Nenn mich amerikanophil oder einfach nur kindisch, aber ich adaptiere dieses Halloween gerne. Leider bin ich selbst zu groß und mein Kind noch zu klein, um verkleidet von Tür zu Tür zu gehen, und dann kommt dazu, dass es hierzubierernstenlandes so gut wie keinen Gruselkonsens und somit auch keine dekorierten Wohnungen und Haustüren gibt. Was mich abgesehen von Süßigkeiten und Kürbisgewitter immer schon fasziniert an der ganzen Allerheiligen-Preshow: dass man eine ganze Nacht den Toten widmet. Ich finde das wildromantisch, beängstigend und hoffnungsvoll in ein und demselben Gedankengang. Man stelle sich nur vor, der Tote an sich hat eine Nacht lang Ausgang. Was er wohl für melodramatische Dinge anstellen mag, weil so ein Tod geht ja in den seltensten Fällen spurlos an einem vorüber. Oder in diesem Falle spuklos. So angegruselt wie ich eh schon bin und wo grade ein paar der letzten Sturmnächte die Wolken so herrlich vor sich hergepeitscht haben und einen schwarzblauen Symbolhimmel preisgegeben haben, möchte ich eigentlich den ganzen Tag nur Gruselfilme schauen. Leider komme ich nie vor 23.00 Uhr dazu und meine Lebensdauer vorm Einschlafen beträgt dann nur noch zirka 15 Minuten.
Monat: Oktober 2013
Boardwalk Empire – eine Übersetzung
Es war mir Anfang des Jahres zugleich Ehre und historische Herausforderung, Nelson Johnsons Sachbuch „Boardwalk Empire: The Birth, High Times and the Corruption of Atlantic City“ zu übersetzen. Jetzt ist es bei Heyne Hardcore erhältlich. Es handelt sich allerdings (und sogar gottseidank) nicht um die Roman-, sondern um die Sachbuchvorlage zur gleichnamigen HBO-Serie, um die Monografie einer Stadt im Süden New Jerseys, einer, die im wahrsten Sinne „mit allen Wassern gewaschen ist“. Das Buch erzählt nicht nur von Prohibition, Nucky Johnson (der Nucky der Serie), seinem Nachfolger Hap Farley und Donald Trump in der selben Ahnenreihe, sondern vom grenzenlosen politischen Opportunismus der Provinz, Rassismus, der Erschließung der Ostküste, amerikanischer Naherholung, der Arbeiterklasse der Steel Cities und was passiert, wenn der Amerikanische Traum langsam ausblutet.

Killing Machine
Meine Heavy-Rock-Band (ich mag den Terminus so gern) THE GEBRUDER GRIM hat eine neue Besetzung und eine neue Single. Die nennt sich „Killing Machine“ und ist der Vorbote der neuen EP „The Priestess“, die im November erscheint und die wir live am 1.11. im Schokoladen in Berlin vorstellen. The Gebs luv you!

Kurzkritiken zu Gravity, This Is The End, Mama, Fast & Furious 6, Room 237, Through The Never
Gravity:
Die BR Space Night als Beklemmungshorror. Das fängt so unglaublich schmuck und originell an, dass man schnell der Mär vom Film des Jahres glauben mag. Dann aber kommt Sandra Bullock. Und Sandra Bullock. Und dann nochmal Sandra Bullock. Und Sandra Bullock überschauspielt auf eine betont unterspielte Weise eine Storyline, die aus der angeblich von der Protagonistin so wertgeschätzen Stille im Vakuum eine vor lauter Rührseligkeits-Metaphern schreiende Schmonzette macht. Die den Film letztlich bei flammendem Eintritt in die Pathosphäre in den Sand setzt.
This Is The End:
Ja, schon ganz lustig. Mindestens bis Michael Cera stirbt und noch ein bisschen darüber hinaus. Oh, Spoiler, Verzeihung. Dann geht der Film den unterirdischen Weg aller amerikanischen Buddy-Filme der Neuzeit. Den Penis- und Analweg.
Mama:
Die erste Hälfte ist gut, weil die Kinder das ganz ordentlich spielen mit der Verstörung, aber dann wird es mir im wahrsten Sinne des Wortes zu fantastisch. Mal was Generelles: Ich verstehe, warum man Kindern tragende Rollen in Horrorfilmen gibt, das erreicht einen auf verschiedenen unangenehmen Ebenen, aber ich fühle mich dabei missbraucht und manipuliert. Ich will das nicht.
Fast & Furious 6:
Na ja, es ist wie immer bei der Fast-Reihe. Man fängt an zu schauen und denkt: Ah, tüchtiger Sprung mit Autos, aber nach einer halben Stunde fragt man sich, was man da eigentlich anschaut. Vin Diesel ist unfreiwillig komisch, dachte ich bisher. Kann aber auch sein, dass er das absichtlich ist, mit seinem Faltkinn.
Room 237:
So großartig die Idee, ein paar Kubrick-Wahnsinnige „The Shining“ zerlegen zu lassen und so ansteckend manche Verschwörungstheorie auch ist, so fad ist der Film als Gesamtmontage aus Kubrick-Szenen ohne Bilder der Sprecher, die dadurch meistens nur anhand ihrer kruden Theorien zu unterscheiden sind. Ausgezeichnet sind die Szenen um Tod und Teufel aus den alten Stummfilmen und die Übereinanderlegung von Shining vorwärts und Shining rückwärts. Insgeheim aber langatmiger als 2001 und ohne jeden Spannungsbogen. Dennoch: Wer aus dem Film rausgeht, ohne sofort eine Kubrickbox zu bestellen, besitzt ein hohes Maß an Selbstdiszplin.
Through The Never:
An sich ja ein schöner und IMAX-kompatibler Konzertfilm, bei dem mir Lars Ulrich das erste Mal in der langen medialen Geschichte von Metallica sympathischer ist als der affektierte Yeah-e-yeah-Proll Hetfield. Die Inszenierung der postapokalyptischen Rahmenhandlung ist auch okay, die Geschichte selbst lächerlicher als jedes Ugly-Kid-Joe-Video. Ebenfalls schwer zu verzeihen: Das Weglassen der zweiten Hälfte von „Battery“. Und dann noch als Randnotiz: Wenn man sich Metallica so anschaut, ist es schwer sich vorzustellen, dass dieses neureiche Metal-Proletariat vor ein paar Jahrzehnten geradezu bachartige Epen wie „Master Of Puppets“ und „…And Justice For All“ geschrieben haben soll. Aber das war wohl so, und diese Songs halten jedem Jahrzehnt, jedem Trend und jedem Vergleich stand. Vermutlich für immer.
The Sealevel: Reunion
Wenn auch nur für einen Song und ein Video. Hier ist „Light Years“ anlässlich des 15jährigen Jubiläums unseres Labels Firestation Records. Auf dem Geburtstagssampler ist eben auch dieses Lied drauf: