Die 25 besten klassischen Western

15. The Good The Bad And The Ugly
(1966, R: Sergio Leone, mit Clint Eastwood, Lee van Cleef, Elli Wallach)

Handlung:
Es kreuzen sich die Wege von Auftragskiller Angel Eyes, dem wortkargen (what?!) Pistolero Blondie und dem ruchlosen, aber auch ganz witzigem Banditen Tuco. Dann suchen alle einen Schatz und treffen sich auf einen Zigarillo auf einem riesigen Friedhof.

Kurzkritik:
Leone probiert sich hier viel mehr aus als in den beiden anderen Dollar-Filmen. Seine immer noch stereotypen Figuren stehen nun an der Kippe zur Farce, wirken aber dadurch erstaunlich lebendig. Die historische Kulisse – in dem Fall der Bürgerkrieg – tritt, wenn auch historisch nicht ganz korrekt, einen Schritt weiter nach vorne. Retrospektiv wirkt es, als hätte Leone hier für „Once Upon A Time In The West“ geübt. Die Dialoge sind präziser, die Kamerafahrten experimenteller, die stillen Momente lakonischer, und das Dreierduell (Mexican Standoff) ist ebenfalls ein Vorläufer der perfekten Blei-Choreografie in „Once“. Ironischerweise hab ich bei der Recherche gelesen, dass der Film eigentlich das Prequel zu den anderen beiden darstellen soll, daher auch der Poncho, den Eastwood später findet. Mind blown. Mein Highlight (und sicher nicht nur meins) sind die Kamerafahrten und Parcours der Protagonisten über den riesigen Soldatenfriedhof zu Ennio Morricones „Ecstasy Of Gold“, immer noch der beste Song (Intro) jedes Metallica-Konzerts. Überhaupt hat sich auch Morricone nochmal selbst übertroffen, und auch sein Soundtrack schwebt nur knapp über der Parodie.

Zitat: The way I figure, there’s really not too much future with a sawed-off runt like you.

14. High Noon
(1952, R: Fred Zinneman, mit Gary Cooper, Grace Kelly)

Handlung:
Town Marshall Kane fängt eigentlich grade seine Flitterwochen an, doch wie ein Damoklesschwert hängt die Rückkehr vom Superbanditen Frank Miller mit dem 12-Uhr-Zug über der Stadt Hadleyville. Kane beschließt zu bleiben, aber keiner dankt es ihm. Am Ende steht er allein gegen Miller da.

Kurzkritik:
Gary Cooper ist wirklich wirklich sensationell. Das können die Hollywood-Helden am besten: Starke Machos sein, aber gleichzeitig linkisch, sorgenvoll und umsichtig. Arschlöcher, Egozentriker und die besten Menschen der Welt in chemischer Harmonie. Lebendige Menschen statt aus dem Drehbuch-Labor. Neben dem extrem gut gekleideten Gary Cooper spielt Katy Jurado als Helen Ramirez neben Grace Kelly auch alle Frauenrollen aus anderen Western gleich mit an die Wand. Die Photographie ist so präzise und gelassen wie in einem Corbijn-Film und der Spannungsaufbau mittels Uhrzeit funktioniert wie aufgezogen. Warum der Film es nicht in die Top Ten geschafft hat: mäßiger Supervillain und trotz des guten Songs zu aufdringliche Musikspur. Dennoch meistens tödlich still und musterhaft melancholisch, Genre-definierend. Hat seinen Regisseur Zinneman zwar in McCarthys Visier gebracht, weil der Drehbuchschreiber Foreman den Film auch als entsprechende Allegorie gesehen hat, leugnete aber bis ins hohe Alter den kommunistischen Aspekt, sondern sagte in etwa, es gehe um Furchtlosigkeit gegenüber einer „democracy gone soft“.

Zitat:
I’m tired of being shoved. (Will Kane)

13. For A Few Dollars More
(1965, R: Sergio Leone, mit Clint Eastwood, Lee Van Cleef)

Handlung:
Der Mann ohne Namen (mit Namen Manco) und Colonel Mortimer wollen beide die berüchtigte Gang um den paranoiden Halunken El Indio gegen ein saftiges Kopfgeld beim Gesetzgeber abliefern. Hinweis: Die Zusammenarbeit verläuft nicht immer ganz reibungslos.

