auch eine Theorie parat, warum der eine Ort in Brandenburg so ausgestorben war. Immerhin gab es bei Jack And Jones nochmal 50% Rabatt auf den Outlet-Rabatt.
Monat: Juli 2011
Kurzkritiken zu The Lincoln Lawyer und Insidious
The Lincoln Lawyer:
Lässt man Matthew McConaughey einfach nur einen Schleimbatzen sein, der nicht alle zwei Minuten sein Unterhemd auszieht, funktioniert er perfekt als Milieufigur. Sehr amüsanter Gerichtsthriller, dem aufgrund der ansehnlichen und wohltemperierten Inszenierung so manches Klischee verziehen werden kann. Ryan Phillippe ist hier das hässliche Abziehbild seines „Cruel Intentions“-Charakters.
Insidious:
Paranormal Activity ohne Überwachungskameras, mit Schnittplan und ausführlichen Erklärungsmodellen für Astralwanderer und solche, die es werden wollen. Das ist teils um die Ecke gedachter, teils herrlich altmodischer Haunted-House-Grusel und darf nicht vor Anbruch der Dunkelheit angeschaut werden, sonst wirkt der eine oder andere Dämon albern. Im Dunklen dann aber echt ast(ral)reine Unterhaltung.
Fußball ohne Fußball 14.07.2011
Kurz ein paar Meinungen aus der fußballfreien Leidenszeit:
* Wahnsinn, wie unhaltbar unglamourös diese Frauen-WM ist. Rumpelfußball auf Niveau von Waldhof Mannheim in den Siebzigern. Und jetzt will ich nichts mehr hören.
* Zu den Bayern-Transfers:
Boateng: wahrscheinlich zu teuer (man kolportiert 13 Mio statt der von Manchester City einst ins Spiel gebrachten 20+), aber ein patenter Mann mit Zug zur Spieleröffnung. Allerdings auch anfällig für schludrige Stellungsfehler, aber es kann ja nur eine Steigerung zur Innenverteidigung der letzten Saison sein. An Badstuber glaube ich noch ein bisschen, Van Beuyten hat sich in den letzten 5 Spielen der ausgelaufenen Saison nahezu rehabilitiert, aber der Wuchtbremse Breno gehört sicher nicht die Zukunft. Boah(teng), waren das viele aber in einem Absatz.
Neuer: Jetzt kommt der Satz, für den man neuerdings (!) in der Münchner U-Bahn verprügelt werden kann: Ich mochte den schon bei Schalke.
Rafinha: hab ich bei Schalke wiederum keine Beachtung geschenkt und kann nichts über ihn sagen. Ein paar Youtube-Videos deuten aber auf ein Brazzo-artiges Schlitzohr hin und das finde ich gut. Apropos Brazzo: Was macht ein Freigeist wie der bei einem Hausmeister wie Magath?
Petersen: Wirkt trotz seiner Schlaksigkeit wie ein Pfundskerl. Hat die zweite Liga im Alleingang auseinander genommen. Aber es ist eben auch die zweite Liga gewesen.
Vidal: Wenn er kommt, kann er die dritte spielerische Extraklasse neben Robben und Ribery werden. Ich hab ihn bei Leverkusen lange für einen Proleten gehalten, aber das war nur die Frisur. Vidal hat Spielintelligenz, einen unglaublichen Ehrgeiz und ein paar gute Tricks auf Lager. Fragt sich nur, wie sich so ein Transfer auf die defensive Mittelfeld-Warteschleife aus Tymoschchuk, Gustavo, Kroos und Alaba auswirkt. Aber noch ist ja nix fix, auch wenn Heynckes der Sache Vidal fast ganze Pressekonferenzen widmet.
Heynckes: sieht mit jedem Jahr weniger nach Glühbirne aus, spricht aber immer noch sehr merkwürdig. Scheint noch genügend Lust auf ein paar letzte Titel zu haben. Kann man machen.
Nachtrag Takashi Usami: Keinen Schimmer, was der kann.
*Die Heim-Trikots der kommenden Saison sind fast ausschließlich zum Davonlaufen. Rühmliche Ausnahmen sind das schlichte Bayern-Trikot mit den güldenen Streifen und das extrem aufgeräumte und anmutige Stuttgart-Leiberl. Der Abschuss sind sie hingeschissenen Hypnose-Designs von Werder und Dortmund. What the hell were you thinking?
Kurzkritik zu Harry Potter & The Deathly Hallows 2
Bringt ein Handlungsknäuel zur Entwirrung, in dem sich selbst Potter-Komplettisten wie ich schon vor drei Filmen rettungslos verheddert haben. Tut das mit beeindruckender FX-Grazie. Eins hab ich aber nie verstanden und das hat sich bis zuletzt nicht geklärt: was ist mit der Nase von Voldemort passiert?
Kurzkritiken zu Sucker Punch, Battle LA, The Rite, Wir Sind die Nacht
Sucker Punch:
Superbe Girls in Strumpfhosen, eingebettet in einer Handlung, die ich nicht verstanden habe, aber von der ich auch nicht das Gefühl hatte, sie verstehen zu müssen. Zack Snyder soll bitte unbedingt mit diesen Zeitlupensequenzen aufhören. Zuviel Musik außerdem. Die völlig überdrehten Actionszenen machen’s aber wieder wett, auch wenn mich die meisten Kinokritiker für diese Meinung einweisen lassen würden.
Battle LA:
Black Hawk Down mit Aliens und ohne politische Message. Das ist an sich schon bedenklich, aber wenn man einen Handlungsmumpitz wie diesen dann der Pseudoauthentizität halber mit einer Armada von Wackelkameras inszeniert, hat man die Schüttelinvasion mehr als verdient.
The Rite:
Für einen Exorzistenfilm, der ja quasi ex cathedra (!) in seinem Handlungspielraum begrenzt ist, eine spannende Vorgeschichte mit teuflisch guten Bildern des schäbigen Roms, und das ist ja ein Aspekt der Stadt, den man nicht inszenieren muss. Danach verfällt der Film leider in alle nur denkbaren Klischees vom alten und jungen Priester, vom gläubigen und ungläubigen Priester, vom besessenen und unbesessenen Priester und in denen eiert der Film dann auch zu einem dubiosen Happy End, das einen als Dämoniefilmfan nur kreuzunglücklich machen kann.
Wir sind die Nacht:
Was unterscheidet den deutschen Vampirfilm vom deutschen Film an sich? Nichts. Gründlich produziert, peinlich inszeniert.