Risse*

We Desire Disorder.

We Were Born Destroyers.

Sei vernünftig, sei feinfühlig, sieh hin.
Manchmal sieht man sie zwischen den Nebelwänden eines Januarmorgens. Leise klafft einer auf. Wie ein kurzes Flimmern auf dem Fernseher. Ein minimaler Spalt, ein mikroskopischer Riss im Alltag. Darunter ist das Schwarz, darunter liegt die Tiefe.

Sei vernünftig, sei feinfühlig, sieh hin.
Manchmal sieht man sie in dem Spiegel im Aufzug. Diese feinen Risse in der Haut. Unter den Augen, unter den Nägeln, an den Ellenbogen. Wo schon der Knochen durchschimmert. Es sind die minimalsten Stellen, es sind Mikrorisse im Gewebe des Alltags. Darunter sind die Knochen, das Skelett eines ausgeklügelten Plans, der nie funktionieren wird.

Sei vernünftig, sei feinfühlig, sieh hin. Wenn dir dämmert, dass die Nachbarn über dich reden, wenn du spürst, dass du nicht das kannst, was du denkst, wenn dir langsam aber sicher die Gebietshoheit entgleitet. Das Brennen unter den Nägeln, der Juckreiz an den Ellenbogen, die müden Augen – es sind die Risse.

Sei dumm, sei nachlässig, schau weg. Hinter den Nebelwänden ist nichts, die Tiefe gibt es nicht und im Spiegel ist nur der selbe alte Überhebliche. Das Skelett sitzt gut gepolstert hinter der Haut und es wächst mit, es dehnt sich bis du 100 Jahre alt bist. Schick mir eine Postkarte aus dem Januarmorgen und wir unterhalten uns bald bei einem Darjeeling über deine ausgeklügelten Pläne.

We Desire Disorder.

We Were Born Destroyers.

(*inspiriert von Constantines – Lizavetta)