Kurzkritik:
Hier (und das ist auch dem höheren Budget geschuldet) vertieft sich Sergio Leones Bildsprache schon deutlich, eine wirklich überraschende Handlung bekommt er aber nach wie vor nicht hin. Dennoch gibt es eine Menge zu mögen und beachten: Klaus Kinski, das puritanisch naive Verständnis von Recht und Unrecht als Blaupause für Eastwoods spätere Western, das ganze Panasch aus Taschenuhren, Revolvern, coolen Hüten und staubhustenden Kulissen und freilich eines wunderbar kaputten und herzlich ruchlosen Gian Maria Volonté als El Indio. Das sehr elegant inszenierte Dreierduell am Ende ist natürlich wieder eine Preview der nachfolgenden Filme, aber es bleibt letztlich ein ästhetisch nur angerissener Film ohne den Neulingsbonus des für die Zeit dreisten Fistful.

Zitat:
Any trouble, boy? (Mortimer)

12. Unforgiven
(1992, R: Clint Eastwood, mit Clint Eastwood, Gene Hackman, Morgan Freeman)

Handlung:
Der frühpensionierte Pistolero William Munny zieht noch einmal los, um die Misshandler einer Prostituierten zur Raison zu ziehen und im angenehmen Nebeneffekt das Kopfgeld zu kassieren. Dabei begleitet ihn sein alter Kollege Logan. In der Stadt Big Whisky führt der gocklige und brutale Sherriff Little Bill Dagget ein eisernes Regiment. Wenn das mal gut geht.

Kurzkritik:
Schöne Abrechnung Eastwoods mit dem Genre und dem was er dazu beigetragen hat, sprich dem schweigsamen Reiter mit der schwierigen Vergangenheit. Nach außen hin entspricht alles der Formel, aber auf den zweiten Blick ist überall der Wurm drin. Munny kann nicht mehr schießen, der junge nassforsche Nachwuchskiller ist kurzsichtig, der Sheriff ist ein miserabler Handwerker und der legendäre Revolverheld English Bob ist ein Fatzke, der vom Sheriff in Nullkommanix der Lächerlichkeit preis gegeben wird. Obendrein haben die Huren ihre eigene nicht ganz rechtmäßige Agenda und so kann der Zuschauer nicht mehr nach Recht und Ordnung, sondern nur noch nach Sympathie sortieren. Und die gehört natürlich Clint Eastwood in seinem grandios taumelnden Spiel zwischen eiskalt und überlebensmüde. Das endgültige Sequel der Dollars wenn man so will.

Zitat:
That’s right. I’ve killed women and children. I’ve killed just about everything that walks or crawled at one time or another. (Will Munny)

11. Red River
(1948, R: Howard Hawks, mit John Wayne, Montgomery Clift)

Handlung:
Der cholerische Großrancher Thomas Dunson und sein Ziehsohn Matt wollen eine riesige Rinderherde über den notorischen Red River nach Missouri treiben. Dunson benimmt sich auf der Strecke zunehmend manisch autokratisch, was Matt so nicht hinnimmt. Generationenkonflikte wurden damals noch mit Waffen ausgetragen, das hat zu schnelleren Ergebnissen geführt und Streitigkeiten um die Erbfolge erleichtert.

Kurzkritik:
Neben High Noon einer der Schwarzweiß-Western, die beweisen, dass die alten Filme teilweise noch metikulöser gefilmt und inszeniert waren, weil man sich nicht auf die Wunderkraft der Farben verließ. Das ist auch oft nicht nur gefilmt, das ist komponiert. Kameratechnisch hatte man auch 1948 schon etliche Tricks auf Lager wie in den Boden eingegrabene Kameras für die legendäre Stampede-Szene. IMHO Waynes beste Leistung nach Searchers. Wenn die Mannschaft nachts im Bodennebel Wache hält und mit Grauen die Rückkehr und eventuelle Rache von Dunson antizipiert, läuft’s einem kalt den Rücken hinunter. Dass der Film dann auf einer nach der Vorgeschichte eher unangebrachte heiteren Note endet, lässt sich verschmerzen, weil auch Monty Clift als „Matt“ einen unglaublichen Job als aufrechter und unverdorbener Kuhhirte abliefert.

Zitat:
Every time you turn around, expect to see me, ‚cause one time you’ll turn around and I’ll be there. I’m gonna kill ya, Matt.