Vier Tage Bandprobe liegen hinter mir. Die Band kommt aus verschiedenen Teilen Deutschlands zusammen, um im Wedding vier Tage am Stück zu spielen. Das ist beinahe wie eine Woche in Männerurlaub zu fahren. Mit Whiskey schon nachmittags, dem Absturz in finsterste Albernheiten, ewiger Verbrüderung, aber auch menschlischer Dampfkessel-Entlüftung. Klassische Psychohygiene also, die soziologischen Mechanismen einer Familienfeier greifen hier, auch auf den Alkoholkonsum bezogen. Es sind zwei neue Songs entstanden, einer klingt nach Maiden, der andere nach Sabbath. Und natürlich in keinem Zusammenhang steht die Tatsache, dass die Band „The Prisoner“ und „Supernaut“ von besagten Bands nachgespielt hat. Ende Februar geht die Band auf eine kurze Bayerntour, und ich hab ein wenig Angst, weil ich touren eigentlich nicht leiden kann und zudem nichts ungerner tue als weite Strecken mit dem Auto fahre. Außerdem bin ich nicht gern von der Familie weg, noch nicht einmal drei Tage. Dann wiederum gefällt mir die Idee, sich gehen zu lassen, um für kein Geld abends wenige Leute bestmöglich zu unterhalten. Weil es radikal und ideell ist. Rock’n’Roll ist in seinen Anfängen immer eine völlige Selbstverleugnung und eine Abweisung vernünftiger Lebenswege, deswegen ist er grade am Anfang immer so gut. Sobald die Infrastruktur Einzug hält, leidet die Inspiration. Chemieunfall in West Virginia, 300.000 Menschen ohne Wasser.