Die 25 besten klassischen Western

25. McCabe and Mrs. Miller
(1971, R: Robert Altman, mit Warren Beatty, Julie Christie)

Handlung:
Der Entrepreneur und Spieler McCabe kommt in ein noch recht improvisiert wirkendes Kaff namens Presbyterian Church in den Bergen des Nordens des Westens. Das Wetter ist durchgehend beschissen und am Ende schneit es wie nichts Gutes. Die Edelprostituierte Constance Miller trifft eine Weile später ein und installiert zusammen mit McCabe im Ort ein Edelbordell mit angeschlossenem Badehaus. Das wars eigentlich an Handlung. Ach ja, irgendwann gegen Ende kommen drei finstere Typen in den Ort, die es vermutlich auf McCabe abgesehen haben.

Kurzkritik:
Eigentlich ein grandioser Film, weil so eigenwillig und widerborstig gegen Western-Klischees und sich dann doch so elegant einordnend. Warren Beatty als larmoyanter und beinahe autistischer Gentleman-Gangster ist überragend, und sieht vielleicht besser aus als alle Westernhelden vor ihm, und Julie Christie als bauernschlaue Opium-Braut steht ihm in nichts nach. Das grässliche Wetter, die tonlosen Songs von Leonard Cohen, das Anti-Pionier-Gefühl und der schmuddelige Look mit der hinein-oktroyierten Körnigkeit, all das macht den Film eigentlich zu einem Top-Ten-Kandidaten. Doch seine unglaublich behäbige und beiläufig wirkende Taktung qualifizieren ihn eher für die Top Zen.

Zitat:
All you’ve cost me so far is money and pain. Pain, pain, pain. (McCabe)

24. The Outlaw Josey Wales
(1976, R: Clint Eastwood, mit Clint Eastwood)

Handlung:
Die Familie von Farmer Joses Wales wird von marodierenden Söldnern der Nordstaaten (Bürgerkrieg, you know) massakriert. Walkes mutiert vom Farmer zum Outlaw, jagt und wird gejagt.

Kurzkritik:
Im Reflex möchte man ja Eastwood vorwerfen, dass er immer den gleichen Typen spielt, aber gerade im Vergleich mit den Sergio-Leone-Dingern zeigt sich, wie nuanciert er doch wird mit zunehmendem Alter. Wales ist nicht mehr so smart wie der Mann ohne Namen und auch nicht so beseelt wie der bleiche Reiter, er ist ein seelisch vernarbter ungehobelter Racheengel, dem man zunächst nicht im Dunkeln begegnen möchte, aber hat im Gegensatz zu seinem Alter Ego in High Plains Drifter das Herz gerade noch auf dem rechten Fleck. Die unpeinliche Liebesgeschichte mit der blutjungen und leicht verwirrten Treckerstochter, die recht unprätentiöse Darstellung der Indianer und freilich Eastwoods Bart und Frisur haben ein Extra-Lob verdient.

Zitat:
To hell with them fellas. Buzzards gotta eat, same as worms. (Josey Wales)

23. Ride The High Country
(1962, R: Sam Peckinpah, mit Randolph Scott & Joel McCrea)

Handlung:
Der etwas rostige Ex-Marshal Steve Judd soll Gold aus einer Mine in die Stadt transportieren. Anpacken muss der alte Revolver-Kumpan und jetzige Schausteller Gil Westrum und ein young and angry Adlatus namens Heck. Dazu stößt das Mädchen Elsa auf der Flucht vor ihrem rigoros religiösen Paps und ein paar gewalttätige Hillbillies aus den Minen, darunter Elsas Verlobter, der sympathische Soziopath Billy.

Kurzkritik:
Den Film kennen nicht viele, und hinter Peckinpahs Klassikern Wild Bunch und Pat Garrett verschwindet er historisch gesehen im Nichts. Dennoch ist er eine echte Perle und schon hier geht Peckinpah das Thema Altwerden so frontal unverblümt und ruppig an, dass man nur darüber staunen kann, wie die Hollywood-Legenden Scott und McCrea sich selbst herunterwirtschaften. Die Szenen auf der gottesfürchtigen Farm und in der hinterwäldlerischen Mine (irgendwo zwischen Texas Chainsaw Massacre und Twin Peaks) sind so eindeutig Amerikaverätzend, dass es mich wundert, wie dieser Film nach außen hin eine so integre Form als tranquiler Spätwestern waren konnte.

Zitat:
Good fight! I enjoyed it! (Steve Judd after punching young Heck out cold)

22. Pale Rider
(1985, R: Clint Eastwood, mit Clint Eastwood)

Handlung:
Ein wortkarger Fremder kommt in eine Stadt und hilft wehrlosen Goldgräbern dabei, sich gegen schurkische Imperialisten zu erheben. Die Frauen lieben ihn, die Männer fürchten ihn.

Kurzkritik:
Eigentlich sind alle Eastwood-Western nach „Fistful Of Dollars“ nur noch Derivate und Veredlungen des Stoffs vom einsamen Reiter, aber genau das entspannt einem beim Zuschauen ungemein und lässt einen auf die Details achten. Genau darum geht es auch Eastwood als Regisseur in seinen späteren Western – um die Feinheiten, die leichten Variationen des klassischen Motivs. Die konservativen und religiösen Untertöne des Republikaners Eastwood lassen sich 1985 auch nicht mehr von Wildwest-Romantik kaschieren – im Gegenteil- dennoch ist das biblische Bild vom fahlen Reiter, der eigentlich und vielleicht auch nicht im Nebenberuf Priester ist, ein starkes. Zudem sind die Nebencharaktere wie der sture Goldgräber-Hektiker Barrett, gespielt von Michael Moriarty, die eigentliche Schau. Auch bildlich ein sehr harmonisches Konstrukt mit seinen hellen Farben und starken Kontrasten, hat alles etwas längst erlebtes, jenseitiges.

Zitat:
Preacher my ass.

21. The Treasure Of The Sierra Madre
(1948, R: John Huston, mit Humphrey Bogart)

Handlung:
Fred C. Dobbs (Bogart) ist im mexikanischen Tampico gestrandet und lebt dort vom Betteln. Zusammen mit einem amerikanischen Leidensgenossen und dem Goldgräber-Veteranen Howard machen sie sich landeinwärts auf, um nach Gold zu suchen und finden es auch. Danach ist Paranoia Central.

Kurzkritik:
Zeitlich (spielt 1925) und stilistisch gesehen eigentlich kein Western mehr, aber vom Feeling her gibt er einem noch das Gefühl. Es ist ein großartig gespielter und komponierter Film und vor allem Bogart als Dobbs und Walter Huston als Howard liefern sich hier ein Psycho-Duell allererster Mimenklasse. Bogarts Aggression und Paranoia ist zudem so greifbar, dass man eigentlich nicht ruhigen Gewissens von einem schönen Film sprechen kann, im Gegenteil, er ist beinahe in allen Belangen höchst unangenehm.

Zitat:
Conscience. What a thing. If you believe you got a conscience it’ll pester you to death.