„The Death Of Yugoslavia“ ist eine der besten Dokumentationen, die ich je gesehen habe. Weil sie kurz nach dem Krieg produziert wurde und die Metzger, Wahnsinnigen und Gesinnungsbürokraten sich völlig im Recht fühlen, wenn sie von den Konflikten berichten, teils noch nicht einmal ahnend was ihnen bald via „The Hague“ blühen wird. Der 6-teilige BBC-Film ist ohnehin ein Lehrstück über das, was Menschen so antreibt. Über die Selbstgefälligkeit. Über die Selbstgerechtigkeit. Über die Bereicherung, die persönliche. Und das ist ja nicht nur das allerunlauterste, sondern auch schwachsinnigste Motiv, weil Bereicherung ja den kurzfristigsten Effekt von allen hat: das MOMENTANE Wohlbefinden. Außer man spart für die Kinder. Ergo ist der Mensch in seiner hauptsächlichsten Eigenschaft ein kurzfristig denkender Idiot, der seine intellektuelle Evolution en gros noch vor sich hat. Eine andere Quintessenz lässt der Film beinahe gar nicht zu. Klingt ein bisschen humoristisch, ist es aber nicht. Bis weit in den Schlaf hinein quälen einen die Bilder aus dem „gesäuberten“ Zvornik und die sprechenden Pokergesichter von Milosevic bis Å eÅ¡elj. Dass ein einziger Mensch wie Tito solange den Deckel auf einem Konstrukt wie Jugoslawien draufhalten konnte, ist gleichzeitig eine Tragödie aber auch eine Hoffnung. Die Blöden folgen guten Ideen genauso wie schlechten. Es gibt keine eindeutigen Positionen, es gibt nur die situativen Wahrheiten. Das macht die Leute wuschig bis irre, siehe Ukraine. Dass die Wahrheit so vielgliedrig ist, das macht unsere Gesellschaft fertig. Aber damit muss sie fertig werden. Dringend.