Schon wieder und immer noch im Westernwahn. Muss wohl am Wochenende nach El Dorado Templin fahren und den ganzen Tag ungehindert den schwarzen Cowboyhut tragen. Beeindruckt haben mich nachhaltig die Peckinpah-Western „Pat Garrett & Billy Kid“ mit dem Dylan-Soundtrack und der Sterbeszene am unbebauten Fluss, und vor allem der sterbensvollerdreckige „The Wild Bunch“. Über Pike Bishop habe ich ein Lied geschrieben. Die Sergio Leones samt Eastwood hab ich schon letzten Sommer durchgebrütet, dieses Jahr sind Ford, Hawks und der Duke dran. „The Searchers“ hat mich regelrecht eingedunkelt mit seiner Weltverneinung im Monument Valley. Der Western, überhaupt ein düsteres Genre, selbst „High Noon“ ist alles andere als eine happy-go-lucky Heldensaga. „The Sons of Katie Elder“ und „Stage Coach“ sind als Nächstes dran. Es ist das erste Mal im Leben, dass ich John Wayne etwas abgewinnen kann. Weil ich ihn jetzt erstmals im Original reden höre vermutlich und da wird auch deutlicher, was für ein guter Schauspieler er war, ob man den reaktionären Hund jetzt mag oder nicht.
Die Frau, die mich neulich für den Tagesspiegel interviewte, hat nicht ganz zu Unrecht gesagt, ich hänge in den Mandel-Büchern in so archemännlichen Genres wie Detektiv, Metal und Wrestling herum. Kommt auch noch der Western dazu? Plötzlich habe ich so ein Bild vor Augen, wie der Mandel in El Dorado Templin im Saloon sitzt und dort als Pianist sein Geld verdient und ich sehe meine Chance, einen eigenen Western zu kreiern, wenn auch in der Uckermark. Aber nein, die Mandel-Bücher sind vorbei. Bavarian Gothic ist mein neustes Genre.
Und was immer das auch über mich aussagt, dass ich die Machomilieus mag (ich sage, es bedeutet nur, dass ich ein Kindskopf bin), in jedem lässt sich ganz ausgezeichnet das finden, was ich finden will: alle sind fürchterliche Opportunisten und Kompetitionisten, deshalb gibt’s auch Krieg auf der Welt. Ich will die Frauen von der Weltsünde nicht komplett ausnehmen, aber die ihnen im Lauf der patriarchischen Jahrtausenden aufgezwungene Zurückhaltung hat sie einen feinsinnigeren und manchmal auch hinterfotzigeren Opportunismus gelehrt: die Manipulation ist ein süßes Gift, und die eine oder andere gelegentliche Vergiftung ist mir lieber als die männliche Ultima Ratio, alles in Schutt und Asche zu legen und dann zu überlegen, wie’s weitergeht.
Meine Frau sagt manchmal: „Gib’s zu, du magst keine Frauen.“ Ich sag, das kann schon sein, aber ich mag Männer genauso wenig. Nur bei Männern hab ich das Gefühl ich könnt noch was zum Weltwohlergehen beitragen, weil ich unsere grauslichen Minderwertigkeitskomplexe besser kenne und verstehe. Und noch besser verstünde ich sie sicher nach einem Besuch in El Dorado Templin.